Neue Hoffnung für den Bamberger Plärrer
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Donnerstag, 03. August 2017
Die Stadt verhandelt mit der Bundespolizei über eine Fläche für den Frühjahrsplärrer. Die Chancen stehen gut, dass es eine Lösung gibt.
Er wurde in den letzten Wochen oft in einem Atemzug mit der Sandkerwa genannt, die heuer erstmals ausfällt: der Bamberger Plärrer. Auch diese Veranstaltung ist bedroht, seit der alte Volksfestplatz an der Breitenau durch die Brose-Ansiedlung nicht mehr zur Verfügung steht. Der Plärrer könnte im Herbst bereits zum dritten Mal ausfallen.
Doch nun gibt es wieder Hoffnung, zumindest für das nächste Frühjahr. Es war eine Frage in der aktuellen Stunde der letzten Stadtratssitzung, die die Überlegungen der Verwaltung zu Tage förderte. Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) befindet sich derzeit in Verhandlungen mit der Bundespolizei. Ziel ist es, den Frühjahrsplärrer 2018 doch noch durchführen zu können. Dafür ist aktuell das so genannte Motorpool-Gelände der ehemaligen US-Kaserne an der Zollnerstraße im Gespräch, auf dem die Veranstaltung 2016 das letzte Mal stattfand.
Doch leicht ist es nicht, eine provisorische Heimat für Fahrgeschäfte, Buden und Festzelt zu bekommen. Grund: Die Fläche ist für die Bundespolizei als Großparkplatz unverzichtbar. Und sie wird für die Stadt Gesamtkosten von mindestens 45000 Euro für Sicherheit, Strom, Wasser und Abwasser aufwerfen.
Neu an der aktuellen Debatte ist nun, dass die Stadt der Polizeischule Ersatzflächen zum Parken auf dem Gebiet der Lagardekaserne angeboten hat. Ob dieser Tausch Sinn macht oder nicht, wird derzeit von Thomas Lehmann geprüft, dem Leiter des Ausbildungszentrums der Bundespolizei in Bamberg. Grundsätzlich zeigt sich Lehmann aufgeschlossen: "Wir tun alles dafür, um dem Volksfest eine Chance zu geben."
Freilich sind die logistischen und organisatorischen Zwänge der stark wachsenden Polizeischule enorm. Ende August wird die Einrichtung um weitere 800 Menschen auf dann 2200 Mitarbeiter und Polizeianwärter zunehmen. Ein Jahr später erreicht die Polizeischule mit 3000 Personen ihren Höchststand -"das wird man in Bamberg sicherlich noch einmal merken", sagt Lehmann über den schlagartigen Zuwachs von 800 16- bis 22-Jährigen.
Stirbt das Volksfest endgültig?
Klar, dass unter solchen Bedingungen Parkplätze Mangelware und zwingend für den Erfolg des Unterrichtsbetriebs sind. Die meisten Schüler stammen aus Bayern und Baden-Württemberg, viele reisen mit dem Fahrzeug an. Ob der Bamberger Frühling 2018 tatsächlich wieder stattfinden kann, hängt nun von der Ersatzfläche in der Lagardekaserne ab. Sie muss groß genug sein und einen reibungslosen Ablauf ermöglichen. Lehmann ist zuversichtlich, dass sich eine Lösung finden lässt.
Für den Bamberger Plärrer wäre eine positive Entscheidung überlebenswichtig, auch wenn es sich auf dem Großparkplatz nur um eine Übergangslösung handelt. Mit jeder Veranstaltung, die ausfällt, sinkt die Zugkraft des einst bekannten Namens, und es steigt das Risiko, dass das Volksfest endgültig stirbt.
"Für Bamberg wäre das eine Katastrophe", sagt Georg P. Fischer vom Verband der Marktkaufleute und Schausteller in Bayern. Seit 100 Jahren gebe es das Volksfest, das im Unterschied zu den Stadtteilkirchweihen ein breites Publikum, u.a. auch aus dem Landkreis anspricht. Dabei geht es nicht nur um die Besucher. Auch aus unternehmerischer Sicht spielt der Plärrer eine nicht zu unterschätzende Rolle. "Wir leben davon", sagt Fischer. Er schätzt die Zahl der Arbeitsplätze, die direkt vom Bamberger Volksfest abhängen, auf 50 bis 100.
Deshalb fordert der Verband auch, dass es am Geld nicht scheitern dürfe, wenn es darum geht, einen neuen Volksfestplatz einzurichten. Die Stadt habe den Plärrerplatz an Brose verkauft, nun müsse sie für Ersatz sorgen.
In der Tat sucht die Stadt noch immer nach einem dauerhaften Volksfestplatz. Geprüft werden unter anderem Standorte auf dem Gelände des Bundessortenamts in der Südflur und wohl auch in der ehemaligen Lagardekaserne.