Neue Heimat für alte Kleidung
Autor: Antonia Wild
Bamberg, Mittwoch, 15. Juli 2020
Wer alte Kleidung spenden möchte, hat in Bamberg gleich mehrere Optionen. Eine davon ist der Mosaik-Umsonstladen.
Ein alter Anzug, sechs Sektgläser, ein Geschichtsbuch, eine Totenkopfmaske und drei Jonglierkegel liegen nur wenige Meter voneinander entfernt. Sie alle stammen aus unterschiedlichen Haushalten und sind hier, im Mosaik-Umsonstladen, für kurze Zeit zusammen. Doch schon bald werden sie alle neue Besitzer finden und den Laden wieder getrennt verlassen.
Der Mosaik-Umsonstladen hatte schon viele Adressen in Bamberg. Los ging es vor sechs Jahren in der Luitpoldstraße unter der Führung zweier Studentinnen. Die sind inzwischen seit dem Ende ihres Studiums weg und auch der Umsonstladen hat eine neue Heimat in der Pfisterstraße gefunden. Rund 15 Ehrenamtliche des Umsonst in Bamberg e.V. helfen hier in sechs Schichten pro Woche. Sie helfen, alten Dingen eine neue Heimat zu geben, darunter auch Kleidung.
Die ehemalige Sonderpädagogin Elisabeth ist von Anfang an Teil des Umsonstladen-Teams gewesen. Zusammen mit ihrem Kollegen Robert hilft sie jeden Mittwochmorgen Spenden entgegenzunehmen, zu sortieren, einzuräumen und an ihre neuen Besitzer zu bringen. Sowohl für sie als auch für Robert ist es der Nachhaltigkeitsgedanke, der sie zum Ehrenamt motiviert. "Teils bekommen wir noch originalverpackte Produkte, es wäre sehr schade, diese Dinge einfach wegzuschmeißen, wenn sie doch noch funktionieren und nutzbar sind", sagt Robert.
Neben dem bewussteren Konsum geht es beim Umsonstladen auch um Begegnung. "Wegen der Corona-Krise steht der Begegnungsaspekt unseres Ladens gerade auf Pause, aber sonst, gerade in den Abendschichten, kommen die Leute hier oft zusammen und nutzen den Laden als Treffpunkt", weiß Elisabeth. Ebenso wie die restlichen Produkte im Laden sind auch Tee, Kaffee und Wasser für die Kunden kostenlos.
Einen großen Teil der Spenden machen Kleidungsstücke aus. Ob Frauen-, Herren- oder Kindermode, Schmuck, Taschen, Schuhe oder andere Accessoires: Hier sind fast alle Spenden gerne gesehen. Sofern sie noch intakt sind, nicht verwaschen oder ausgeleiert und sauber sind. "Leider muss ich pro Schichte auch rund drei Säcke voller Kleidung entsorgen, weil sie einfach nicht mehr verwendbar ist", erklärt Elisabeth. In solchen Fällen lohnt sich auch die Weitergabe an andere gemeinnützige Stellen nicht mehr, die Kleidung hat ausgedient.
Eine weitere Ausnahme bildet Unterwäsche, auch sie wird aus hygienischen Gründen nicht vom Umsonstladen angenommen. "Die meisten Kunden halten sich an solche Regeln zum Glück auch, aber es ist immer sehr ärgerlich, wenn sich unter einem Sammelsurium brauchbarer Dinge noch ein Haufen Müll verbirgt und die Spendenannahme als Mülldeponie fehlgenutzt wird." Um den ehrenamtlichen Helfern die Arbeit nicht unnötig schwer zu machen, gilt es daher, die Regeln der Spendenstelle genau zu lesen und sie einzuhalten.
Respektvolles Miteinander
Ist die Spende dann sortiert und in den Laden eingeräumt worden, können die Kunden sich von allem etwas aussuchen. "Man darf sich alles mitnehmen, die einzige Obergrenze lautet: Du musst es noch heimtragen können", erklärt Elisabeth. Die langjährige Ehrenamtliche ermahnt die Kunden zudem zum sorgsamen Umgang mit den Produkten. Wer etwa ein Kleidungsstück aus dem Regal nimmt, muss es danach auch wieder zusammenfalten und zurücklegen, falls er es doch nicht will. "Dieser Ort lebt von einem respektvollen Umgang miteinander und weil das meistens gut gelingt, macht mir die Arbeit hier so viel Spaß", sagt sie.