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Natursteinwerk baut Potsdamer Stadtschloss


Autor: Hans-Werner Penning

Bamberg, Mittwoch, 02. Oktober 2013

Das Bamberger Unternehmen ist wesentlich am Wiederaufbau der Fassaden der ehemaligen Hohenzollern-Anlage beteiligt. Zu DDR-Zeiten war das Potsdamer Stadtschloss zerstört worden. Jetzt wird der brandenburgische Landtag hier einziehen. Möglich wurde das alles durch eine großzügige Spende von SAP-Mitbegründer Hasso Plattner.
Was so dekorativ aussieht, ist die Rückseite des Potsdamer Stadtschlosses . Dank einer Spende von SAP-Mitbegründer Hasso Plattner von mehr als 20 Millionen Euro wurden die Fassaden nach historischen Plänen neu gestaltet. Es fehlen noch die Figuren auf dem Dachsims. Im Inneren soll der brandenburgische Landtag einziehen. Foto: Hans W. Penning


500 Deutsche Mark Steuer-Rückerstattung bildeten für Hermann Graser Senior vor rund 40 Jahren den finanziellen Grundstock für die Gründung einer Firma in einer Scheune in Trossenfurt im Steigerwald. Heute ist das Unternehmen als "Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser GmbH" längst international ausgerichtet, die rund 150 Mitarbeiter verknüpfen Steinmetz-Tradition mit High-Tech in einem der modernsten Werke für Steinverarbeitung in Europa.

Da kann man nicht abseits stehen, wenn es um berühmte Bauwerke geht: So ist der Bamberger Betrieb maßgeblich am guten Gelingen beim Neubau des Landtages Brandenburg beteiligt. Jetzt sind die historischen Fassaden des ehemaligen Potsdamer Stadtschlosses vollendet, während im Inneren der brandenburgische Landtag sein neues Domizil erhalten soll.

Am Tag der Deutschen Einheit ist man bis auf den Probebetrieb fertig.

Ein besonderer Kraftakt war diese Baustelle für das Unternehmen laut Hermann Graser jun., der heute zusammen mit seinem Bruder Martin die Geschäfte führt, allerdings nicht. "Wir haben zeitgleich etwa 40 bis 50 Baustellen im gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus", sagt er. Den Großteil der Arbeiten machen Restaurierungsprojekte und denkmalpflegerische Maßnahmen aus. Tätig ist man derzeit etwa bei der Steinernen Brücke in Regensburg, der Münchner Residenz oder Schloss Charlottenburg in Berlin. Besonders stolz darf man indes auf einen Neubau im Ensemble des Heidelberger Schlosses sein, dem ersten seit ein paar hundert Jahren. Das neue Besucherzentrum - entworfen von dem Schweizer Stararchitekten Max Dudler - wird mit dem Internationalen Preis für Architektur in Stein ausgezeichnet und fügt sich optisch sehr gelungen in die Bausubstanz der Schlossruine ein.

Es mag ein Beleg für die Leistungsfähigkeit des Unternehmens sein, wenn man trotz solcher Prestige-Baustellen schnell reagieren und Lücken schließen kann. So geschehen am Potsdamer Stadtschloss, dessen Fassade vom Baukonzern BAM Deutschland AG mit Spendengeldern des SAP-Mitbegründers Hasso Plattner von mehr als 20 Millionen Euro wieder hergestellt wurde. Hat man sich die Steinmetz-Arbeiten zunächst mit den "Sächsischen Sandsteinwerken" geteilt, mussten die Partner in Dresden vor einiger Zeit Insolvenz anmelden und die Bamberger Firma arbeitete von da an in eigener Regie für den deutsch-niederländischen BAM-Baukonzern. "Es gibt keine Handvoll Firmen in Deutschland, die solche Arbeiten ausführen können", sagt Hermann Graser. Am Ende trug sein Unternehmen etwa 60 Prozent des Auftragsvolumens der Steinarbeiten.

Das Rohmaterial erhielt man unter anderem von einem eigenen Steinbruch in der Sächsischen Schweiz. Etwa 2500 Kubikmeter oder 6500 Tonnen Sandstein wurden für den Neubau des Landtages bei der Gebäudehülle nach dem historischen Vorbild des Potsdamer Stadtschloss verarbeitet, das einst (1744-1751) aus diesem Material erbaut worden war. Im Bamberger Werk entstanden 270 Lkw-Ladungen Bauteile und Kapitelle für die etwa 800 Meter Fassade des Schlosses, das nun Landtag werden soll. "Unser Betrieb war zu dieser Zeit damit zu etwa 40 Prozent ausgelastet", sagt Hermann Graser, die anderen Baustellen wurden nebenher beliefert.

Für Potsdam waren eine Menge Bildhauerteile vorzufertigen, was hier zum großen Teil maschinell gemacht werden konnte. Von den etwa 160 neu herzustellenden Kapitellen wurden alle in Bamberg vorgefertigt. Die Hälfte davon wurde von den Bamberger Steinmetzen und Bildhauern weiterbearbeitet, die andere Hälfte wurde an die Bildhauer in Sachsen geliefert. Seit dem Frühjahr lief auch die Montage in Potsdam mit eigenen Leuten, Ende Juni war man fertig. "Im Prinzip ist das Stadtschloss ein kompletter Neubau, nachdem das historische Gebäude von den SED-Machthabern gesprengt worden war. "307 Originalteile wurden wieder eingebaut, die gut erkenntlich sind".

Wieder angebracht wurden vom Bamberger Natursteinwerk auch die beiden Reliefs über dem Eingangsportal, die Krieg und Sprengung überlebt hatten und bei der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten eingelagert waren, lässt Hermann Graser wissen. Restauriert wurden sie unter anderem von Mitarbeitern aus der Region Bamberg.

Gut gefahren ist man jedenfalls mit dem Generalunternehmer BAM Deutschland AG. "Die Zusammenarbeit war stets sehr gut und es wurde immer korrekt gezahlt", unterstreicht Graser. Und betont die Geschäftsphilosophie des eigenen Unternehmens: "Nicht mehr versprechen, als man halten kann".

Bei der BAM Deutschland GmbH weiß man die Zuverlässigkeit des Bamberger Unternehmens durchaus zu schätzen. "Unser großer Dank gilt dem persönlichen Einsatz von Hermann Graser jun. und seinem Team. Für die anspruchsvolle Aufgabe, die historische Fassade des Landtagsneubaus nach der Insolvenz der Sächsischen Sandsteinwerke fertigzustellen, konnte die BAM Deutschland AG mit den Bamberger Natursteinwerken das beste Unternehmen für diese Aufgabe binden", so Bauleiter Klaus Böhlitz.

Der Leiter der Stabsstelle Landtagsneubau beim brandenburgischen Finanzministerium, Ralf-Dieter Lankamp, ist mit der Unterstützung aus Bamberg sehr zufrieden. "Die Berliner würden sagen: Da kann man nicht meckern", fasst er seine Bilanz zusammen. Nach der Insolvenz der Sächsischen Steinwerke seien die Bamberger eingesprungen, und weder bei der Qualität noch bei der Bauzeit habe es Beeinträchtigungen gegeben. "Wir haben nichts Negatives gehört, das ist ein gutes Zeichen", sagt Lankamp. Die Firma sei "sehr professionell und sehr gut aufgestellt".