Naturschutz bremst Umgehung aus
Autor: Sebastian Schanz
Baunach, Mittwoch, 05. Dezember 2018
Baunach will eine Ortsumfahrung der Bundesstraße und hat es auf den Ausbauplan des Bundes geschafft. Doch die Ost-Variante führt durch mehrere Schutzzonen.
Nur ein rund 20 Zentimeter breiter Bordstein trennt das Haus des Baunachers Herbert Reinhard vom vorbeirauschenden Verkehr auf der Bundesstraße 279. "Mit dem Kinderwagen da rauszukommen, ist unmöglich", sagt der Opa, der sich um die Sicherheit seiner Enkelin sorgt. "Von uns muss sich immer einer auf die Straße stellen und die Autos anhalten, damit wir rauskommen."
Die Sicherheit ist das eine. Der Lärm, die Abgase, die verdreckten Fassaden das andere. "Das Haus steht seit 150 Jahren, aber der Verkehr ist stark angewachsen", sagt der 61-Jährige. 13 000 Fahrzeuge rollen laut Staatlichem Bauamt täglich an Reinhards Haus vorbei - Tendenz steigend.
Seit vielen Jahren schon hegen Reinhard und die meisten Baunacher den Wunsch nach einer Ortsumgehung der B279. "Alle wollen mit dem Verkehr raus", sagt Bürgermeister Ekkehard Hojer (CBB) dazu. Zusammen mit Reckendorf hat sich die Stadt beworben. Das Zauberwort dafür heißt "Bundesverkehrswegeplan". Wer es da rein schafft, darf sich Hoffnungen machen, dass bis 2030 wirklich etwas passiert.
Doch auch hier gibt es Abstufungen. Weil sich Reckendorf nicht so recht entscheiden konnte, ob der Verkehr künftig im Westen oder im Osten an der Ortschaft vorbeirauschen sollte, scheiterte die Bewerbung. Also trennte man die Anliegen, und Baunach bewarb sich allein. Mit Hilfe der Bundestagsabgeordneten im Wahlkreis Kulmbach-Lichtenfels-Bamberg Emmi Zeulner (CSU) machten die verkehrsgeplagten Städter Druck. "Wir haben 2016 sogar den Innenminister eingeschaltet", erzählt Hojer.
Der Einsatz war von Erfolg gekrönt - von einem Teilerfolg: Die Ortsumgehung trägt seit 2016 im Bundesverkehrswegeplan das Prädikat "Weiterer Bedarf mit Planungsrecht". Das bedeutet, es darf geplant werden. Für die Reckendorfer Ortsumfahrung fehlt dagegen das Planungsrecht. Das bedeutet, dass sich hier bis 2030 wohl nichts tun wird.
"Sehr hohes Konfliktpotenzial"
In Baunach hat man zwar ein erstes politisches Hindernis genommen - doch noch hat das federführende staatliche Bauamt keinerlei konkrete Planungen begonnen. Und dennoch türmen sich bereits Hindernisse auf - und die haben es in sich.
Gleich mehrere Naturschutzzonen liegen der favorisierten Ost-Trasse im Weg. "Der klassische Bogen wird ganz schön schwierig werden", sagt Emmi Zeulner dazu. Diese favorisierte Ostvariante sollte laut Bürgermeister von Süden kommend hinter der Mainquerung an der Kläranlage rechts runter und in einem weiten Bogen um das Gewerbegebiet um Baunach herum führen. Doch am Anfang und am Ende der Umgehung liegen jene Schutz-Gebiete. Das staatliche Bauamt Bamberg geht deshalb von einem "sehr hohen Konfliktpotenzial" aus.