Von oben sieht die Muna fast wie ein Wald aus. Kommen die geplanten Gewerbegebiete von über 80 Hektar Fläche, dann fällt ein Großteil davon der Säge zum Opfer. Foto: Ronald Rinklef
Eine der alten Fabrikationshallen für Munition. Foto: Ronald Rinklef
Der Stand heute und die Planung für die Zukunft. Nur der südliche Teil der Muna blieb erhalten.
Überall steckt Weltkriegsschrott im Boden. Ohne eine Säuberung von den gefährlichen Weltkriegsresten ist die Muna heute nicht zu nutzen. Foto: Ronald Rinklef
Einers von 65 Munitionshäusern aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie sind von oben kaum zu erkennen. Foto: Ronald Rinklef
Historische Aufnahme mit dem Namen Messerschmitt Flugzeugbau.
Kaum zu glauben, dass sich dieser See in Bamberg befindet. Er ist das Kernstück eines 10,9 Hektar großen Naturschutzgebiets, das künftig von Gewerbeflächen umgeben sein soll. Foto: Ronald Rinklef
Die ehemaligen Bunker sind deutlich größer als vermutet. Jeder hat zwei Eingänge und Belüftungsschächte. Foto: Ronald Rinklef
Mitten durch die Muna fließt der Sendelbach. Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
60 Tonnen Munition konnten in einem Bunker aufbewahrt werden. Foto: Ronald Rinklef
Eingezäunt: der Gleisanschluss. Foto: Ronald Rinklef
Im Original erhalten: Tür aus der Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Foto: Ronald Rinklef
Eine der Hallen, in denen Willy Messerschmitt sein erstes Motorflugzeug konstruiert haben soll. Genau hier soll ein Gewerbegebiet entstehen. Foto: Ronald Rinklef
Helmut Weis vor dem Munitionshaus Nummer 86. Foto: Ronald Rinklef
Seit 97 Jahren sind große Teile des Bamberger Südostens Sperrgebiet. Auf großer Fläche war die Natur sich selbst überlassen. Mit dem Abzug der US-Armee wird die Muna zum Zankapfel. Viele Hektar Wald sollen abgeholzt werden, fürchten Naturschützer.
Man muss nicht lange suchen. Der Boden steckt voller Geschichte, auch dort, wo man in Bamberg nur Kiefern und magere Wiesen vermutet würde. Es sind dosenartige Hülsen, von denen einmal eine tödliche Gefahr ausging. Jetzt stecken sie verrostet im Sandboden unweit des kleinen Sees hinter der Gutenbergstraße. "Kartuschen für die Pak, die Panzer-Abwehr-Kanonen", erklärt Helmut Weis.
Für den US-Zivilangestellten ist diese Art Weltkriegschrott nichts Besonderes. Der Mann mit dem blonden Schnurrbart kennt das Gebiet wie seine Westentasche. Auch auf scharfe Granaten ist er schon gestoßen.
Lebensgefahr am Rande von Bamberg? Es hat schon seinen Grund, dass ein hoher Zaun das 145 Hektar große Areal zwischen der Geisfelder Straße und dem Gewerbegebiet an der Gutenbergstraße vom Rest der Stadt trennt. Nirgends in Bamberg sind die dunklen Zeiten der deutschen Geschichte präsenter als in der "Muna", der ehemaligen Heereshauptmunitionsanstalt im Dritten Reich.
Auch in der Stadtverwaltung weiß man um die Gefahren, die hier im Boden schlummern. "Eine Entmunitionierung ist zwingend für alle zukünftigen Nutzungen", sagt Harald Lang vom Konversionsamt.
Möglicherweise Giftgas vergraben
Als die US-Armee die Anlage im April 1945 besetzte, sollen die 65 unterirdischen Bunker bis an die Decke mit Munition vollgestopft gewesen sein: Geschosse aller Art, Minen, Handgranaten lagerten in den hallenartigen Munitionshäusern, angeblich 12.000 Tonnen. Das Meiste davon sollen die Amerikaner gesprengt haben. "Doch Teile wurden auch vergraben", sagt Weis. Möglicherweise war auch Giftgas darunter. Immerhin 18.800 Giftgasgranaten sollen in Bamberg gelagert worden sein..
70 Jahre später ist die Gefahrenzone durchaus lieblich anzusehen. Die Natur hat die Muna mit Macht zurückerobert. Knorrige Eichen und Kiefern verbreiten urwüchsige Atmosphäre rund um den Sendelbach. Und an den kahlen Südhängen der Bunker haben Mufflons Spuren hinterlassen. "Für mich ist die Muna ein Naturparadies. Hier gibt es alles, vom Dachs bis zum Reh, seltene Pflanzen und kaum veränderte geschichtliche Zeugnisse", schwärmt Weis.
Freilich, es gibt kein Paradies, aus dem nicht irgendwann die Vertreibung drohte. Wer auf das städtebauliche Entwicklungskonzept für die Bamberger Konversionsfläche blickt, erkennt dort, wo sich heute Schießplatz und Muna befinden, neun große Baufelder, die unter anderem den nördlichen Teil der Muna bis zur Geisfelder Straße in voller Länge einnehmen.
Raum für neue Ansiedlungskandidaten
"Hier besteht die große Chance, Gewerbeflächen für die Zukunftssicherung der Stadt Bamberg zu schaffen", erklärt Stadtplaner Kunibert Wachten die Überlegungen. Rund 80 bis 90 Hektar neues Gewerbegebiet sollen abschnittsweise verwirklicht werden - Raum für neue Ansiedlungskandidaten wie etwa den Automobilzulieferer Schaeffler. Der überlegt nach wie vor, ein neues Logistikzentrum in Mitteleuropa zu bauen. Bamberg ist eine der letzten beiden Städte, die noch im Rennen sind.
Doch Arbeitsplätze sind nur die eine Seite. In Naturschutzkreisen haben die Pläne der Stadt, große Teile der Muna abzuholzen und zu überbauen, Empörung ausgelöst. "Diese Planung bedeutet einen immensen Flächenverlust, sie isoliert das vorhandene Naturschutzgebiet und zerstört wertvolle Lebensräume. Deshalb werden wir mit allen Mitteln dagegen kämpfen", kündigt Heinz Jung vom Bund Naturschutz Bamberg an. In seiner Kritik stützt sich der BN vor allem auf die Untersuchungen von Hermann Bösche und Martin Bücker. Sie bescheinigen der Muna mit ihrem Mosaik aus Rasen, Waldflächen, Teichen und feuchten Moorböden einen herausragenden Artenreichtum.
Konflikt zwischen Naturschutz und Gewerbe
Im Rathaus sieht man den Konflikt zwischen Naturschutz und Gewerbe den scharfen Tönen zum Trotz als lösbar an. Harald Lang weist darauf hin, dass das elf Hektar große Naturschutzgebiet erweitert werden soll und mindestens der Raum rund um die Bunker, ca. 40 Hektar, auch in Zukunft als Naturfläche zur Verfügung stehen werde. Die "stark versiegelte Muna" umfassend zu erhalten, kann sich Lang allerdings nicht vorstellen. Weil Bamberg wegen seiner Flächenknappheit auf neue Gewerbeareale existenziell angewiesen sei. "Wir haben nur noch das Gebiet nördlich der B 26 und die Nord- und die Südflur. Ohne die Muna bekommen wir irgendwann Probleme mit den Arbeitsplätzen."
Helmut Weis schüttelt den Kopf angesichts solcher Sachzwänge. Er fürchtet nicht nur um die Natur, sondern auch um die mitten im Wald versteckten Hallen, in denen der legendäre Bamberger Flugzeugkonstrukteur Willy Messerschmitt vor 90 Jahren sein erstes Motorflugzeug gebaut hat. Seitdem hat sich kaum etwas verändert. Türen, Fenster, ja sogar die Glühbirnen stammen aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. "Der Erhaltungsgrad ist phänomenal", sagt Weis.
Wer auch nur einigermaßen Kenntnis von Kampfstoffen und Kampfmittelräumung hat, der weiß auch aus dem Vergleich mit anderen Regionen in Deutschland, dass es schlichtweg utopisch ist, jemals dieses Gelände der Muna von Kampfstoffen so zu befreien, dass darauf gebaut werden kann, es sei denn, man ist bereit, dafür einige mehrere Millionen Euro in die Hand zu nehmen. Wer das nicht glaubt, der möge sich mit der Geschichte der Eibia in der Lüneburger Heide intensiv befassen - dort existierte das gleiche Problem ... und man hat dort nach vielen Versuchen und enormen Investitionen die ursprüngliche Idee der "Entmunitionisierung" einfach ganz leise sterben lassen. Alleine der Glaube, man könne 65 Betonbunker aus dem ehemaligen dritten Reich einfach beseitigen, zeugt von völliger Ahnungslosigkeit. Die Engländer haben in der Lüneburger Heide nach Kriegsende genau dieses versucht und sind gescheitert.
Ferenc
Die Überschrift führt in gewohnter FT-Manier in die Irre und macht dadurch Stimmung in die gewünschte Richtung.
Vor der Zerstörung ökologisch wertvoller Bereiche zu warnen, kommt mitnichten der pauschalen Ablehnung neuer Gewerbegebiete gleich. Vielmehr werden Interessen (auch künftiger Generationen) gegeneinander abgewogen. Erst einmal alles plattmachen, sollte schon längst der Vergangenheit angehören.
Nebenbei bemerkt: Immer mehr Güterverkehr auf die Straße zu bringen (Stichwort: Logistikzentrum), hat mit intelligenter Logistik rein gar nichts zu tun. Vielmehr werden Lagerhaltung, dezentrale Strukturen und wohnortnahe Arbeitsplätze aufgegeben, die resultierenden Kosten der Allgemeinheit aufgebürdet. Betriebswirtschaftlich erscheint das sinnvoll, das einzelne Unternehmen spart Kosten ein. Volkswirtschaftlich sind die Auswirkungen fatal, da andere nicht nur für die finanziellen Folgelasten aufkommen, sondern überdies die gesundheitlichen und ökologischen Schäden ausbaden müssen.
In einer sozialen Marktwirtschaft setzte der Staat die Rahmenbedingungen so, daß letztlich die Allgemeinheit von unternehmerischem Handeln einzelner profitierte. Seit sie nach dem (zeitweiligen?) Ende des globalen Ost-West-Konflikts zunehmend dem reinen Kapitalismus geopfert wird, regiert auch wirtschaftlich das ungehemmte Recht des Stärkeren, dominieren kurzfristige Gewinninteressen über nachhaltige Zukunftsstrategien.
11111aaaaa
Ihre und unsere Kinder werden mit Sicherheit dankbar sein wenn die Ansiedelung von Industrie und Gewerbe - und somit Schaffung von Arbeitsplätzen - auf dem Muna Gelände verhindert wird. Sie hätten dann die Möglichkeit in Ihrer großzügig bemessenen Freizeit ( mangels Arbeitsplatz ) die seltenen und wertvollen Lebensräume der Planzen und Tiere zu studieren. Nur leben werden sie davon nicht können.
... in der Kasernen- und Housing-Area für Wohnen UND Gewerbe! In der letzte Arena-Veranstaltung wurde klar, dass dieses 155ha große Gebiet mehr als genug Platz bietet für Wohn- und Gewerbegebiete, ohne dass sie sich gegenseitig beeinträchtigen. Die kurze Anbindung an die Autobahn direkt über die Pödeldorfer Straße bietet sich ja geradezu an für ein Logistik-Gewerbe. Wer Hauptsmoorwald, Muna oder Schießplatz mit Gewerbegebiet überplant, hat kein Gespür für die Natur und erst recht nicht für die wertvollen und seltenen Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Diese sollten nicht leichtfertig kurzfristigen Wirtschaftsinteressen geopfert werden. Unsere Kinder werden es uns danken.
Wer auch nur einigermaßen Kenntnis von Kampfstoffen und Kampfmittelräumung hat, der weiß auch aus dem Vergleich mit anderen Regionen in Deutschland, dass es schlichtweg utopisch ist, jemals dieses Gelände der Muna von Kampfstoffen so zu befreien, dass darauf gebaut werden kann, es sei denn, man ist bereit, dafür einige mehrere Millionen Euro in die Hand zu nehmen. Wer das nicht glaubt, der möge sich mit der Geschichte der Eibia in der Lüneburger Heide intensiv befassen - dort existierte das gleiche Problem ... und man hat dort nach vielen Versuchen und enormen Investitionen die ursprüngliche Idee der "Entmunitionisierung" einfach ganz leise sterben lassen. Alleine der Glaube, man könne 65 Betonbunker aus dem ehemaligen dritten Reich einfach beseitigen, zeugt von völliger Ahnungslosigkeit. Die Engländer haben in der Lüneburger Heide nach Kriegsende genau dieses versucht und sind gescheitert.
Die Überschrift führt in gewohnter FT-Manier in die Irre und macht dadurch Stimmung in die gewünschte Richtung.
Vor der Zerstörung ökologisch wertvoller Bereiche zu warnen, kommt mitnichten der pauschalen Ablehnung neuer Gewerbegebiete gleich. Vielmehr werden Interessen (auch künftiger Generationen) gegeneinander abgewogen. Erst einmal alles plattmachen, sollte schon längst der Vergangenheit angehören.
Nebenbei bemerkt: Immer mehr Güterverkehr auf die Straße zu bringen (Stichwort: Logistikzentrum), hat mit intelligenter Logistik rein gar nichts zu tun. Vielmehr werden Lagerhaltung, dezentrale Strukturen und wohnortnahe Arbeitsplätze aufgegeben, die resultierenden Kosten der Allgemeinheit aufgebürdet. Betriebswirtschaftlich erscheint das sinnvoll, das einzelne Unternehmen spart Kosten ein. Volkswirtschaftlich sind die Auswirkungen fatal, da andere nicht nur für die finanziellen Folgelasten aufkommen, sondern überdies die gesundheitlichen und ökologischen Schäden ausbaden müssen.
In einer sozialen Marktwirtschaft setzte der Staat die Rahmenbedingungen so, daß letztlich die Allgemeinheit von unternehmerischem Handeln einzelner profitierte. Seit sie nach dem (zeitweiligen?) Ende des globalen Ost-West-Konflikts zunehmend dem reinen Kapitalismus geopfert wird, regiert auch wirtschaftlich das ungehemmte Recht des Stärkeren, dominieren kurzfristige Gewinninteressen über nachhaltige Zukunftsstrategien.
Ihre und unsere Kinder werden mit Sicherheit dankbar sein wenn die Ansiedelung von Industrie und Gewerbe - und somit Schaffung von Arbeitsplätzen - auf dem Muna Gelände verhindert wird. Sie hätten dann die Möglichkeit in Ihrer großzügig bemessenen Freizeit ( mangels Arbeitsplatz ) die seltenen und wertvollen Lebensräume der Planzen und Tiere zu studieren. Nur leben werden sie davon nicht können.
... in der Kasernen- und Housing-Area für Wohnen UND Gewerbe!
In der letzte Arena-Veranstaltung wurde klar, dass dieses 155ha große Gebiet mehr als genug Platz bietet für Wohn- und Gewerbegebiete, ohne dass sie sich gegenseitig beeinträchtigen. Die kurze Anbindung an die Autobahn direkt über die Pödeldorfer Straße bietet sich ja geradezu an für ein Logistik-Gewerbe.
Wer Hauptsmoorwald, Muna oder Schießplatz mit Gewerbegebiet überplant, hat kein Gespür für die Natur und erst recht nicht für die wertvollen und seltenen Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Diese sollten nicht leichtfertig kurzfristigen Wirtschaftsinteressen geopfert werden. Unsere Kinder werden es uns danken.