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Nationalpark Steigerwald: Wirtschaft appelliert an Seehofer


Autor: Michael Wehner

Ebrach, Freitag, 23. Sept. 2016

Auch die Wirtschaft will sich die Chancen durch ein Nein zum Nationalpark Steigerwald nicht verbauen lassen. Ein überraschender Appell an Seehofer.
Der Steigerwald sollte in den Kreis der Nationalparkkandidaten wieder aufgenommen werden - das forderte IHK-Präsident Trunk.  Foto: MW


Dass sich ein Wirtschaftsvertreter für ein großes Naturschutzgebiet stark macht, ist nicht alltäglich. Genau das geschah am Freitagabend in Steinbach am Wald, mitten im Frankenwald also. Es war Heribert Trunk, der IHK-Präsident für Oberfranken, der die Gunst des Augenblicks nutzte und die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf den 130 Kilometer entfernten Steigerwald lenkte.

Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) erhielt an diesem Abend beim Glashersteller Wiegand die Große IHK-Ehrenmedaille. Damit würdigt die Kammer Seehofers Verdienste für die Region und unter anderem auch für die Nordbayern-Initiative. Seehofer habe Oberfranken verstanden, lautete Trunks Lob.

Freilich: Der IHK-Präsident, als Vordenker bekannt und gut vernetzt mit der bayerischen Staatsregierung, verband den Dank mit einer überraschenden Bitte, einem Appell. Seehofer, so Trunk, habe gut daran getan, Bayern einen dritten Nationalpark zu versprechen. Die Wirtschaft freue sich darüber, weil die touristische Entwicklung in Oberfranken steil nach oben zeige. Sie mache deutlich, wie wichtig überregionale bedeutsame Auszeichnungen seien, etwa der Titel Weltkulturerbe.

Aus dieser Erkenntnis heraus forderte Trunk den bayerischen Ministerpräsidenten auf, bei der anstehenden Auswahl geeigneter Waldgebiete, im Gespräch befinden sich Spessart und Rhön, den Steigerwald nicht von vorneherein auszuschließen. Wörtlich sagte Trunk: "Schließen Sie Oberfranken bei der Chance, mit einem solchen Nationalpark in der touristischen Champions League zu spielen, nicht aus."

Gegenüber unserer Zeitung hat Trunk seinen Vorstoß auch damit begründet, dass der erste Runde Tisch beim regionalen Dialogprozess im Steigerwald entgegen anderslautenden Aussagen einen Nationalpark als Entwicklungsoption gar nicht ausgeschlossen habe. Wie dem Protokoll der Sitzung zu entnehmen ist, wurden im Tagesordnungspunkt 3 sieben Modelle als Grundlage weiterer Überlegungen zusammengetragen, darunter als vierter Punkt die Entwicklung eines Nationalparks und als sechster die Einrichtung eines Weltnaturerbes.

Inwieweit Seehofer sich von Trunks Äußerungen von dem Vorab-Ausschluss abbringen lässt, ist fraglich. In Steinbach wiederholte Seehofer seine Äußerung vom Ausschluss jedenfalls nicht. Er zeigte sich im Gegenteil überrascht darüber, dass die Wirtschaft in Oberfranken einen Nationalpark begrüßt.

An der grundsätzlichen Konfliktsituation in Franken wird sich durch Trunks Intervention wohl erst einmal wenig ändern. Während im angrenzenden Umfeld des Steigerwald den bekannten Umfragen zu Folge eine Mehrheit dem Nationalpark gegenüber aufgeschlossen gegenübersteht, ist der Steigerwald selbst gespalten. Dennoch hat es natürlich Gewicht, dass sich nun die Wirtschaft in Oberfranken für die Prüfung des Nationalparks Steigerwald ausgesprochen hat.