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Nach Wohnung nun die Familie verloren


Autor: Anette Schreiber

Lichteneiche, Donnerstag, 11. April 2019

Für viele Mieter aus Lichteneiche ist acht Wochen nach dem Kellerbrand nichts mehr wie zuvor. Einige hat es besonders hart getroffen.
Hier kann der 36-Jährige auf Dauer nicht bleiben.Foto: Barbara Herbst


Etwas mehr als acht Wochen sind seit jener Brandnacht vergangen, durch die 75 Bewohner der Schlesienstraße 23 nach dem Feuer in ihrem Keller von einem Moment auf den anderen von Obdachlosigkeit betroffen waren. Durch den Rauch wurde das Haus unbewohnbar. Nach wie vor laufen die Fäden bei der Gemeindeverwaltung Memmelsdorf zusammen. Neben Bürgermeister Gerd Schneider (parteilos) ist der kommissarische Geschäftsleiter Ralf Pfister am meisten in die Vorgänge involviert. Wichtigste Verbindung zu den Bewohnern bildet Kristina Seibelt.

Sie hat viele Aktionen koordiniert und zum gegenseitigen Austausch eine WhatsApp-Gruppe gegründet. Zwar wohnt sie nicht selbst in dem betroffenen "Brand-Haus", jedoch ihre betagten Großeltern. Und diese sind nach etlichen Absagen bei der Wohnungssuche doch sehr verzweifelt. Derzeit wohnen sie in einem Ferienhaus, müssen dies aber in Kürze wieder verlassen.

Die Gesamtsituation ist laut Bürgermeister Schneider recht diffus. Von den 75 Bewohnern ist mittlerweile eine alte Dame verstorben. Sechs Bewohner sind fortgezogen, haben sich demnach also bei der Gemeinde abgemeldet. Drei Mieter haben in Weichendorf eine neue Bleibe gefunden. Das bedeutet, dass der Rest derzeit "irgendwie untergekommen" ist.

Das gilt auch für Dimitri A. (Name von der Redaktion geändert), den es noch einmal besonders getroffen hat. Zunächst ist er mit seiner Ehefrau und den drei Kindern für drei Tage bei der ebenfalls in der Gemeinde lebenden Schwester untergekommen. Danach im Hotel in Hallstadt. Anschließend für einen Monat in einer Ferienwohnung in Memmelsdorf, darauf zwei Wochen in einer Drosendorfer Ferienwohnung. Mit großer Dankbarkeit hebt der 36-Jährige hervor, dass die Familie überall kostenlos untergekommen war.

Dann kam letzte Woche der nächste große Schock: Die Ehefrau verschwand mit den Kindern in eine andere oberfränkische Gemeinde. Sie hat sich also von ihm getrennt. Da blieb Dimitri A.nichts anderes, als den geringen Teil der zurückgebliebenen Möbel zu seiner Schwester zu schaffen. Ein Bett steht ihm nun in einem kleinen Raum bei den in Memmelsdorf lebenden Eltern zur Verfügung. Spielsachen, Heimorgel und weitere Utensilien zeigen, dass hier oft Enkel untergebracht sind. Damit wird klar: Dieses Zimmer kann keine Dauerlösung sein. Denn der Vater arbeitet Vierschichtbetrieb und stets sind einige von Dimitris Nichten bei der Mutter.

"Die Wohnung in der Schlesienstraße kann ich alleine mir nicht mehr leisten, außerdem wäre sie auch zu groß", sagt Dimitri fast tonlos. Inzwischen hat er gekündigt und sucht eine günstige Ein- oder Zwei-Zimmer-Wohnung, möglichst in Memmelsdorf, Lichteneiche oder Bamberg. Damit er wenigstens in der Nähe der Eltern bleiben kann.

Der Aufzug ist bestellt

Die Nachfrage bei Peter Baum, Vermieter des "Brandhauses", ergab, dass inzwischen etliche Arbeiten an dem "Hochhaus" erfolgt sind. So wurden Wohnungen und Gänge gestrichen. Der Aufzug ist bestellt, ebenso die Wohnungstüren. Die würden wohl in ein bis drei Wochen geliefert, meint Baum. Einziehen könnten die Mieter gleichwohl in der nächsten Woche, "wenn die Wasserproben passen". Laut Baum kommen alle Mieter zurück. Bürgermeister Schneider hat so seine Zweifel.

Möglicherweise müssen auch Kristinas Großeltern zurück. Dann aber auch nur deshalb, um von hier aus nach einer neuen, dauerhaften Bleibe zu suchen.

Für die bisherigen Mieter, so Schneider, wurden seitens der Gemeinde Wohnungsbewerbungsbögen aller Wohnbaugenossenschaften verteilt. Ein Rückmeldung habe es bislang weder von den Mietern noch den Genossenschaften gegeben.

In Sachen Unterstützung für die Mieter des Kellerbrandhauses in der Schlesienstraße hingegen kann der Bürgermeister selbst Rückmeldung erstatten. Demnach wurden insgesamt über 18 000 Euro gespendet, die in der Gemeinde verwaltet werden. Inzwischen hat man einen Verteilschlüssel erarbeitet. Demnach werden 9000 Euro auf die 30 Wohnungen verteilt. Der gleiche Betrag steht dann für die Menschen zur Verfügung, die in den Wohnungen gelebt haben. Bis jetzt, so der kommissarische Geschäftsleiter, seien noch keine Mittel abgerufen worden. Das werde wohl erst der Fall sein, wenn andere Wohnungen bezogen sind. An Sachspenden konnten Sofas, Matratzen und Kinderbetten weitergeleitet werden.

Kosten aufgelaufen

Bei der Gemeinde Memmelsdorf sind nach der Brandnacht ebenfalls einige Kosten aufgelaufen, unter anderem für die Unterbringung der Bewohner. "Wir haben bereits etliche Rechnungen bezahlt", fasst Gerd Schneider zusammen. Er ist dankbar für die Unterstützung und Hilfsbereitschaft und hofft, dass es doch noch gute Lösungen für Kristinas Großeltern und für Dimitri gibt.