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Nach Überfall: Fußball-Schläger aus Oberhaid verurteilt


Autor: Anna Lienhardt

Lauter, Mittwoch, 05. August 2015

Acht Anhänger des Fußballvereins FC Oberhaid waren in einer Nacht- und Nebelaktion losgezogen, um einen Treffpunkt von Fans der SpVgg Lauter zu verwüsten. Mit dabei war auch ein Beil.
Eine lange Anklagebank im Amtsgericht: Acht Fans des FC Oberhaid wurden wegen ihres Überfalls auf Lauterer verurteilt. Foto: Anna Lienhardt


Rechtsanwalt Peter Plischke sprach von einer "wilden Waldaktion", Staatsanwalt Christian Lang von einem "unglaublichen Eskalations-Risiko": ein Überfall, für den acht Männer, allesamt Mitglieder des Fanclubs des FC Oberhaid und Mitglieder der "Oberhaider Jungs", nun vom Amtsgericht verurteilt wurden.

Was geschah in der Nacht vom 9. auf 10. Mai vergangenes Jahr? Es war der Abend, an dem sich Anhänger des FCO in ihrer Hütte trafen. Vorausgegangen war ein verlorenes Auswärts-Spiel. Bereits während der Begegnung war bei den Fans Bier geflossen, später in der Hütte tranken die Angeklagten weiter, einige unter ihnen auch Schnaps.

Video provozierte

Alle acht waren alkoholisiert, teilweise stark betrunken. "Irgendwie sind wir auf die Vorfälle mit den Lauterern zu sprechen gekommen", sagte einer der Täter vor Gericht aus.

"Vorfälle", die dazu beigetragen haben, dass sich die Fans durch gegenseitige Provokationen aufgeschaukelt haben. Besonders geärgert haben sich die Mitglieder der "Oberhaider Jungs" über ein Video, das Fans der SpVgg Lauter vor dem Jugendtreff der Gemeinde, einem Bauwagen am Wald, gedreht hatten. In dem Filmchen werden laut Zeugenaussagen die Mütter der FCO-Anhänger aufs Übelste beschimpft. Außerdem hatten Lauterer Fans einem der Oberhaider bei einem Auswärts-Spiel in Viereth offenbar einen "Scheiß FC"-Aufkleber auf dem Auto hinterlassen.

"Ich habe außerdem nachts Anrufe gekriegt mit Drohungen, dass sie uns auf die Fresse hauen", sagte einer von zwei Oberhaidern, die zum Tatzeitpunkt noch Jugendliche waren. Die Mitglieder der Truppe waren damals zwischen 15 und 38 Jahren alt.

Aufgeheizt durch die Gespräche, verteilten sich die acht Oberhaider auf zwei Autos und starteten Richtung Lauter, "um den Bauwagen zu demolieren und zu besprühen", wie es einer der Täter beschrieb. Die Autos parkten sie auf einem Feldweg, dann stürmten sie teilweise vermummt und mit ins Gesicht gezogenen Kapuzenpullovern zum Bauwagen.

Einer der Täter hatte ein Beil dabei, mit dem er die Tür des Wagens einschlug - zuvor hatte der stämmige Mann allerdings noch einem Lauterer mit der flachen Seite des gefährlichen Gegenstandes mehrmals gegen den Oberschenkel geschlagen. "Wenn da so ein Kasten mit einem Beil vor einem steht, fühlt man sich nicht gerade wohl in seiner Haut", sagte der Geschädigte vor Gericht.

Bank kam geflogen

Ein anderes Opfer aus Lauter berichtet von einem Schlag auf den Hinterkopf, später sei "eine Bank geflogen gekommen". Ein Oberhaider Randalierer gab zu, zwei Bierkästen direkt in den Bauwagen geworfen zu haben, zudem ging ein Ofen zu Bruch. Es entstand ein Schaden von insgesamt rund 100 Euro. Ein weiterer Zeuge aus Lauter sprach vom "absoluten Chaos", im Schock hätte er die Nummer der Polizei nicht mal mehr richtig ins Handy tippen können.

Die Oberhaider haben nun die Quittung für die Sachbeschädigung und die Körperververletzungs-Delikte bekommen, teilweise wurden sie wegen Beihilfe verurteilt.
Der 38-Jährige mit der Axt bekam acht Monate auf Bewährung. Richterin Daniela Kämmer nahm ihm seine Reue und Entschuldigung ab.

Der Mann hatte beteuert, dass er seit einem Jahr keinen Tropfen Alkohol mehr trinke, weil ihm seine Aggressivität in betrunkenem Zustand bewusst geworden sei. Ihm sei fast die Frau weggelaufen und er habe einen Selbstmordversuch hinter sich. Auch alle anderen sieben Täter entschuldigten sich noch im Gerichtssaal bei den Lauterern. Die beiden jüngsten Oberhaider wurden nach Jugendstrafrecht verurteilt und müssen vier Tage in Kurzarrest, um ihnen zu zeigen, "wo der Weg hinführen kann", wie die Richterin sagte. Außerdem müssen sie an einem sozialen Trainingskurs teilnehmen. Die weiteren Erwachsenen sind mit Geldstrafen von je 80 Tagessätzen zwischen 35 und 60 Euro davongekommen. Das Urteil ist rechtskräftig.