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Mystischen Welten auf der Spur - "Faun"-Sängerin im Interview


Autor: Harald Rieger

Bamberg, Montag, 23. Februar 2015

Am 9. März gastiert die Gruppe "Faun" in Bamberg. Sängerin Fiona Rüggeberg stand uns vorher Rede und Antwort.
"Faun" stehen auf Mittelalter - und auf entsprechendes Bühnenspektakel. In der Mitte Sängerin Fiona Rüggeberg. Foto: Riegerpress


Seit ihrer Gründung 2002 hat sich die Band "Faun" vom Mittelaltergenre hinein in die internationale Musikszene entwickelt. Allerdings hat die Gruppe dabei stets ihre "mystische Welt" erhalten. In wenigen Wochen geht es nun auf Tournee und die Band wird dabei auch in Bamberg gastieren - am 9. März in der Konzerthalle.

Obwohl die Gruppe "Faun" schon seit rund zehn Jahren auf dem Musikmarkt ist, kennt sie wohl nicht jeder unserer Leser. Stellen Sie die Band doch kurz vor.
Fiona Rüggeberg: Wir haben uns teilweise schon in unseren Teenagerjahren kennengelernt und machen seitdem zusammen Musik. Früher waren wir sehr viel auf mittelalterlichen Burgfesten unterwegs und sind im Stil von mittelalterlichen Spielleuten aufgetreten. Mit der Zeit haben wir uns weiterentwickelt und einen Schlagzeuger in die Band aufgenommen. Dadurch konnten wir nunmehr auch (Festival-)Bühnen spielen. Genauso hat sich die jetzige Stilrichtung entwickelt. Jeder einzelne von uns bringt unterschiedliche Musikeinflüsse mit. Ich zum Beispiel komme eher aus der Folk-Richtung.
Mich haben schon immer alte deutsche Volkslieder interessiert, aber auch die irische Musik. Andere von uns hingegen haben mit klassischer Musik oder mit Elektromusik zu tun gehabt. Dadurch hat sich eine Stilrichtung entwickelt, die wir Pagan-Folk nennen. Inzwischen ist Pagan-Folk ein stehender Begriff in der Szene geworden. "Pagan" deshalb, weil es in unseren Liedern viel um natur-mystische Inhalte geht.
Wir verarbeiten musikalisch aber auch alte, märchenhafte Texte, in denen es um Wassermänner, Hexen und dergleichen geht. Der Name "Faun" passt dazu ganz gut. Denn der Faun ist ein Fabelwesen und beschützt die Wälder. Er zieht mit seiner Panflöte durch den Wald und warnt die Tiere, wenn Gefahr droht.

Und warum haben Sie sich ausgerechnet für den Namen Faun entschieden?
In unseren Anfangstagen, wo es die Band eigentlich noch gar nicht so richtig gab, haben wir uns ganz viel in Wäldern getroffen und dort zusammen Musik gemacht. Am Lagerfeuer. Die ganze Nacht. Und da wie erwähnt der Gott Faun der Beschützer der Wälder ist und wir selbst sehr naturverbunden sind, dachten wir, der Name würde ganz gut zu uns passen.

Es gab allerdings in den 90er-Jahren schon mal eine Band mit dem Namen Faun. Diese stammte aus Würzburg. Mit ihr verbindet Sie aber nichts, oder?
Nein. Wir haben auch erst später und nur durch Zufall von dieser Band erfahren. Als ich eines Tages in einem Plattenladen stöberte, fand ich eine Platte jener Würzburger Band. Der Titel der Scheibe lautete "Die Sonne friert". Das fand ich ganz lustig. Aber ansonsten hatten sie mit uns nicht sehr viel gemeinsam. Es war nämlich eine Hardrock-Band. Sie ist aber schon sehr lange nicht mehr auf den Markt. Dennoch habe ich die Gruppe mal bezüglich des gemeinsamen Namens angeschrieben und wir hatten einen netten E-Mail-Kontakt.

Was fasziniert Sie persönlich am Pagan-Folk?
Ach, da gibt es Vieles. Der Musikstil an sich ist einfach schön, weil er ganz viel auf handgemachte Musik setzt. Wir bringen auch zahlreiche Instrumente zum Einsatz, die wie beispielsweise der Dudelsack eine lange Tradition haben. Wir sehen es zudem als einen kulturellen Auftrag an, alte Kulturgüter wie Märchen auszugraben, die wir dann in unsere Liedtexte einbauen. Und auf Deutsch zu singen empfinde ich als eine wunderschöne Sache. Leider wurde in den letzten Jahrzehnten oft nur noch auf Englisch gesungen. Das finde ich sehr schade. Denn auf Deutsch versteht man doch viel besser, was gesagt wird und man kann einen viel besseren Bezug dazu entwickeln.

Mit dem Album "Von den Elben" mussten Sie sich viel Kritik von ihren eingefleischten Fans anhören. Diese warfen Ihnen unter anderem vor, dass sie zu kommerziell geworden seien. Haben Sich mit dem aktuellen Album "Luna" die Wogen wieder geglättet?
Ich denke ja. Wir haben uns mit dem aktuellen Album wieder ein bisschen freigeschwommen. Wir mussten aber auch erst einen Weg finden, um alles auf einen Nenner zu kommen. Ich denke aber, dass wir dies ganz gut hinbekommen kommen. Das Vorgänger-Album "Von den Elben" war aus kommerzieller Sicht sehr erfolgreich und dadurch konnten wir auch gegenüber der Plattenfirma das Heft für unsere Musik praktisch wieder in die Hand nehmen. Und mitbestimmen, welche Lieder wir arrangschieren und welche Texte wir verwenden möchten. Daher denke ich, dass unsere alten Fans wieder mit uns zufriedener sind.

Und kürzlich kam es sogar zu einem Auftritt bei der Carmen Nebel-Show. Welche Erfahrungen haben Sie dabei machen können?
Ich muss sagen, dass ich gar nicht wusste, wer Carmen Nebel ist. Denn ich selbst habe keinen Fernseher. Also musste ich mich erst einmal informieren, was für eine Art von Sendung das überhaupt ist. In der Sendung trat auch das komplette Berliner Ballett auf. Wir waren sehr verwundert und es kam uns vor, als wären wir inmitten des Karnevals in Rio. Dennoch haben wir versucht, unser Wesen so gut wie es geht zu vermitteln. Auch wenn wir uns anschließend wieder einmal vor unseren alten Fans rechtfertigen mussten, warum wir dort auftraten. Aber es war für uns einfach eine große Chance, ein ganz anderes Publikum zu erreichen. Und ich muss sagen, mir ist jeder lieb, der zum Konzert kommt. Selbst wenn er sonst eigentlich eine ganz andere Musik hört. Da hab ich keinerlei Berührungsängste.

Und nun ist die Band "Faun" sogar in der Vorauswahl für den Eurovision Song Contest 2015. Wie kam es dazu und welche Chancen rechnen Sie sich aus, für Deutschland nach Österreich fahren zu können?
Man ist auf uns zugekommen und wir haben eine Weile hin und her überlegt, ob wir das machen wollen. Es ist natürlich vom zeitlichen Rahmen her genau am Anfang unserer Tour und wir mussten auch ein Konzert absagen - was uns sehr leid tut. Aber auf der anderen Seite ist es natürlich eine große Chance, mit unserer Musik eine große Plattform im Fernsehen zu bekommen. Ich kann allerdings nicht so richtig einschätzen, welche Chancen wir dort haben werden. Ich denke, wir lassen uns einfach überraschen. Es wäre aber schon eine große Ehre für uns, ausgewählt zu werden und für Deutschland nach Wien zu fahren.
Was waren Ihre ungewöhnlichsten Orte, an denen Sie bisher gespielt haben?
Wir spielten vor ein paar Jahren ein Akustik-Konzert in einer Tropfsteinhöhle vor ganz kleinem Publikum. Wir haben sogar ein Lied in völliger Dunkelheit gespielt. Das war wunderschön. Wir haben aber auch schon auf Bikerfestivals zwischen zwei Stripshows oder in Wäldern gespielt ...

Auf was dürfen sich die Konzertbesucher am 9. März in der Konzerthalle Bamberg jetzt schon freuen?
Es wird mehr als nur ein Konzert sein. Denn es wird auch viel fürs Auge geben. Wir haben uns eine Reise in eine andere Welt vorgestellt mit einer bunten Mischung aus Theater, Zirkus und Musik. Wir haben unter anderem eine ganz tolle Tänzerin aus Russland sowie Akrobaten, aber auch zwei ganz großartige Gastmusiker: einen Instrumentalisten aus Spanien und eine andere russische Cellistin. Mit den beiden können wir unsere Lieder dann einmal ganz anders umsetzen.

Das Gespräch führte
Harald Rieger.