Musterschüler Oberhaid - unter Bayerns Ersten
Autor: Anette Schreiber
Oberhaid, Mittwoch, 24. April 2013
Die Gemeinde Oberhaid hat als erste im Landkreis Bamberg den Zuschlag für ein Projekt erhalten, das den Weg zur Energie-Autarkie weisen soll. Klimaschutzbeauftragter Robert Martin ist begeistert.
Robert Martin ist begeistert. Es geht voran. Und - Oberhaid hat sich fast zu einer Art Musterschüler gemausert: eine Vorzeige-Kommune, was den Sektor Energie betrifft. Martin ist kein Oberhaider. Er kommt aus Gundelsheim. Dezent hat er sich zwischen die Obrhaider eingereiht. Schließlich will er diesen kleinen Etappensieg schon ein bisschen auskosten und zugleich für weitere Anstrengungen motivieren. Martin ist Klimaschutzbeauf tragter des Landkreises. Mit Leib und Seele - und deswegen auch in Oberhaid dabei. Beim Startschuss am Dienstagabend für die Erstellung eines Energiekonzeptes für die Gemeinde.
Oberhaid ist wie gesagt die erste im Landkreis und bei den Ersten der bayernweit 100, deren Energiekonzept eine 75-prozentige Förderung erhält. Mit Dienstagabend läuft der Countdown. Denn in einem Jahr soll das Energiekonzept für die Gemeinde Oberhaid stehen.
Das Energiekonzept ist knapp 25.000 Euro teuer und wird zu 75 Prozent vom Amt für ländliche Entwicklung (AlE)gefördert. Die Zusage dafür übermittelte namens des AlEdessen Energiekoordinator Andreas Eichhorn. Die weiteren Details erklärte Dominik Böhlein, Prokurist der Bamberger Firma "Energievision Franken", Oberhaids Partner in den kommenden zwölf Monaten.
Besondere Rolle für die Bürger
Bürgermeister Carsten Joneitis (SPD) hatte den Bürgersaal als Ort für die Auftaktveranstaltung zum Energiekonzept geschickt gewählt, rückte dadurch dessen Symbolcharakter in den Blick. Denn die Bürger sind es, denen bei der Erstellung des Energiekonzeptes eine ganz bedeutende Rolle zukommt. Neben der Gemeinde sollen dieBürger auch individuell von Informations-Angeboten und Projekten profitieren.
Dass Oberhaid in Sachen Energie-Autarkie schon einige wichtige Schritte weit gekommen ist, unter anderem mit der unter Bürgerregie betriebenen Freiflächen-Solaranlage zwischen Unterhaid und Staffelbach, ließ Joneits in seiner Einführung anklingen. Dieses und weiteres Engagement waren wohl auch ausschlaggebend dafür, dass die Gemeinde den Zuschlag bekommen hat. Oberfrankenweit sind es insgesamt 14 Kommunen, die mit Hilfe des AlE Energiekonzepte für eine weiteres, strukturiertes Vorgehen bei der Umsetzung der Energiewende vor Ort erarbeiten können.
In seinem Grußwort lobte auch Martin die bisherigen Errungenschaften Oberhaids, selbstverständlich. Aus Sicht des Klimaschutzbeauftragten scheint es ihm eine Freude, Lob zu verteilen, Lob dafür, dass auch seine Arbeit hier Früchte trägt. Und, um im Bild zu bleiben, mit dem neuen Konzept weiter kräftig gesät wird.
Oberhaid ist willig, das zeigen die Äußerungen des Bürgermeisters und das sagen neben Gemeinderäten auch die Mitglieder der Arbeitskreise, denen die Energie am Herzen liegt, und es klingt in den Äußerungen der Bürger an.
Die freilich wünschen sich vielleicht auch etwas mehr Individualität bei diesem Programm. Damit sie möglichst bald profitieren. Profitieren werden sie, aber erst nachdem die grobe Richtung und das Fundament des Konzeptes steht. Es geht um eine möglichst genaue Analyse des Istzustands - wer verbraucht wo wie viel von welcher Energie, heißt das stark vereinfacht. Je genauer das Datennetz so Böhlein, umso konkreter lassen sich daraus Handlungsanleitungen ableiten. Die Bürger sind also erst einmal gefordert. In einer Fragebogenaktion, die umso fruchtbarer ist, je mehr sie mit Detailinformationen gespeist wird.
Handlungsempfehlungen
Aus dem Energiekonzept ergeben sich, so ein mittelbares Ziel auch diverse konkrete Handlungsempfehlungen für die Kommune. Es bildet zugleich die Voraussetzung für mögliche Anschlussförderungen, mit denen dann konkrete Projekte in der Gemeinde umgesetzt und auf diese Weise auch die regionale Wirtschaft langfristig gestärkt werden sollen. Wertschöpfung soll in der Region bleiben, neue Betätigungsfelder entstehen, Land- und Forstwirte als Energiewirte zusätzliche Standbeine erhalten.
An den Faktor Energiewälder, also Wälder, mit schnell wachsenden Baumarten, die rein der Energiegewinnung dienen, erinnerte dabei Robert Martin. Im Übrigen machte er die Koordinatoren von "Energievision " die umfangreichen Datenerhebungen des Landkreises aufmerksam, die gerne für das Oberhaider Energiekonzept mit genutzt werden können.
Immer wieder hakten Bürger nach, was sie persönlich aus dem Energiekonzept ziehen können. Hier erklärte Böhlein, dass eine Reihe von Fachvorträgen mit unterschiedlichen Experten geplant seien, aus denen sich viele nützliche Tipps mitnehmen ließen. Auf eine eigene, kostengünstige Beratungsaktion der Energieagentur Bamberg wies Martin am Ende der Veranstaltung hin, "lassen Sie sich für dieses Vor-Ort-Programm vormerken", gab er den Oberhaidern mit auf den Nachhauseweg.