Druckartikel: Mussten die zwei Windräder durch Trabelsdorf?

Mussten die zwei Windräder durch Trabelsdorf?


Autor: Michael Memmel

Trabelsdorf, Freitag, 07. April 2017

Der Transport der Windkraft-Bauteile führte mitten durch Trabelsdorf. Der Projektant und die TG Trabelsdorf geben sich daran gegenseitig die Schuld.
Hier mündet der Haberfeldweg (von rechts kommend) in den Stückbrunner Weg bzw. die Weiherer Straße. Für den Transport der Bauteile für die zwei Windräder im Hintergrund hatte Projektant Roland Lösel die Nutzung des kleinen Grundstückes links unterhalb der Einmündung beantragt.  Foto: Michael Memmel


Tonnenschwere Spezialtransporte rollten zuletzt durch Trabelsdorf, um die Bauteile für zwei Windräder auf der Weiherer Höhe zu liefern. Das sorgte einerseits für spektakuläre Bilder, als sich die 50 Meter langen Rotorblätter durch den Lisberger Ortsteil zwängten. Andererseits hätten sich die Anwohner die Beeinträchtigungen durch den Baustellenverkehr gerne erspart, zumal auch die Straßen durch die Schwertransporte in Mitleidenschaft gezogen wurden. Wäre kein anderer Weg möglich gewesen?

Der Projektant des Windparks, der Trabelsdorfer Roland Lösel, verneinte dies jüngst gegenüber dem FT. Teilnehmer der Flurbereinigung hätten ihm die Nutzung der Flurwege verweigert, die er für eine alternative Anlieferung um Trabelsdorf herum ins Auge gefasst hatte. Der Schwarze Peter liegt also bei der Teilnehmergemeinschaft (TG) Trabelsdorf, die jedoch nicht bereit ist, diesen anzunehmen.

"Diese Aussage von Herrn Lösel ist nachweislich falsch. Die TG Trabelsdorf hat Herrn Lösel die Benutzung von Flurwegen nicht verweigert. Alle Flurwege gehören den Gemeinden Lisberg und Bischberg. Mit ihnen hätte Herr Lösel sprechen müssen. Wir könnten ihm die Nutzung nicht einmal untersagen. Die Vorstandschaft hat lediglich die Nutzung eines kleinen Grundstückes an der Einmündung des Haberfeldweges in die Weiherer Straße verweigert", verdeutlicht Heinz Ruder, Vorstandsmitglied der TG Trabelsdorf.


Streit um eine kleine Fläche

Die letzten Transport-Kilometer - von einem Zwischenlagerplatz am Ortseingang von Trabelsdorf bis zur Weiherer Höhe - sollten ursprünglich über den sogenannten Haberfeldweg führen. Deshalb hatte Lösel auch bei der TG beantragt, eine schmale, keilförmige Fläche nutzen zu dürfen, die an der Kreuzung dieses Flurwegs mit dem direkt zum Windpark führenden Stückbrunner Weg (Fortsetzung der Weiherer Straße) liegt. Bei der Vorstandssitzung am 30. November 2015 wurde dieser Antrag in Abwesenheit des Antragstellers Lösel tatsächlich von der TG mit 5:2 Stimmen zurückgewiesen.

Ruder erklärte dazu: "Innerhalb der Vorstandschaft besteht immer noch große Ablehnung gegen das genehmigte Bauvorhaben zur Errichtung der Windkraftanlagen. Der Vorstand hat daher eine Nutzung (Überfahrung) der Grünfläche durch den Antragssteller abgelehnt." Ruder kritisiert, dass das Logistikkonzept weder dem Vorstand der TG, noch den Bürgern und Anwohnern der Weiherer Straße öffentlich vorgestellt wurde und kein Dialog dazu gesucht wurde.


Youtube-Videos als Beweis

Weiterhin zieht Ruder dabei in Zweifel, ob dieses Grundstück überhaupt für den Transport nötig gewesen wäre, und verweist auf Youtube-Videos, in denen zu sehen ist, wie die auf Windräder spezialisierte Firmen - auch das in Trabelsdorf tätige Unternehmen Enercon - auf engsten Raum mit ihren Lieferfahrzeugen manövrieren können: "Der Weg ist an dieser Stelle breit genug, um auch ohne Nutzung der zusätzlichen Fläche herumzukommen."

Nur gut zwei Monate später wechselte allerdings besagtes Grundstück mit der Flurnummer 390 mit anderen Flächen für Landschaftspflege, Naturschutz und Grünordnung in den Besitz der Gemeinde. Mit der Ratssitzung vom 1. Februar 2016 war das "Nein" der TG für die Überfahrung der Fläche hinfällig. Nun war es an der Gemeinde, eine Fremdnutzung der Fläche zu genehmigen. "Wenn Herr Lösel, diesen Weg hätte nutzen wollen, wäre danach noch genügend Zeit gewesen", meint Ruder, schließlich habe die Arbeit am Windrad erst Ende 2016 begonnen.

Für den Vorstand der TG Trabelsdorf drängt sich der Verdacht auf, dass der Windpark-Projektant eher aus Kostengründen auf die Nutzung des Haberfeldweges verzichtet hat. Während dieser in der Nähe der Windräder nämlich in einem guten Zustand ist, hätte er in Richtung Tütschengereuth für einen derartigen Schwertransport wohl erst noch mit erheblichen Kostenaufwand ertüchtigt werden müssen.


Anwaltskanzlei spricht für Lösel

Mit diesen Punkten konfrontiert lässt Roland Lösel eine Anwaltskanzlei für sich sprechen, die vor allem auf die Entscheidung der TG Trabelsdorf vom 30. November 2015 verweist, in der die Überfahrung der Grünfläche abgelehnt wurde. Zuvor hätte Lösel bereits Bedingungen der Gemeinde für die Überfahrt akzeptiert - was wohl als Beweis für die Ernsthaftigkeit seines Planes dienen soll.

Außerdem wird mitgeteilt, dass "der Transport der Bauteile für die Windkraftanlage erfolgreich abgeschlossen ist" und "unser Mandant keinen Anlass sieht, sich nachträglich mit den theoretischen Fragen und haltlosen Mutmaßungen des Herrn Ruder zu Möglichkeiten alternativer Transporttrassen zu befassen".

Lisbergs Bürgermeister Michael Bergrab (ÜPL) will sich auf keine Seite schlagen und bewertet den Streit nüchtern: "Für den Dorffrieden hätte es etwas gebracht, wenn sich beide Seiten kompromissbereiter gegeben hätten."