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Mußestunden im Laimbachtal: mit Bruno auf Entdeckungstour


Autor: Christian Pack

Reckendorf, Mittwoch, 26. Juli 2017

Zwischen Laimbach und Obermanndorf sind die Begegnungen anfangs überschaubar. Zum Schluss wird die Gegend aber mit Roller und Traktor erkundet.
Fotoassistentin Laura Krug und Bruno Krieger Fotos: Matthias Hoch


Mein Pfeil? Natürlich mitten auf einer gottverlassenen Wiese. Mal wieder. Diesmal zwischen den Ortsteilen Laimbach und Obermanndorf (Gemeinde Reckendorf). 50 Einwohner hier, 30 Einwohner dort. Im einen Dorf ein Gasthaus, im anderen ein Geschäft für Fahrzeugbau. Man merkt schnell: Wer hier im Laimbachtal lebt, genießt die Abgeschiedenheit.

Nach einer halben Stunde Sommer-Idylle ist es mit der Ruhe urplötzlich vorbei. In weiter Ferne kündigt sich der Agilis-Zug mit einem lauten Warnsignal an. Viel zu laut, fanden die Anwohnern schon vor Jahren. Es gab viel Protest und eine Reihe von Vorschlägen. Unter anderem sollte die Bahntrasse verlegt werden. Anscheinend ist aber alles so geblieben.


Wie ein Dampfer durchs Dorf

Auch am unbeschrankten Bahnübergang in Obermanndorf dröhnt der Signalton durch die Mittagsruhe. Ein paar Schritte entfernt wird das Grundstück der Wolfschmidts praktisch durch die Schienen getrennt. Rechts im Garten gackern die Hühner, links laufen Enten über den Hof. Die Herrin des Hauses wässert gerade den Rasen, als der Zug in Richtung Ebern beschleunigt. Tüüüüüüttttt - die Obermanndorferin hat sich an den schrillen Ton längst gewöhnt. "Der muss ja sein, um die Auto- und Traktorfahrer zu warnen", sagt sie achselzuckend.

Trotzdem, erinnert sie sich: Die Lokführer der Bahn hätten früher leiser gehupt. "Manchmal hat man das Gefühl, ein Dampfer fährt hier durch." Bis zum späten Abend dröhne es durch die kleinen Örtchen direkt an der Bahnstrecke. Und nicht nur hier: "Je nachdem wie der Wind steht, hört man das Signal auch in Gerach."


Ein Fürth-Fan am Bahnsteig

Das kann Bernd Hartmann bestätigen. Er wohnt in der zwei Kilometer entfernten Gemeinde und kann dort ab und an das Tröten hören. Hartmann wartet mit Greuther-Fürth-Kappe ("Seid ihr Club-Fans?") und Familienhund Fin am Bahnsteig. Er will Tochter Lilly abholen. Die hatte heute Wandertag mit dem Eberner Friedrich-Rückert-Gymnasium, es ging ins Naturkundemuseum nach Bamberg. "War schön, wir haben Paradiesvögel angeschaut."
Beim Schuljahr ist Endspurt angesagt. Die Sommerferien stehen vor der Tür. Für Familie Hartmann geht's wie immer auf die Insel Rügen. "Das ist Tradition bei uns. In Deutschland kann man sehr schön Urlaub machen", findet Hartmann. Noch ein Foto, dann geht's heim. "Viel Spaß in Laimbach", gibt er uns mit auf dem Weg.


Roller-Fan in Laimbach

Dort lernen wir etwas abseits des Ortes Bruno Krieger kennen. Auch er lebt in Gerach, heute hilft er aber seinem Laimbacher Kumpel, dessen Roller zu reparieren. Krieger outet sich als echter Roller-Profi. 8000 bis 10 000 Kilometer legt er schon mal pro Jahr damit zurück. "Ich war auch schon im Altmühltal. Geht schon, musst nur früh genug losfahren." Und überhaupt: Ein bisschen aufmotzen kann man die kleinen Flitzer ja auch. "Dauert nur eine halbe Stunde", sagt er augenzwinkernd.

Krieger legt für uns eine Mittagspause ein. Der Laimbach-Fan will den Besuchern den Ort schmackhaft machen. Krieger schwingt sich auf seinen Roller und düst in Richtung Ortsmitte. Dort parkt im Schuppen eines Freundes ein Schätzchen: ein alter Fendt-Traktor, Marke "Dieselross", Baujahr 1954. Den hat der Geracher Ende der 1990er Jahre für knapp 500 Mark gekauft, geboten wurden ihm schon 6000 Euro. Keine Chance. "Den gebe ich nicht her." Eine Probefahrt ist aber drin. Fotoassistentin Laura Krug darf sogar ans Steuer. Kurze Zeit später rattert sie mit Beifahrer Bruno durch den kleinen Ort. Immer wieder grüßt der Geracher von hoch oben, man kennt sich im Laimbachtal. "Ist auch wirklich schön hier. Da hat man immer seine Ruhe."