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Musikfreizeit für Kinder mit Migrations- hintergrund


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Dienstag, 01. März 2016

Zum ersten Mal hat in Bamberg eine "Musikfreizeit für Kinder mit Migrationshintergrund" stattgefunden. Mitgemacht haben 20 Zweitklässler aus zehn Nationen.
Trommel, Triangel und Persucssion - bei der Aufführung waren die Kinder konzentriert bei der Sache. Foto: Matthias Hoch


Regina Jans ist schon ganz gespannt auf die Nachbesprechung: "Herausfinden, was das Projekt bewirkt hat", sagt die Koordinatorin. Denn dass es etwas bewirkt hat, da ist sie sich sicher. Jans ist Bereichsleiterin der Jugendsozialarbeit bei den Salesianern Don Boscos. Hier ist das Projekt "Schüler.Bilden.Zukunft" angesiedelt, welches zum Ziel hat, benachteiligte Jugendliche zu fördern. Kooperationspartner sind außerdem die "Dr. Ursula Schmid-Kayser Stiftung" und die Stiftung "Chance Jugend". Jans findet: Ein Musikprojekt ist in diesem Zusammenhang besonders geeignet, da es Kinder und Jugendliche auch ohne Worte zusammenbringt. Von ihr und Stifter Horst-Andreas Kayser kam die Grundidee, mit der man Kinder aus verschiedenen Nationen zusammenführen könnte.

Frau Jans, am Anfang stand die Idee. Wie ging es dann weiter?
Regina Jans: Bereits aus der Vergangenheit gab es Kontakte zum Lehrstuhl für Musikpädagogik und Musikdidaktik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Für dieses Projekt haben wir mit Professor Stefan Hörmann und Michael Forster, Dozent für Elementare Musikpädagogik, zusammengearbeitet.

Was heißt das konkret?
In einer Lehrveranstaltung haben die Studierenden unter Anleitung das Konzept für eine "Musikfreizeit für Kinder mit Migrationshintergrund" ausgearbeitet und sich überlegt, wie sich das Ganze umsetzen lässt. Die Studierenden waren zunächst im Musikunterricht in einer zweiten Regelklasse an der Gangolfschule zu Gast - 20 Schüler aus zehn Nationen. Und das ist heutzutage eine Regelklasse! Dort haben die Studierenden ausprobiert, was in der Arbeit mit den Schülern funktioniert.

Was ist dabei herausgekommen?
Die Arbeit hat sozusagen im Freizeit-Wochenende gegipfelt. Am Samstag haben die Kinder, alle um die acht Jahre alt, den ganzen Tag geprobt. Die Studenten haben sie zum Beispiel in Gruppen eingeteilt und mit Instrumenten gearbeitet, die sie mit den Kindern zum Teil erst selbst gebastelt haben - zum Beispiel Plastikflaschen, die mit Sand oder Reis gefüllt und Farben oder Federn verziert wurden.
Außerdem haben sich die Schüler an echten Instrumenten versucht und dazu getanzt. Besonders toll war, dass die Kinder einen kleinen Film vertont haben: Es lief ein auf stumm geschaltetes Video der Zeichentrickserie "Tom & Jerry". Jede Kindergruppe hatte einen Abschnitt einstudiert und die passenden Geräusche dazu gemacht. Da knallt einer zum Beispiel das Becken zusammen, wenn im Film etwas herunterfällt, oder es gibt ein bestimmtes Geräusch, wenn die Maus wegläuft.

Wie ging es dann am Sonntag weiter?
Zunächst wurde noch mal geprobt, dann kam die große Aufführung. Da gab es Konzentration, Freude, Spannung, Miteinander Spaß-Haben und alle haben voneinander etwas gelernt! Die Eltern, die da waren, hatten ein breites Grinsen im Gesicht - und die Studis auch. Sie haben sich über die Maßen in das Projekt eingebracht, weil sie viel Praxiserfahrung sammeln konnten.

Was ist Ziel des Projektes? Und wurde es erreicht?

Ja! Die Idee war, Verbindung über die Musik zu stiften. Alles wurde Eins. Es war egal, ob da ein deutsches Kind musiziert und tanzt, oder eines mit Migrationshintergrund - auf der Bühne hat man das überhaupt nicht gemerkt. Die Musik macht keine Unterschiede zwischen den Kindern.

Teilgenommen haben 20 Kinder aus zehn Nationen, darunter waren auch sieben Flüchtligskinder. Wie funktioniert da die Verständigung?
Darum geht es ja genau: Es kommen immer mehr Flüchtlinge, sprich, auch immer mehr Schüler, die die Sprache nicht sprechen. Über Musik kann man da Verbindungen schaffen. Ein wichtiges Stichwort ist dabei "soziales Kompetenztraining". Darunter fallen Musikprojekte wie dieses. In unserem übergeordneten Programm "Schüler.Bilden.Zukunft" haben wir mit Musik schon gute Erfahrungen gemacht.

Wird es denn wieder eine solche Musikfreizeit geben?
Aufgrund der guten Resonanz und positiven Erfahrungen wünschen wir uns das. Im Rahmen der Nachbesprechung werden wir die Möglichkeiten mit der Uni beziehungsweise dem Lehrstuhl abstimmen.

Wie geht es nun weiter?
Wir würden nach der Nachbesprechung gerne ein Konzept für andere Schulen oder Musiklehrer erstellen, damit auch andere auf diese Weise arbeiten können. Und dann gibt es ja noch den Termin heute im Bayerischen Landtag.

Was ist das für ein Termin im Landtag?
Das ist eine Informationsveranstaltung des Landesmusikrates für seine Mitglieder zum Thema "Integration mit Musik". Sie soll über bestehende Projekte und Initiativen informieren und dazu anregen, Ähnliches zu initiieren. Die Schirmherrschaft der Informationsveranstaltung übernimmt Landtagspräsidentin Barbara Stamm.

Das Gespräch führte Anna Lienhardt