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"Muna" in Bamberg: Wie viel Wald wird gerodet?


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Montag, 03. April 2017

Im Streit um die Nutzung der "Muna" gibt es einen Kompromissvorschlag. OB Starke (SPD) will die zu rodende Waldfläche auf 47 Hektar begrenzen.
Was bleibt im Gewerbepark Geisfelder Straße vom Wald übrig? Nach dem umstrittenen Entwurf des Bebauungsplans aus dem Jahr 2015 hat das Rathaus nun einen Kompromissvorschlag vorgelegt.  Foto: Ronald RInklef


Es ist ein Versuch, die Wogen zu glätten. Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) spricht von einem Interessensausgleich und davon, dass es keinen Sinn macht, "mit dem Kopf durch die Wand zu gehen", oder besser: mit der Axt in den Wald. Das Gebiet, um das es geht, ist 217 Hektar groß und mittlerweile ein Zankapfel verschiedenster Interessen: Die Stadtverwaltung will im Südosten Bambergs vorrangig Gewerbeflächen ausweisen und schon aus Gründen der Selbsterhaltung nachholen, was ihr die Gebietsreform 1972 an Zuwachs versagt hat. "Wir brauchen neue Gewerbeflächen, um die Lebensgrundlage der Stadt verbessern zu können. Es geht um die Finanzierung der sozialen und kulturellen Einrichtungen der Stadt. Und wir möchten ansiedlungswilligen Unternehmen Flächen anbieten", sagt Starke.

Doch er weiß auch: Das ist nur die eine Seite. Seit die Pläne bekannt sind, Schießplatz und ehemalige Heereshauptmunitionsanstalt "Muna" in ein großflächiges Gewerbegebiet umzuwandeln, gibt es Streit. Naturschützer haben über 2000 Unterschriften gegen die Rodung des riesigen Grüngürtels im Südosten gesammelt. Denkmalschützer kämpfen für den Erhalt der ehemaligen Messerschmittgebäude . Und auch der Bund als Eigentümer hat Entscheidendes mitzureden. Er will nach Abzug der Kosten für die Altlastensanierung nicht auf einem Schuldenberg sitzenbleiben.

In diese Zwickmühle will OB Starke wieder Bewegung bringen. Noch vor der nächsten Sitzung des Konversionssenats im Juli hat er Gespräche mit den Umweltverbänden und der Regierung von Oberfranken geführt. "Der Vorschlag der Verwaltung ist ein Gesprächsangebot", sagt er. Es soll zeigen, in welche Richtung sich der Muna-Zug bewegen könnte.

Beispiel Gewerbeflächen. Sie wurden gegenüber dem Entwurf von 2015 laut Starke um ein Viertel abgespeckt, so dass die Farbe grau im Gewerbepark Geisfelder Straße deutlich weniger dominiert als bisher. Anders als geplant soll auch mehr Wald erhalten bleiben. Selbst die Einrichtung eines Naturschutzgebietes auf dem ehemaligen Schießplatz mit seinen artenreichen Sandmagerrasen ist nicht mehr ausgeschlossen, lässt Starke durchblicken - als dann zweites Reservat neben dem bereits bestehenden rund um einen kleinen See.
Der OB hofft auf Zuspruch für seine abgespeckten Pläne, die auch den Flächenverbrauch für Straßen im Gewerbepark kräftig zurückschrauben. Kommt es zu ihrer Umsetzung, würden laut Starke nur noch rund 40 Hektar unversiegelte Waldfläche fallen müssen statt 60 Hektar wie im ersten Entwurf. "Das ist eine Verbesserung um 30 Prozent", wirbt Starke.

Heinz Jung, Vorsitzender des Bund Naturschutz Bamberg (BN), spricht von einem Schritt in die richtige Richtung. Der BN sei erfreut über die reduzierte Planung, will aber mit einer Stellungnahme abwarten, bis ein Klimagutachten vorliegt. "Der Hauptsmoorwald spielt für das Klima in Bamberg eine zentrale Rolle", begründet Jung die Zurückhaltung. Freilich dämpft Jung allzu hohe Erwartungen: Für die Naturschutzsorganisation geht die Reduzierung noch nicht weit genug.


Sowa: Erfolg der Beteiligung

Eine der härtesten Kritikerinnen der Muna-Pläne der Stadt war die grüne Stadträtin Ursula Sowa. Dass nun ein neues Naturschutzgebiet auf dem Gelände des Schießplatzes entstehen könnte, bezeichnet die GAL-Vorsitzende als Erfolg der Bürgerbeteiligung. Den Fakt, dass es sich bei der "Muna" um das letzte größere Stück Entwicklungsfläche der Stadt handelt, sieht Sowa als Auftrag, sorgsam damit umzugehen. 20 bis 30 Hektar bebaubare Fläche wäre aus ihrer Sicht genug. "Wir wollen keine flächenfressenden Logistikunternehmen ansiedeln. Hier auf der Muna sollten hochqualifizierte Arbeitsplätze aus Forschung und Entwicklung geschaffen werden."