Müssen die Bürger Angst haben?

2 Min
Im Burgwindheimer Gemeindeteil Untersteinach landete Gemeinderat Arnholdt bei einer Auseinandersetzung im Graben. Foto: Anette Schreiber
Im Burgwindheimer Gemeindeteil Untersteinach landete Gemeinderat Arnholdt bei einer Auseinandersetzung im Graben. Foto: Anette Schreiber

Gemeinderat Roland Arnholdt wurde in den Graben geschubst, Bürgermeister Heinrich Thaler beleidigt. Es liegen Anzeigen vor.

So was hatte der Gemeinderat noch nicht gehört. Insbesondere nicht von einem aus den eigenen Reihen: Roland Arnholdt (CSU) teilte dem Gremium mit, dass er in der letzten Woche "massiv" von einem Gemeindebürger angegangen worden sei. Er sei "ein Depperla und der Bürgermeister doof", habe der Bürger ihn schon öfter beleidigt. Aktuell habe er ihn zuerst massiv beleidigt und dann in den Graben geschubst - obwohl ihm bekannt sein musste, dass Arnholdt eine Hüft-OP hatte.


Persönliche Angelegenheit

Ob die ganze Sache etwas mit ihm als Gemeinderat zu tun habe, wollte Peter Thomann (DLB) wissen. Es sei eher eine persönliche Angelegenheit, darauf Arnholdt. Gleichwohl sei besagter Bürger aus dem Gemeindeteil Untersteinach schon öfter - verbal - in Aktion getreten, wie die weitere Aussprache zeigte. "Manche trauen sich nicht aus dem Haus", erklärte Arnholdt.

"Jedes Mal wenn er an mir vorbeifährt, lässt er was los", merkte er weiter an. Besagtes Mal habe er ihn regelrecht abgepasst.

Es könne nicht sein, dass Bürger Angst haben müssen, meinte Bürgermeister Heinrich Thaler (CSU). Weil Äußerungen bei dem genannten Vorfall auch ihn beträfen, habe er wie Arnholdt gleichfalls Anzeige erstattet.
Das fand insbesondere bei Franz Werner (CUW) Unterstützung. Alleine schon aus erzieherischen Gründen.

Denn wenn derartiges Verhalten keine Konsequenzen habe, werde sich daran nichts ändern. Zudem bewerten Behörden Vorfälle dann anders, wenn sie sich häufen. Anzeigen sei der einzige Weg, aber "nicht erst beim achten Mal", sondern gleich. Das gewöhne solches Verhalten schnell ab, weil man dann zahle, so Werner.
Bürgermeister Thaler betonte, er werde sich nichts gefallen lassen und habe sich kundig gemacht, was er zu seiner Verteidigung tun dürfe.

Die Rolle der Polizei bei diesem Vorfall hinterfragte Maria Hollmann (CSU). Ihn und seine Frau hätte sie vernommen, beklagte Roland Arnholdt, nicht aber den Bürger, der ihn in den Graben gestoßen hatte.
Auf Nachfrage unserer Zeitung bei der Polizeiinspektion Bamberg-Land betonte deren stellvertretender Leiter Werner Rebhan, dass sehr wohl auch der "Verursacher der Auseinandersetzung" vernommen worden sei. Im Übrigen liefen die Vernehmungen zu dieser Angelegenheit noch.


"Einfache Körperverletzung"

Weil die Auseinandersetzung offenbar "keine Folge" (wie einen Bruch oder ähnliches ) hatte, so Rebhan weiter, handele es sich nach momentanem Sachstand wohl um eine "einfache Körperverletzung". Auch Rebhan empfiehlt, bei einer Beleidigung Strafanzeige zu stellen.

Der Fränkische Tag bot dem "Kontrahenten" Arnholdts an, sich seinerseits in diesem Bericht zu äußern. Er ließ unsere Zeitung wissen, dass er sich dazu nicht äußert.


Kommentar:

Es reicht

Meinungsverschiedenhei- ten, ja Animositäten gehören zum Menschsein. Aber auch die Vernunft und die Fähigkeit, Derartiges nicht eskalieren zu lassen. Wo Worte scheinbar nicht reichen, darf nicht auf anderer Ebene oder gar mit Gewalt "argumentiert" werden.

Dass sich in Untersteinach gerade im der Zuge der Stettler-Erweiterung einiges aufgeschaukelt hat, dürfte mittlerweile unstrittig sein. Doch dürfen Differenzen unbedingt nur auf Sachebene und gegebenenfalls juristisch geklärt werden. Notfalls bis in letzte Instanzen. Dabei sollte man es dann bewenden lassen, auch wenn es bisweilen schier unerträglich scheint, das Urteil anzunehmen.

Es wäre an der Zeit, zu überlegen, wie man im Steinachtal wieder zueinander finden kann, statt sich auf die Differenzen zu verlegen.