MTV baut zwei neue Turnhallen
Autor: Gertrud Glössner-Möschk
Bamberg, Montag, 09. Mai 2016
Der Männerturnverein 1882 will dem in der Stadt Bamberg herrschenden Mangel an Turnhallen ein Stück weit abhelfen und investiert 1,8 Millionen Euro.
Mittwoch, 16.30 Uhr, beim MTV: In der Studiohalle unten wirbeln die Tanzmäuse, in der Vereinshalle oben toben sich Kleinkinder in der Kindersportschule "Kiss" aus, im Fitness- und Gesundheitszentrum sind alle Trainingsmaschinen besetzt, im Foyer und vor den Hallen warten Männer und Frauen eines jeden Alters auf die nächsten Kurse und es herrscht reges Kommen und Gehen. Kurz gesagt: Es "brummt" beim MTV an der Jahnstraße.
Kosten-Nutzen-Analyse
Und weil das Brummen nicht aufhören will, sondern immer lauter wird, hat der "Männerturnverein von 1882 Bamberg e. V." - so sein offizieller und kompletter Name - neue Pläne geschmiedet - Baupläne nämlich. Direkt angrenzend an das Vereinsheim und die Sportanlagen und neben der Tennishalle soll ein neues, zweistöckiges Gebäude mit zwei Turnhallen entstehen.
1,8 Millionen Euro wird die Erweiterung kosten, wovon der MTV 1,02 Millionen an Eigenmitteln und Darlehen aufbringen will, 300 000 Euro steuert der Bayerische Landessportverband (BLSV) bei und 180 000 Euro stehen dem MTV aufgrund der Förderrichtlinien von der Stadt Bamberg zu.
Dieses Geld wäre nach Auffassung von Peter Röckelein, dem langjährigen Vorsitzenden des in den letzten Jahrzehnten stark expandierenden Vereins, gut angelegt. In der Stadt Bamberg sind Turnhallen nämlich Mangelware.
Ob Sportvereine, Volkshochschule, Lebenshilfe, Privatpersonen, überregionale Verbände oder - neuerdings - die Bundespolizei, die für ihre künftige Polizeischule großen Bedarf an Übungsstätten hat: Alle suchen händeringend und meist vergeblich nach Sporthallen. Die letzte Hoffnung, Zugriff auf die auf den Konversionsflächen existierenden Hallen zu bekommen, hat sich zerschlagen, seitdem sicher ist, dass die Bundespolizei sie braucht.
Auch der MTV selbst leidet unter dem eklatanten Mangel, kann die Nachfrage seiner Mitglieder nicht mehr befriedigen und möchte Abhilfe schaffen. Laut Röckelein ist der Bauantrag bereits eingereicht. Wenn der Vorstand im Herbst zustimmt, kann im Frühjahr des nächsten Jahres mit dem Bau begonnen werden. Zum Beginn der Herbstsaison 2017 wären die Hallen einsatzbereit.
Dass Planungen und Bau so schnell voranschreiten können und die Kosten für zwei Gymnastikhallen vergleichsweise niedrig sind, liegt an den optimalen Voraussetzungen im bestehenden Altbau: Die neuen Hallen können direkt an den vorhandenen, großzügigen Sanitärbereich angeschlossen werden. Dessen Kapazitäten reichen auch nach einer Erweiterung aus, so dass sich der Verein den Einbau neuer Umkleiden, Duschen und Toiletten sparen kann. Auch die Heizung - gerade ist ein energiesparendes Blockheizkraftwerk im Bau - ist bereits ausreichend groß dimensioniert.
Hunderte auf den Wartelisten
Wenn die Hallen einmal in Betrieb sein werden - im Obergeschoss liegen dann zwei direkt nebeneinander - sorgen kurze Wege dafür, dass die Kursleiter wenig Aufwand beim Hin- und Herräumen der benötigten Gerätschaften haben. Eine Kosten-Nutzen-Analyse soll in den nächsten Monaten letzte Gewissheit über den Bedarf geben. Röckelein selbst hat daran keinen Zweifel und nennt dazu Zahlen. So hat sich in den vergangenen Jahren die Zahl der Mitglieder auf heute 4000 verdoppelt.
Am Kinderturnen können derzeit nur 200 Buben und Mädchen mitmachen, noch einmal so viele stehen auf der Warteliste. Am Programm "Kiss" beteiligen sich 150, für weitere 350 bleibt es vorerst ein Wunsch. Beim Rehasport sind alle Gruppen voll, 100 Frauen und Männer hoffen, dass sie demnächst an die Reihe kommen. Sobald ein neuer Kurs im "Gesundheitssport" angeboten wird, ist er binnen weniger Stunden ausgebucht.
Die Erfolgsstory des MTV dauert seit Jahrzehnten an. Das Konzept, verstärkt Angebote im Gesundheitssport zu machen, erwies sich als großer Wurf. "Man muss als Verein wie ein Anbieter auf dem freien Markt agieren, nur dann hat man eine Chance", sagt Peter Röckelein. Pluspunkt des MTV sei außerdem, dass er Eigentümer des riesigen Geländes und der zahlreichen Sporteinrichtungen sei. In Bayern gibt es seiner Kenntnis nach nichts Vergleichbares.