Moschee-Entscheidung: Gibt es ein Umdenken im Bausenat?
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Dienstag, 18. Sept. 2018
Welche Rolle spielen Salafisten? Die Umwandlung des Heroldhauses in eine Moschee stößt nun auch öffentlich auf Widerstand. Wie reagiert die Politik darauf?
Letzte Woche noch schien der Umzug des islamisch-arabischen Kulturvereins von der Wunderburg ins Haingebiet in Bamberg nur eine Formsache. Die Stadtverwaltung plädierte mit Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) an der Spitze für die Umnutzung des ehemaligen Heroldhauses in eine Moschee.
Doch eine Welle des Protests aus dem Haingebiet kommt diesem Ziel in die Quere. Die Kritik artikulierte sich am Wochenende in einer Vielzahl von Mails, mit denen Stadträte und Stadt bombardiert wurden. Aber auch im Stadtviertel selbst kursierte ein Rundschreiben. Dort ist die Rede von einem drohenden Verkehrschaos durch hohe Besucherzahlen und einem zweifelhaften weltanschaulichen Hintergrund des islamischen Kulturvereins. Wörtlich wird die Frage nach dem Einfluss salafistischer und anderer radikal-islamischer Prediger gestellt.
OB äußerte sich positiv
Bisher sah es so aus, als ob über die Einrichtung des Kulturzentrums mit Gebets- und Vortragsräumen, mit Schuhlager, Koranschule und Büroflächen im Bausenat am Mittwoch entschieden würde. Wegen der eindeutigen Rechtslage in der Baunutzungsverordnung, die kirchliche Einrichtungen in allgemeinen Wohngebieten ausdrücklich zulässt, hatte sich OB Starke bereits vergangene Woche positiv geäußert: "Wir sind offen, um die Religionsfreiheit zu sichern", ließ er verlauten.
Doch nun könnte es anders kommen. Die CSU-Fraktion ging am Dienstag auf Distanz zum Oberbürgermeister. "Wir sehen hier klare handwerkliche Fehler. Wieder einmal hat die Stadtverwaltung die Brisanz eines Themas unterschätzt", sagt Fraktionschef Helmut Müller. Er fordert eine zweite Lesung und eine Bürgerbeteiligung, "bevor das Gewitter kommt".
Bedenken gibt es auch bei der Bamberger Allianz, die sich fragt, ob die Größenordnung einer solchen Einrichtung ins Haingebiet passt. Hört man Stadträtin Ursula Redler, dann umfasst die Moschee-Nutzung nur zehn bis 15 Prozent der überplanten Fläche. Wenn die Nutzung aber mehr in Richtung Versammlungsstätte gehe , dann stellt sich aus ihrer Sicht die Frage, "ob der dadurch entstehende Verkehrslärm nicht noch schlimmer ist als der des ursprünglich geplanten Hotels".
Auch die SPD-Fraktion sieht die Angelegenheit im Gegensatz zur Verwaltung für nicht entscheidungsreif. Heinz Kuntke, Sprecher im Bausenat, vermisst in den Unterlagen einen eindeutigen Stellplatznachweis, ein Schallschutzgutachten und eine Prüfung hinsichtlich der Versammlungsstättenverordnung. Wichtig ist Kuntke der Dialog mit den Bürgern: Nur so könne man die drohende Polarisierung verhindern.
Freilich: Glaubt man Horst-Peter Müller, der den Antrag auf Umnutzung bei der Stadt Bamberg bereits im Mai eingereicht hatte, dann liegen alle Informationen längst vor. So gehe aus den Unterlagen eindeutig hervor, dass auf seinem Gelände 86 Stellplätze zur Verfügung stehen. Auch ein 10 000 Euro teueres Lärmschutzgutachten gebe es bereits. Müller sieht in dem Gegenwind weniger den Mangel an Informationen und Klarheit als vielmehr ein Einknicken der Fraktionen gegenüber dem gewachsenen Druck aus der Nachbarschaft. Die etablierten Parteien hätten Angst vor einer Klatsche bei der Landtagswahl.