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Mord bei Bambergs Symphonikern


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Bamberg, Sonntag, 19. April 2015

Krimi-Autor Harry Luck liefert mit seinem Franken-Krimi "Bamberger Hörnla" authentisches Lokalkolorit. Es geht um Mord bei den Bamberger Symphonikern und ein typisch deutsches Kulturgut.
Der Wahl-Bamberger Harry Luck begibt sich mit seinem Krimi "Bamberger Hörnla" in die Welt der örtlichen Symphoniker.   Foto: Hendrik Steffens


Der Oberbürgermeister hat einen bekommen, der Dompfarrer oder der chinesische Imbissbudenbetreiber im Stadtrat: einen geköpften Gartenzwerg. Zwergenterror ist in Bamberg ausgerufen. Und das weniger, weil diese possierlichen Gnome gemeinhin als Kronzeugen für die Borniertheit eines ganzen Volkes gelten, sondern zweifellos zur deutschen Hochkultur zählen. Zumindest nach den Erläuterungen von Harry Luck, der keinen Geringeren als Goethes Versepos "Hermann und Dorothea" als Beweis heranzieht. Und der sich nicht davor scheut, die kopflosen Gartenzwerge fachgerecht obduzieren zu lassen.

Autor Harry Luck, im richtigen Leben Pressesprecher von Erzbischof Ludwig Schick, hat mit seinem spannenden Franken-Krimi "Bamberger Hörnla" einen Volltreffer gelandet. Das mit flotter Feder geschriebene Werk strotzt nur so von Lokalkolorit. Und auch wenn vorsichtshalber der Spruch gleich auf den ersten Seiten steht: "Dieses Buch ist ein Roman.

Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig" - die leibhaftigen Persönlichkeiten des öffentlichen Bamberger Lebens schieben sich automatisch vor das innere Auge des Lesers.

"Das wahre Leben hat mich inspiriert", räumt Luck ein. Er spricht von "verfremdeten Charakteren", die sich in seinem Krimi wiederfinden. Das mag die "Bamberger Symphoniker" trösten. Denn die realen Mitglieder dieses Weltklasseorchesters brauchen eine gehörige Portion Humor und Selbstironie, um Harry Lucks Geschichte um Mord in dessen Reihen verdauen zu können. Besonders der Chefdirigent kommt in der Version des Schriftstellers nicht gut weg.

Kauziger Kommissar

Tatsächlich frei erfunden sind der kauzige, Eierlikör liebende Kommissar Horst Müller und seine junge Kollegin Paulina Kowalska. Ein köstliches Gespann, das mit skurrilen Einfällen an die Ermittlungen geht. Die Dramaturgie ist geradlinig, aber bisweilen mit falschen Fährten gespickt, die zum Mitraten einladen und den Spannungsbogen straffer ziehen. Nebenbei lässt Harry Luck immer wieder Details über Bamberger Örtlichkeiten und Gepflogenheiten einfließen, die das Herz höher schlagen lassen.

So hat der Schriftsteller beispielsweise sorgfältig hinter den Kulissen der Konzerthalle an der Mußstraße recherchiert. Jetzt weiß jeder, welche Nippes in der Kantine der Musiker stehen, oder welche Farbe der Fußboden darin hat.

Bei so viel unverfälschten Komponenten verwundert es nicht, dass sich der Wahl-Bamberger Harry Luck offen zu einer gewissen Spießigkeit bekennt: Er besitzt einen Gartenzwerg. Mit Kopf und Zipfelmütze. Das birgt quasi ein Potenzial für weitere Franken-Krimis abseits der nüchternen Pressemitteilungen, die der gelernte Journalist Harry Luck ansonsten aus dem Erzbischöflichen Ordinariat verschickt.