"Miteinander gegen das Internet"
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Donnerstag, 15. November 2018
Der Wirtschaftsclub Bamberg ist in zehn Jahren von sieben auf über 70 Mitglieder gewachsen. Vorsitzender Wilfried Kämper erklärt im Interview, welche Probleme die Firmen haben und wie das Netzwerk zu den Muna-Plänen steht.
Als Sie 2008 den Bamberger Wirtschaftsclub gegründet haben, tobte die Finanzkrise. Wie erinnern Sie sich an die Anfänge? Wilfried Kämper: Bei unserem ersten Unternehmerfrühstück waren 300 Leute da. Das war enorm. Die Unternehmer wollten reden, waren verunsichert, wollten sich austauschen. Das Netzwerk hat dadurch ganz große Bedeutung bekommen. Daraus ist die Idee entstanden, einen offenen, freien Wirtschaftsclub zu bilden.
Wie viele Mitglieder sind heute Teil dieses Netzwerks? Heute sind wir bei mehr als 70 Mitgliedern.Wir wollen stets offen sein für alle Unternehmen, merken aber, dass es sich auf den Mittelstand konzentriert, vom Rechtsanwalt bis hin zu größeren Unternehmen wie Auto Scholz als größte Firma.
Dabei begrenzen Sie sich nicht auf Bamberg allein... Der Wirtschaftsclub hat Mitglieder aus Forchheim, Erlangen und dem Kulmbacher Raum. Was wir hier tun, gibt es in diesen Gebieten sonst nicht. Es geht darum, das Geld im Wirtschaftsraum fließen zu lassen. Der Unternehmer in der Region kann für den anderen Kunde und Partner sein.
Welche Probleme haben Sie in den zehn Jahren angepackt? Wir haben zum Beispiel versucht, das Spannungsverhältnis zwischen Laubanger und Innenstadt etwas zu lösen. Wir dürfen nicht in engen Zonen denken, sondern wir müssen Bamberg als Wirtschaftsraum sehen. Wenn der Laubanger nicht attraktiv ist, fahren die Leute an Bamberg vorbei. Wenn es zum Beispiel das Ertl-Zentrum nicht gäbe, würden die Leute gleich in die Arkaden nach Erlangen fahren.
Konnten Sie die Spannungen lösen? Das Spannungsfeld hat sich deutlich verbessert, auch was Stadt und Land betrifft. Wir alle zusammen haben einen ganz großen Wettbewerber, und das ist das Internet. Es gilt, miteinander gegen das Internet zu bestehen. Groß und Klein zusammen. Die Großen sind aufgrund ihrer Größe nicht sehr flexibel. Der Große zieht an, schafft Märkte. Als kleines Geschäft muss man seine Nische finden.
Welche Probleme gehen Sie heute an? Es gibt ein sehr breites Feld an Problemen. Wir lassen uns vom Wohlstand ein bisschen täuschen. Die Wirtschaft ist am Anschlag. Ein Kernproblem ist sicher der Fachkräftemangel. Wir können bestimmte Aufträge nicht abwickeln, weil Kapazitäten nicht da sind.
Wie kann der Wirtschaftsclub sich hier selbst helfen? Wir haben in unserem Gesamtverteiler an die 2000 Adressen und haben dadurch schon des Öfteren tolle Erfolge gehabt, wo wir Leute zusammengebracht haben. Auch bei Mieträumen.