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Mit Latin-Jazz in die Offensive


Autor: Petra Mayer

Bamberg, Donnerstag, 14. März 2013

Treue Stammgäste sicherte sich der Bamberger Jazzclub in den vergangenen Jahrzehnten. Nur lässt die Resonanz des U-30-Publikums zu wünschen übrig. Mit Latin Jazz wollen die Programmmacher 2013 punkten, wie Peter Makowsky als stellvertretender Vorsitzender berichtete.
Als Highlight der Latin-Jazz-Reihe präsentiert der Jazzclub im Oktober das Konzert von Roberto Santamaria. Foto: pr


Die Finger schnippen, die Füße wippen: Latin Jazz lässt keinen still auf seinem Hocker sitzen. So spülte der Crossover-Style ab den 40er Jahren Mambo, Cha-Cha-Cha, Salsa, Bossa Nova, Samba und andere Tänze in die bundesrepublikanische Clubszene. Mit neun Formationen, die die Spielart des Jazz aus diversen Ländern importieren, startet der Jazzclub eine Offensive, um letztendlich auch ein jüngeres Publikum in den Gewölbekeller der Oberen Sandstraße zu ziehen. Also Señoritas und Muchachos: Runter von der Couch, schwingt die Hüften!


Am 24. März Auftakt

"Michael Arlts Projekt ,Braziliana' präsentieren wir am 24. März zum Auftakt unseres Latin-Jahres", sagt Peter Makowsky als stellvertretender Vorsitzender des Jazzclubs.

Brazil-Jazz, Samba, Samba-Funk & Bossa erwarteten Besucher - Sounds zwischen traditionellen Rhythmen und modernen Strömungen innerhalb der brasilianischen Musik und des Jazz. "Neben dem Gitarristen erlebt man Schlagzeuglegende Portinho." Und bis zum Abschlusskonzert am 14. Dezember mit der Uni Big Band habe der Verein weitere Künstler aus Kuba, Brasilien, den USA und den Niederlanden gebucht, die für jene tanzbare Verschmelzung der Jazztradition mit lateinamerikanischen Elementen stehen.


Jüngere Semester bei den Sessions

"Viele jüngere Leute kommen seit geraumer Zeit zu unseren Sessions", berichtet Makowsky. Davon mal abgesehen, habe man sich in den vergangenen Jahren vergeblich um die U-30-Zielgruppe bemüht - bis hin zur Verteilung von Flyern an der Uni. "Dabei sind wir mit unseren Besucherzahlen nicht unzufrieden", so Makowsky. Über etwa 40 Konzerte jährlich erreiche man im Schnitt rund 2400 Jazz-Fans: Ein treues Stammpublikum, das sich seit den Eighties entwickelte.

"Neue Besucher anzuziehen ohne Stammgäste zu verprellen", heißt die Herausforderung, der sich der Jazzclub stellen will. Wobei die Programmmacher weiter auf Szenestars als Publikumsmagneten setzen. So punkteten in Bamberg gerade Cécile Verny, Klaus Doldinger, Klaus Ignatzek, Ernie Watts, Alexander von Schlippenbach und Laco Déczi als slowakischer Jazztrompeter, der in der Tschechoslowakei zum Wegbereiter des Hardbop wurde.
Jetzt also die Latin-Offensive, die am 5. April als zweiten Act Ramón Valle in die Domstadt bringt. Mit seinem Trio gastiert der kubanische Jazz-Pianist in der Oberen Sandstraße 18: Als "Troubadour, der Geschichten erzählt, ohne Worte zu benutzen", wie es der Musiker einmal nannte. Zeitgenössischer Jazz, in den kubanische Rhythmen spielen, dürfen Besucher bei seinem Konzert erwarten. Auch interpretiert der in den Niederlanden lebende Künstler gerne klassische Kompositionen seines Landmanns Ernesto Lecuona.


Urgestein des Bossa Nova

Valle folgt am 27. April ein Trio, das sich um Francis Hime entwickelte. Aus Rio de Janeiro stammend, gilt der Pianist, Komponist, Arrangeur und Sänger als "Urgestein des brasilianischen Bossa Nova". Gerade auch mit Filmmusik profilierte sich Hime international (wie "Donna Flor und ihre zwei Ehemänner"), der vor zwei Jahren erst für den Grammy nominiert wurde. Nach Bamberg kommt er mit seiner Frau Olívia, einer Sängerin und Komponistin, die 2011 die erste gemeinsame CD mit ihrem Mann Francis einspielte.


Alle Konzerte im Überblick

24. März: Michael Arlts Projekt "Braziliana" bietet Brazil-Jazz bis hin zu folkloristischen Sounds. / 5. April: Das Ramon-Valle-Trio spielt zeitgenössischen Jazz mit kubanischen Wurzeln. / 27. April: Das Francis Hime Trio präsentiert Eigenkompositionen neben Musik von Tom Jobim bis Charles Chaplin. / 12. Oktober: Roberto Santamaria & his Latin Jazz Stars bringen eine Soundmixtur aus Cha-Cha-Cha mit Funk, Soul und Jazz auf die Bamberger Bühne. / 26. Oktober: Martin Müller gastiert mit der brasilianischen Sängerin Juliana da Silva und dem Rua Baden Powell Projekt als Hommage an die großen Meister der Brazilguitar im Jazzkeller. / 8. November: Uwe Nitzls Sixpak spielen Ethno, Funk, Latin und Pop-Fusion. / 16. November: "WitchCraft" - Mit Musikerinnen aus Brasilien und Kasachstan verbindet Lindy Huppertsberg brasilianische Grooves mit Jazz und europäischen Klassikelementen./ 30. November: Konzert der Pioneros Latinos als 13-köpfiger Band der Uni Würzburg, die Latin-Jazz-Classics spielt. /14. Dezember: Die Uni Big Band Bamberg präsentiert ein Latin-Music-Spezial (alle Konzerte beginnen im Bamberger Jazzkeller (Obere Sandstraße 18) um 21 Uhr.

Live erleben können Interessenten das Ramón Valle Trio beim Montreux Jazz Festival 2002:



 

Francis Hime und seine Frau Olívia: