Mit dem Projekt "Freiwurf" die Ausbildung im Visier
Autor: Anna Lienhardt
Bamberg, Donnerstag, 25. Oktober 2012
Vier Partner aus der Region haben das gemeinsame Projekt "Freiwurf" gestartet. Ihr Ziel: jungen Menschen zu einer abgeschlossenen Berufsausbildung verhelfen. Die Brose Baskets spielen dabei eine nicht geringe Rolle.
Brose Baskets Business Club? "Das hört sich schon ein bisschen nach Elite an. Ich weiß nicht, ob ich mich da ran trauen würde." Manuel Hauke (21) hat den Hauptschulabschluss - und eine abgebrochene Berufsausbildung.
"Ja, wir sind uns bewusst, dass unser Name vielleicht etwas abgehoben klingt", sagt Michael Ehlers, Präsident des Brose Baskets Business Club. Aber man sei nun mal eines der größten Unternehmensnetzwerke in der Region - doch auch Jugendliche ohne Mittlere Reife oder Abitur bräuchten keine Scheu zu haben, sich dort um einen Ausbildungsplatz zu bemühen. Denn: "Wir wollen auch jungen Menschen eine Chance geben, die vielleicht nicht die idealen Voraussetzungen mitbringen."
Jeder soll einen Platz bekommen
Für diese Chance setzen sich neben dem Business Club auch die anderen Partner des Projektes "Freiwurf" ein: Die Brose Baskets selbst, die Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg und die Mediengruppe Oberfranken. Das Motto lautet: Kein Jugendlicher in der Region darf verloren gehen.
Im offiziellen Schreiben wird im übertragenen Sinne formuliert: "Die Kooperation will Jugendlichen, die vom Schicksal ,gefoult' wurden, nicht nur zu einem ,Freiwurf' verhelfen, sondern die Fähigkeit mitgeben, diesen auch zu verwandeln."
Engagement der Jugendlichen
Aber: Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sollen sich anstrengen. Tun sie das, können sie über das "Bewerberbüro" im besten Fall den Weg in eine Ausbildung finden.
Die Agentur für Arbeit spricht ab sofort etwa 50 junge Erwachsene zwischen 15 und 25 Jahren an. Wer sich bemüht, seinen guten Willen zeigt, darf zum Beispiel beim Training der Brose Baskets zuschauen, sich mit dem Trainer oder einem Spieler unterhalten.
Während der Business Club den Kontakt zu den Unternehmen herstellt - der im besten Fall über ein Praktikum zur Ausbildungsstelle führt - kümmern sich die Basketballer um die Motivation. "Die Brose Baskets locken Jugendliche natürlich mehr als die Agentur für Arbeit", sagt Brigitte Glos, Chefin der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg.
Basketball kommt an
Über die Agentur ist Manuel in eine "Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme" (BVB) im Bamberger Kolping-Technologiezentrum gekommen. Auch Jugendliche in Programmen wie diesen sollen für den "Freiwurf" begeistert werden.
Für Manuel hört sich das Projekt auf jeden Fall schon mal gut an. Der 21-Jährige ist selbst Hobby-Basketballer und sagt grinsend: "Ein paar Freaks melden sich bestimmt für das Projekt."
Die Entscheidung, seine erste Ausbildung im zweiten Jahr abzubrechen, ist ihm nicht leicht gefallen. Aber: "Der Betrieb und ich, wir haben nicht harmoniert", sagt er. Nun möchte er aus dem Bereich Garten- und Landschaftsbau in den Einzelhandel wechseln. "Oder vielleicht Koch", überlegt er.
Vielleicht würde er ja in ein Unternehmen aus dem Brose Baskets Business Club passen.
Eventuell würde er bei der Vermittlung in eine Firma aus dem Club Kingsley Osuji (18) treffen. Der Nigerianer macht zur Zeit ebenfalls eine BVB im Bamberger Kolpingzentrum.
2011 ist der junge Mann nach Deutschland gekommen, hat einen Sprachkurs belegt und macht momentan seinen Hauptschulabschluss nach. Auch sein klares Ziel heißt: eine abgeschlossene Berufsausbildung. "In Nigeria gibt es so etwas nicht. Dort kommt man aus der Schule und dann heißt es zuschauen und lernen. Auch eine Berufsschule gibt es nicht", erklärt er.
Handwerk und Sport
Vor kurzem ist er in ein Praktikum als KFZ-Mechatroniker gestartet. Das Handwerkliche liegt ihm, genauso wie der Sport. In seiner Heimat hat er Basketball gespielt, in Deutschland ist er zum Fußball gewechselt. "Das kommt jetzt zuerst", sagt er und lacht. Die Idee, über den Sport fürs Berufsleben zu motivieren, findet er gut.
Motivation und Bewerberbüro sind die eine Komponente von "Freiwurf". Beim "Mentoring" geht es vor allem darum, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht alleine zu lassen: Die Carithek wird im Brose Baskets Business Club Mentoren für die Bewerber suchen. Ein solcher Mentor aus der Wirtschaft soll mit den Jugendlichen gemeinsam erarbeiten, was bisher schief gelaufen ist.
Gerade im Schnittpunkt mit der Wirtschaft sieht Achim Dietl, Einrichtungs- und Regionalleiter des Kolping-Technologiezentrums Bamberg, die Stärke des neuen Projektes. "Die Bildungsträger sind bereits aktiv, um Jugendlichen zu einer abgeschlossenen Berufsausbildung zu verhelfen. ,Freiwurf' steht auf anderen Füßen, da es die Frage stellt: Wie kriegt man die Wirtschaft dazu, sich stärker zu engagieren?" Und dann stellt auch er fest: "Der Name Brose Baskets zieht natürlich."