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Missstände an Hallstadter Schulen


Autor: Anette Schreiber

Hallstadt, Mittwoch, 03. April 2019

Sie können offenbar nicht miteinander: Jetzt hat Rektor Jung eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Bürgermeister Söder erhoben.
Um sie geht es im Streit: Die Hallstadter Schule  mit ihren Gebäuden in Hallstadt (Bild)  und Dörfleins. Foto: Anette Schreiber


Hallstadt ist in Aufruhr: Der Rektor der Volksschule, Heinz Jung, hat gegen Bürgermeister Thomas Söder (CSU) beim Landratsamt eine Dienstaufsichtsbeschwerde erhoben. Die Vorwürde von Schulleiter Heinz Jung wiegen schwer. Durch seinen "mangelhaften Informationsaustausch mit der Schulleitung und die teils wahrheitswidrige Darstellung von Tatsachen" verletze Söder laut Jung Dienstpflichten. Söders Verhalten gefährde in hohem Maße die Sicherheit der Schüler und Personen, die in den beiden Schulhäusern Hallstadt und Dörfleins verkehren.

Das vollständige Schreiben an das Landratsamt liegt der Redaktion vor. Landratsamts-Pressesprecher Frank Förtsch bestätigt dem FT den Eingang der Beschwerde. Sie werde derzeit geprüft. Nur bei Gesetzesverstößen könne die Rechtsaufsicht tätig werden.

Die Beschwerde des Schulleiters bezieht sich laut dem Schreiben, das neben der Behörde unter anderem auch das Lehrerkollegium und die Stadträte erhalten haben, auf Gefahrensituationen in beiden Schulhäusern. Stark verkürzt dargestellt hätte Jung Missstände mitgeteilt, aber keine Reaktion darauf erfahren. Das begann 2016 und endete im Oktober letzten Jahres, als beim Notausgang der Kleinen Schulturnhalle ein Rollo herunterkrachte, während im Inneren ein Blutspendetermin stattfand. "Es hätte mehrere Schwerverletzte oder sogar Tote geben können", stellt Jung in seinem Schreiben fest. In Dörfleins fielen außerdem zweimal Lampen von der Decke.

Porblem: Kommunikation

Generell beklagt Jung im Schreiben, dass durch fehlende Kommunikationsbereitschaft immer wieder gefährliche Situationen entstanden sind. Dem FT gegenüber wollte er sich nicht als Schulleiter, nur als Kreisrat äußern und stellt als solcher fest: Es dürfte selten vorkommen, dass ein Schulleiter die Notwendigkeit sieht, eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Söder einzureichen. "Das verdeutlicht aber auch die Brisanz der Lage."

Die sieht Bürgermeister Söder nicht und reagiert mit Unverständnis auf die Dienstaufsichtsbeschwerde. "Es wundert mich, dass man diesen Weg geht." Zugleich stellt er klar: "Die Schulhäuser sind sicher." Dafür gebe es einen Sicherheitscheck alle fünf Jahre und zudem eine jährliche Sicherheitsüberprüfung. Die Protokolle würden abgearbeitet, Mängel behoben. Söder stellt fest: "Die Schulhäuser sind in gutem Zustand, besonders das in Hallstadt." Und: "Jeder Wunsch der Schule wird erfüllt." Zur Kritik Jungs an der Kommunikation erwidert er, die städtischen Immobilien fielen in den Bereich des Kämmerers und des Fachpersonals. Als Bürgermeister könne er nicht jede Erledigung bestätigen. Das mit der zweiten herabgefallenen Lampe in Dörfleins bedauere er. Der Austausch aller Lampen war für wenige Tage später und in den Ferien anberaumt gewesen. Dass Jung damals das Schulhaus für drei Tage evakuieren ließ, hatte er für richtig gehalten.

Sicherheit großes Thema

Elternbeiratsvorsitzende Katharina Brendel bestätigt gegenüber dem FT : "Sicherheit ist ein großes Thema bei uns." Und auch: "Ich persönlich habe den Eindruck, Jung und Söder haben ein Problem miteinander."

KOMMENTAR:

Schluss mit dem Streit

Knapp scheiterte letztes Jahr das Bürgerbegehren für den Erhalt des Schulstandortes Dörfleins. Bekanntlich war Rektor Heinz Jung kein Freund einer Schule mit zwei Standorten, während Bürgermeister Thomas Söder gerade in Dörfleins eine pragmatische Vision von einer Lösung für Schule und Kindergarten befürwortete.

Andererseits hat Jung sein Konzept von der Zubereitungs-Mensa umsetzen können. Nicht gerade die Voraussetzungen für eine große Freundschaft. Noch dazu spielt das Politische wohl mit: Jung hat vormals für die SPD als Landrat kandidiert und sitzt nun für die Partei im Kreistag. Söder ist bekanntlich CSU-Bürgermeister und Bezirksrat.

Die beiden großen Volksparteien haben in Hallstadt mit wechselnder Herrschaft traditionell immer wieder einmal nachgekartet. Worin keiner dem anderen nachstand. Was das aktuelle Schuldilemma noch verschärft, sind die anstehenden Kommunalwahlen 2020. Wo jeder im Vorfeld tunlichst Erfolge sammelt.

Egal. Wenn es einer Dienstaufsichtsbeschwerde bedarf, um den Bürgermeister an den Tisch zu bringen, sagt das viel. Es braucht nun jemanden, der Rektor und Bürgermeister zusammenbringt.

Dabei gewönnen alle Beteiligten. Ein gutes Gemeinschaftsprojekt könnte es werden, Schulkinder bis zu den Ferien (in denen alles repariert wird) von offenen Fenstern fern zu halten. Denn, wenn ein Rollo runterknallt, könnte das bei einem zweiten auch passieren.

Söder und Jung könnten gemeinsam Zwischenmaßnahmen erarbeiten. Das wäre doch für einen Neustart geeignet.