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Missbrauchs-Skandal: Beschuldigter Arzt entlassen


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Freitag, 22. August 2014

Der beschuldigte leitende Arzt der Gefäßchirurgie hat seinen Job verloren. Wie das Klinikum Bamberg am Freitag mitteilte, hat der Stiftungsrat der Sozialstiftung der außerordentlichen Kündigung einstimmig zugestimmt.
Der Stiftungsrat der Sozialstiftung Bamberg hat am Freitag der außerordentlichen Kündigung des beschuldigten Arztes zugestimmt.  Foto: Matthias Hoch


Die Krisensitzung des Stiftungsrats der Sozialstiftung Bamberg war am Freitag auf 8 Uhr angesetzt. Nach eineinhalb Stunden stand fest: Der des mehrfachen Missbrauchs beschuldigte Mediziner ist nicht mehr am Klinikum Bamberg angestellt.

In einem einstimmigen Beschluss hat der Stiftungsrat der außerordentlichen Kündigung des leitenden Arztes der Klinik für Gefäßchirurgie zugestimmt. Er war mit sofortiger Wirkung entlassen. Die Kündigung wurde sofort zugestellt.


Außerordentliche Kündigung
Die zwölf Mitglieder des Gremiums unter Vorsitz von Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) haben sich dabei die Entscheidung "nicht leicht gemacht", sagt Xaver Frauenknecht, als Vorstandsvorsitzender Sozialstiftung Mitglied im Rat. Er hatte dem Aufsichtsgremium den bisherigen Erkenntnisstand zu den Missbrauchsvorwürfen gegen den leitenden Arzt mitgeteilt.

Bereits am Mittwoch hatte ihn das Klinikum von seinen Aufgaben entbunden. Ihm wurde laut Frauenknecht Hausverbot erteilt, die Zugänge zum IT-System wurden gesperrt. Der Personalrat hatte bereits am Donnerstag der Entlassung zugestimmt. Die Beweislage gegen den Mediziner scheint erdrückend. Bisher spricht die Staatsanwaltschaft von konkreten vier Fällen, in denen der 48-Jährige seine Opfer unter Vorwand in die Klinik gelockt haben soll, um innerhalb eines vermeintlichen Forschungsprojekts die Probandinnen zu betäuben und sexuell zu missbrauchen, in drei der vier Fälle soll der Tatbestand der Vergewaltigung vorliegen. Alles hatte der Arzt auf Fotos festgehalten. Laut Staatsanwaltschaft gibt es noch unzählige Bilder mehr, die weiter ausgewertet werden.

Momentan gilt gegenüber dem seit Mittwoch in Untersuchungshaft sitzenden Mediziner noch die Unschuldsvermutung. Allerdings hat sich laut Xaver Frauenknecht aufgrund der Ermittlungen ergeben, dass Medikamente außerhalb der Regelzeit und ohne Einwilligung gespritzt wurden. Arbeitsrechtlich habe das ausgereicht, um "eine außerordentliche Kündigung zu rechtfertigen".

Zu einer möglichen Nachfolgeregelung wollte und konnte sich der Klinikchef gestern noch nicht äußern. "Wir wollen die weiteren Ermittlungen abwarten." Man vertraue voll und ganz auf die kommissarische Leitung und "ein kompetentes Team". Im September ist routinemäßig die nächste Sitzung des Stiftungsrates.