Minus 30 Grad und 40 Zentimeter Schnee: Bamberger Wetterextreme
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Mittwoch, 01. Februar 2017
Der zurückliegende Januar bescherte den Bambergern Frosteindrücke wie lange nicht mehr. Dennoch: Frühere Winter waren um vieles extremer.
Fünf Wochen Schnee und Kälte reichen heute für Schlagzeilen. Der zurückliegende Januar sei der kälteste seit 30 Jahren in Süddeutschland gewesen. Das titelten Zeitungen in den letzten Tagen.
Zumindest für Bamberg stimmt diese These nicht ganz. Der Januar 2017 war mit einer Mitteltemperatur von minus 4,0 Grad und 29 Frosttagen zwar ein seltenes Ereignis, zum Rekord reichte es aber nicht.
Wer in den Annalen der Bamberger Wetterwarte zurückblättert, wird bereits vor acht Jahren fündig. Auch im Jahr 2009 senkten eisige Hochdruckwetterlagen den Temperaturschnitt für fünf Wochen auf minus 4,3. Selbst Abschnitte des bewegten linken Regnitzarm begannen sich damals in Eis zu hüllen.
Dennoch täuscht der allgemeine Eindruck nicht: Unter dem Einfluss des Klimawandels unterliegt der Winter einem Bedeutungswechsel. Was heute als streng gilt, hätte man früher eher als normal bezeichnet. So belegen die Aufzeichnungen der Bamberger Wetterwarte, die bis in das Jahr 1879 zurückreichen, die dramatische Erwärmung vor allem in der kalten Jahreszeit.
Beispielsweise der Winter 1879/80, in dem sich die negativen Tagesmittel auf eine so genannte Winterhärte von knapp 700 addierten.
Zum Vergleich: Selbst der zurückliegende "harte" Winter bringt es bei dieser Maßzahl erst auf 183.
Ältere Menschen mögen noch Erinnerungen haben an Winter, die Stein und Bein gefrieren ließen, und das war durchaus wörtlich zu nehmen. 1940 fiel die Temperatur im Januarmittel (!) auf minus zehn Grad. Im Januar 1893 wurde mit minus 29,7 Grad die bislang kälteste Tiefsttemperatur in Bamberg gemessen.
Europaweit legendär war der Winter 1962/63, als sogar tiefe Gewässer wie der Bodensee zufroren. Auch in Bamberg schlug damals Väterchen Frost zu: Drei Monate lang, von Dezember bis Februar, lag das Temperaturmittel bei unter minus fünf Grad. Erinnerungen an einen Ausnahmewinter weckt auch das Jahr 1985, als der Kanal gleich zwei Mal für mehrere Wochen zufror.
Dagegen hatten die letzten Jahre vor allem Wärmerekorde im Gepäck, abzulesen nicht nur an Jahresmitteltemperaturen, die bis auf milde 10,5 Grad plus kletterten: 2003 schien die Sonne 2070 Stunden und damit länger als je gemessen. 2003 und 2015 brachten es auf den Rekord von 31 Tagen über 30 Grad. Und auch 2007 gab es einen Spitzenwert: Mit 4,9 Grad plus war der Januar so warm wie nie zuvor.