Millionste Besucherin auf der Landesgartenschau
Autor: Michael Wehner
, Montag, 01. Oktober 2012
Eine Woche vor dem Ende der Landesgartenschau in Bamberg wurde am Montag die einmillionste Besucherin begrüßt - die 42-jährige Tanja Frank aus Lauterbach in Hessen.
Bamberg reiht sich damit in die Reihe der besonders erfolgreichen Landesgartenschauen ein. Tanja Frank hat es offensichtlich im Blut, wie man sich als routinierte Gartenschaubesucherin verhält, wenn es im Radio heißt, am Haupteingang werde jeden Moment der millionste Besucher erwartet. Geschickt verlangsamte die 42-jährige Frau aus Lauterbach in Hessen Montagmittag inmitten eines Besucherpulks ihre Schritte so, dass sie genau im richtigen Augenblick die Schranke am Haupteingang passierte und folglich ein Blitzlichtgewitter auf sich zog. Ein doppelter Glücksfall: Die Landesgartenschau Bamberg hatte ihren einmillionsten Besucher und Tanja Frank und ihr Lebensgefährte Heiko Euler, ein Friedhofsgärtner, konnten die Geschenke kaum tragen, die ihr Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und der Schwarm von Offiziellen überreichten.
Die Freude bei Veranstaltern war nicht gespielt.
Hoher Eintrittspreis sorgt für ausgeglichene Kassen
"Den Wert einer Landesgartenschau wird man richtig erst beurteilten, wenn die Zäune abgebaut sind", sagte Oberbürgermeister Andreas Starke, der das Großereignis stets auch als Stadtentwicklungsprogramm betrachtete. Doch nun dürfte sich die Landesgartenschau auch als einmaliges Event ins Gedächtnis der Bamberger gebrannt haben. Ungezählt die Nächte, die 16.500 Dauerkartenbesitzer aus der Region im letzten Abendlicht auf der so genannten Faltenwiese vor der großen Bühne verbrachten - bei Dutzenden von Darbietungen. Es soll Dauerkartenbesitzer geben, die so gut wie keinen Tag verstreichen ließen, ohne wenigstens einmal auf dem Gelände gewesen zu sein. Allein das Konzert der Gruppe Revolverheld brachte es am 15. Juni auf 9000 Besucher und war damit die größte Freiluftveranstaltung 2012 in Bamberg, noch weit vor den Massenaufläufen bei der Fußball-Europameisterschaft.
Während sich Bamberg nach 160 Tagen voller Festlichkeiten auf den Endspurt am nächsten Sonntag vorbereitet, wenn die Landesgartenschaufahne an die Deggendorfer überreicht wird, feilt man hinter den Kulissen bereits an der Bilanz. Millionenlöcher wie sie in Kronach zum Dauerbrenner nach der Schau wurden, sind in Bamberg wohl nicht zu befürchten. Zumindest ist Geschäftsführerin Claudia Knoll guter Dinge, dass die Einnahmen ausreichen, um den Durchführungshaushalt auszugleichen, der selbst solche Extravaganzen wie ein Freiluftkonzert der Bamberger Symphoniker möglich machte. Das Geheimnis: Der Eintrittspreis für Erwachsene von 15 Euro, der manchen Besucher durchaus murren ließ, sorgt nun für ausgeglichene Kassen. Kein Wunder, dass der eingezäunte Bereich der Landesgartenschau zeitweise besser behütet war als der Bamberger Dom. . .
Reger Besucherverkehr in der Nacht
Bewährt hat sich in Bamberg eine Neuerung, die auch bei anderen Gartenschauen Einzug halten könnte: Die 24-Stunden-Öffnung über ein Nachtportal. Die Chance, auch in den Nachtstunden über das Parkgelände zu schlendern, wurde in Bamberg rege genutzt und hat entgegen anfänglichen Befürchtungen den Vandalismus eher in Zaum gehalten denn befördert.
Auch das ist das Positive an der Bamberger Schau: Gemessen an der Vielzahl der Menschen, die auch in einer vom Massentourismus geprägten Stadt wie Bamberg die Grenzen des Gewohnten sprengte, hielten sich die kritischen Anmerkungen im überschaubaren Rahmen. Gewiss gab es Besucher, die sich darüber beklagten, dass der Blumenschmuck weniger im Zentrum stand als anderswo; es gab Misstöne um einen Fotografen, der es auf nackte Kinder, die im Wasserspielplatz abgesehen hatte, und zeitweise stand auch die schlechte Bezahlung der Servicekräfte in der öffentlichen Aufmerksamkeit.
Doch dem stand viel Lob gegenüber. Besonders gefielen den Besuchern der windungsreiche Fischpass, den Umwelttechniker in die Halbinsel hineinkomponiert hatten und die Kleingartensiedlung "Schwarze Brücke". Sie sollte nach dem ursprünglichen Konzept verschwinden. Doch es kam anders. Nach Protesten der Kleingärtner wurde die Siedlung hergerichtet und entwickelte zu einem besonders gern besuchten Zentrum der Landesgartenschau in Bamberg.