Druckartikel: ,Mietacker' fürs eigene Gemüse in Bamberg

,Mietacker' fürs eigene Gemüse in Bamberg


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Mittwoch, 16. Januar 2013

Wer keinen Balkon oder Garten hat, aber gerne eigenes Gemüse anbauen möchte, kann bei der Stadt Bamberg eine Parzelle im "Mietacker" pachten.
Noch ist vom zukünftigen ,Mietacker' an der Weißenburgstraße nur ein Teil zu erkennen. Im Frühjahr pflügt die Stadt das Gelände und bereitet es für den Anbau vor. Fotos: Michael Gründel


Ein Stück Acker, mehr nicht. Wer ein Gewächshaus oder eine Gartenlaube aufstellen möchte, ist hier fehl am Platz. Einen Gartenzaun gibt es auch nicht und das Wasser zum Gießen kommt vom Himmel - nicht aus der Leitung.

Nein, der Mietacker an der Weißenburgstraße in der Nähe zur Kreuzung Breslaustraße/Kantstraße wartet nicht mit den Annehmlichkeiten einer Kleingartenanlage auf. Soll er auch gar nicht. "Wer etwas Dauerhaftes mit Aufenthaltsqualität möchte, sollte sich einen Kleingarten zulegen", sagt Christian Wonka, Leiter des Immobilienmanagements der Stadt.

Brachliegendes Land für Bürger
Und für wen ist dann so ein Mietacker das Richtige? "Für Bürger, die in der Stadt wohnen und keinen Balkon oder Garten haben.

Die aber trotzdem selbst etwas anbauen wollen, vielleicht Kinder haben, denen sie zeigen wollen, wie Gemüse wächst." Die Antwort kommt von SPD-Stadträtin Monika Bieber.

Sie hatte die Idee für einen Mietacker in Bamberg. "Ich kenne es aus anderen Städten, in denen brachliegendes Land den Bürgern zur Verfügung gestellt wird, damit sie es bebauen können." Ab dem Frühjahr 2013 können nun auch die Bamberger ihr Stückchen Land "beackern".

50 Quadratmeter ist eine Parzelle groß, das gesamte Grundstück nimmt eine Fläche von etwa 1200 Quadratmetern ein. Wer sich für eine Parzelle interessiert, kann diese für ein Jahr mieten und zahlt 50 Cent pro Quadratmeter - also 25 Euro pro Jahr.

Die Stadt hat das Angebot bereits im Rathaus-Journal ausgeschrieben, die Resonanz ist laut Christian Wonka bisher allerdings "nicht überragend." Er sagt aber auch: "Es ist ein Versuch." Das Gleiche sagt Initiatorin Monika Bieber.

Woran könnte die bisher eher geringe Nachfrage liegen? Gibt es in der Gärtnerstadt Bamberg vielleicht keinen Bedarf für so ein Projekt?

"Die Idee an sich ist nicht schlecht", findet Siegfried Prell, Vorsitzender des Kleingartenvereins Schwarze Brücke in Gaustadt. Doch er nennt vor allem zwei Kritikpunkte: Kein Wasseranschluss und kein Gartenzaun. "Man bräuchte schon eine Wasserleitung oder zumindest eine Wasserstelle." Und: "Ich bin mir sicher, dass das Gemüse vom Acker geklaut wird, wenn es soweit ist. Sogar bei uns in der Kleingartenanlage klettern Leute über die Zäune und klauen." Zudem nennt er das Stichwort "Hundeklo." "Das wäre übel, wenn die direkt in den Acker rein machen."

Das sieht auch Christian Wonka so. "Hier müssen Herrchen und Frauchen eine gewisse Rücksichtnahme an den Tag legen." Der Leiter des Immobilienmanagements ist sich auch der Problematik der Gemüsediebe bewusst. "Es kann passieren, dass geklaut wird. Das wäre sehr schade. Falls es gar nicht ohne Zaun gehen sollte, müssen wir das Projekt noch einmal überdenken."

Mehr als die Eingrenzung gibt Gärtnerei-Inhaber Andreas Gütlein die Wasserversorgung zu denken. "Da wir früher auch ein Grundstück an der Weißenburgstraße hatten, kenne ich den Boden. Der ist gut. Aber: Er nutzt wenig, wenn im Sommer kein Wasser da ist."

Selbst eine Wassertonne auf der eigenen Parzelle im Acker würde nun einmal nichts nützen, wenn es längere Zeit nicht regne. Eine Wasserleitung wird es aber nicht geben. "Wir haben in diesem Bereich keinen Wasseranschluss", erläutert Wonka.

Keine Konkurrenz gefürchtet

Falls sich der Mietacker dennoch plötzlicher Beliebtheit erfreuen sollte, fürchtet Gütlein als gewerblicher Gärtner dann eigentlich Konkurrenz? "Nein. Da müsste es den Menschen wirtschaftlich schon sehr viel schlechter gehen, dass sie vom Eigenanbau des Gemüses leben müssen."

Auch Siegfried Prell vom Kleingartenverein schüttelt beim Wort "Konkurrenz" den Kopf. "Der Mietacker ist nichts, wo man sich länger aufhält oder ein Häuschen aufstellt. Und es gibt wohl auch nicht so eine Gemeinschaft wie im Kleingartenverein."

Was es gibt, ist frisches Gemüse aus dem Eigenanbau - wenn sich noch ein paar Bürger finden, die den Versuch wagen und mit Gießkanne und Werkzeug anrücken. "Die Fläche in der Weißenburgstraße liegt nicht irgendwo draußen im Gewerbegebiet. Der Bus hält direkt am Acker oder man kann sogar zu Fuß hinlaufen", sagt Wonka.
Und Monika Bieber findet: "Selbst angebautes Gemüse, das passt doch prima zu einer Gärtnerstadt wie Bamberg."

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