Michael-Arneth-Schule: Rückblick auf 50 Jahre Schulgeschichte
Autor: Anette Schreiber
Gundelsheim, Mittwoch, 03. Juli 2013
Die Michael-Arneth-Schule in Gundelsheim feierte ihr 50-jähriges Bestehen. Der Namensgeber und einstige Rektor erinnert sich an die Anfänge und wie er davor in seinem eigenen Haus unterrichtete. Eine Ausstellung gibt Einblick in 50 Jahre Schule und Schulleben.
Dem von ihm geschätzten Gundelsheimer Bürgermeister Georg Wolf würde sie gefallen, die Schule, so wie sie sich in ihrem 50. Jahr präsentiert. So, wie er sie einmal geplant hatte, und "sogar noch bisschen schöner ist sie geworden, würde er heute sagen", meint Michael Arneth zu der nach ihm selbst benannten Grundschule. Vor 50 Jahren wurde sie als Volksschule mit acht Klassenzimmern errichtet.
Nun erinnert eine Ausstellung im Kulturraum des Rathauses an den Werdegang der Einrichtung in den vergangenen fünf Jahrzehnten. Bilder zeigen Arneth als Lehrer und Rektor, den derzeitigen Bürgermeister Jonas Merzbacher beim Nikolausbesuch mit einem Topfschnitt und in der ersten Reihe, aber auch die heutige Rektorin Birgit Reiter, wie unter ihr das Ende der jüngsten Sanierung gefeiert wurde. Rund 240 Bilder, die Archivarin Maria Köppl in zwei Monaten zu einer sehenswerten Ausstellung komponiert hat.
Obgleich sie am Standort Schulweg selbst nur ein halbes Jahrhundert steht, so hat die Bildungseinrichtung Schule als solche in Gundelsheim eine weitaus längere Tradition, weiß Arneth. Vor dem Neubau Anfang der 60er beherbergte unter anderem das heutige Alte Rathaus die Bildungseinrichtung. Zuvor war die Schule auf mehrere Gebäuden verteilt, erklärt der 87-Jährige.
Start als "Lehrersäugling"
1943 kam Arneth als "Lehrer säugling" in die Gemeinde. So nannten die Älteren einen Lehrer, der sein zweites Staatsexamen erst noch vor sich hatte. Wegen der untragbaren räumlichen Situation ergriff Arneth die Initiative und baute selbst ein Haus mit einem Schulsaal, in dem er unterrichtete. Dafür wohnte er mit seiner Frau Ludmilla bei den Schwiegereltern, geschlafen wurde in deren Bad. "Wenn ich bei meiner Lehramtsprüfung durchgefallen wäre, hätte ich die Kommission rauswerfen können", erzählt er humorvoll. Jedenfalls unterrichtete Arneth lange Zeit über 60 Kinder auf den nur 31 Quadratmetern seines Schulsaals.
Arneth spart nicht mit Lob für die Weitsicht von Bürgermeister Georg Wolf. Dem hatte er durch den privaten Unterrichtsraum sozusagen einen Raumpuffer verschafft. So dass Wolf Zeit hatte, seine Vision von der Schule auf einem einzigen, gemeindeeigenen Areal gezielt vorbereiten zu können. Für die Gemeinde erwarb er nach und nach Grundstücke, bis man rund 10 000 Quadratmeter zusammenhängende Fläche und das Geld beisammen hatte: 800 000 Mark kostete das Vorhaben damals.
Am Anfang stand das Gebäude, das heute als Mittelbau fungiert. "Gott, waren wir stolz auf die Schule", erinnert sich Arneth begeistert. Auch wenn man mit Rektor Max Ament einen hatte, bei dem man sozusagen noch stramm stehen musste. Birgit Reiter lächelt nachsichtig. "Nein", das sei heute ganz anders, betont die derzeitige Rektorin. Bis 1967 war Arneth Rektor, dann an höherer Stelle tätig. Außerdem leitete er von 1972 bis 1990 als Bürgermeister die Geschicke Gundelsheims. In den 70er boomte die Gemeinde. Doch bevor sich Neue hier niederließen fragten sie "habt ihr einen Kindergarten und habt ihr eine Schule", so Arneth. In dieser Hinsicht habe sich nichts geändert, attestiert ihm Jonas Merzbacher. Die Gemeinde misst Erhalt und Ausstattung dieser Einrichtungen einen hohen Stellenwert bei.
Die Schule fühlt sich hervorragend unterstützt, lässt Birgit Reiter dazu wissen. Als eines von vielen Beispielen führt die nunmehr zehnte Rektorin an dieser Stelle das "Jeki"-Programm an, das es jedem Kind ermöglicht, ein Instrument zu erlernen. 10 000 Euro lässt sich das die Gemeinde jährlich kosten. "Früher gab es überhaupt kein Geld für die Schule im Haushalt und praktisch jeder Bleistift musste beantragt werden", freut sich Arneth über die Entwicklung.
Insgesamt hat sich etliches getan. So ist die Schule dank weiterer Baumaßnahmen (Anbau/Turnhalle) zu einem der größten Gebäude-Komplexe gewachsen. 2010 wurde die Generalsanierung samt energetischer Sanierung abgeschlossen. Kosten von 2,5 Millionen Euro.
Waren anfangs alle Grund- und Hauptschulklassen hier unter einem Dach, verlor man wie so viele andere Standorte auch, die Hauptschule schrittweise. So handelt es sich bei der Michael-Arneth-Schule nun um eine reine Grundschule, mit den Klassen 1 bis 4, wobei alle Jahrgangsstufen bis auf die dritte Klasse zweizügig (also jeweils zwei Klassen) sind. Dazu die Lehrerausbildung, denn Gundelsheim ist Seminarschule. 115 Kinder kommen täglich.
Und denen gefällt ihre schöne Schule am Südrand des Ortes, wie sie erst jüngst beim Schulfest in Liedform zum Ausdruck brachten und beim FT-Besuch erneut tun: Birgit Reiters zweite Klasse sprudelt vor Begeisterung. Sung Bin, der aus China stammt, bringt es auf den Punkt: "Hier macht Lernen Spaß."
Noch bis zum 21. Juli und zu den Öffnungszeiten des Rathauses kann die Ausstellung besucht werden. Samstags und sonntags ist sie von 14 bis 17 Uhr geöffnet.