MIA. rockt Bamberg trotz Stromausfall in Arena
Autor: Corina Erk
Bamberg, Samstag, 24. November 2012
MIA. gaben bei ihrem Auftritt in Bamberg 120 Minuten Vollgas und feierten mit ihrem Publikum eine große Elektropop-Party. Das hätte durchaus mehr Zuhörer verdient.
Erstaunliche Leere auf dem Parkplatz der Stechert-Arena, kein Verkehrschaos auf den Zufahrtsstraßen, keine langen Menschenschlangen am Einlass: Dabei machten am Freitagabend doch MIA. auf ihrer "Tacheles"-Tour in Bamberg Station.
MIA. sind keineswegs Unbekannte in der Musikszene, bedenkt man, dass die vierköpfige Berliner Elektro-Musikgruppe um Lead-Sängerin Mieze Katz, Bassist Robert "Bob" Schütze, Drummer Gunnar Spies und Gitarrist Andi Penn nach dreijähriger Bandpause mit ihrem mittlerweile fünften Studioalbum "Tacheles" auf die deutschen Bühnen zurückkehren.
120 Minuten wirbelte Frontfrau Mieze über die Bühne, ließen ihre Musiker knackig-rockige Gitarrenriffs, basslastige, pulsierende Beats und tanzbaren Drum-Sound hören, zwei Zugabe-Runden und MIA.-Sprechchöre der Fans inklusive; in toto ein sehr gelungenes Konzert, das mehr als die etwa 500 Zuhörer verdient hätte.
Als Support-Act hatte das Trio Laing, ebenfalls aus Berlin, mit ihrer bekanntesten Single, der Coverversion von "Morgens bin ich immer müde", minimalistischen Outfits und dem sehr spielfreudigen Drummer mit dem für Erheiterung sorgenden Namen Friedemann eine halbe Stunde lang das Publikum bespaßt - eine durchaus engagierte Vorstellung.
MIA. gaben in Bamberg Vollgas
Pünktlich um 21 Uhr war es dann soweit: Vorhang auf für MIA., die von der ersten Minute an Vollgas gaben. Energiebündel Mieze, mal im weißen Federglitzerkleid, dann wieder im pinken Bärchen-Umhang, Matrosenoutfit oder goldenen Mantel, performte aktuelle, elektrolastige Albumtracks wie "Immer wieder" oder "Fallschirm" mit derselben Leidenschaft, wie sie ältere Hit-Singles à la "Mein Freund" und "Hungriges Herz" von der Bühne dem Publikum entgegenschmetterte.
Mieze turnt über den Köpfen der Zuhörer
Bunte, bisweilen auch trashige Selbstinszenierung gehört zum Konzept von MIA. Und davon gab es auch bei ihrem Auftritt in Bamberg reichlich: Mieze pustete Seifenblasen in den Zuschauerraum, beschoss die Fans aus Wasserpistolen, setzte sich einen pinkfarbenen Federkranz auf den Kopf, bestreute den Drummer mit Konfetti und turnte zum Song "Zirkus" minutenlang über den Köpfen der Band in einem an einem Seil befestigten Hula Hoop-Reifen. So viel Einsatz zeigen aktuell nur wenige Künstler.
In grellen Farben zuckten die Scheinwerfer über die Köpfe der Musiker hinweg, hüpften und klatschten die Fans, wurden Leuchtstäbchen geschwenkt und turnte Bassist Bob auf Stelzen über die Bühne.
MIA.-Fans sind verrückt
Auch ein kurzzeitiger Stromausfall brachte die Band nicht aus dem Konzept. Mieze konstatierte charmant: "Als MIA.-Fan muss man verrückt sein." Von dieser Dosis MIA.-Verrücktheit darf es gerne etwas mehr sein, zumal die musikalische Botschaft der vierköpfigen Formation den Aufruf zum toleranten Umgang miteinander ("Wir sind ein bunt gemischtes Völkchen. Hier ist jeder richtig.") und Spaß machende Elektropop-Klänge, eingebettet in eine schrille Show, verbindet.