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"Merkwürdige Dialoge": Alltagsgespräche werden zum Buch


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Freitag, 09. Januar 2015

Der Bamberger Literat und Poetry Slammer Christian Ritter schnappt immer wieder Gespräche auf, die er unter dem Titel "Merkwürdige Dialoge" im Internet veröffentlicht. Mit weiteren Autoren wurde ein Projekt daraus - und demnächst ein Buch.
Die Reporterin trifft Christian Ritter am Café Müller zum Interview - äh, Dialog. Um "merkwürdige Dialoge" geht es in Ritters nächstem Buch. Foto: Barbara Herbst


Manche sind einfach zum Heulen. Und andere muss man zwei Mal lesen oder darüber nachdenken, bis man ihre Tragweite begreift. Es sind Gespräche, die ein Fragezeichen hinterlassen, oder ein Schmunzeln, oder Traurigkeit. In jedem Fall haben sie bereits eine Menge Fans.

Ende November gegründet, hat die Facebookseite mit dem Namen "Merkwürdige Dialoge" bereits rund 4100 "Gefällt mir"-Angaben. Es ist ein Projekt des Bamberger Autors und Poeten Christian Ritter (31). Die Dialoge sind für ihn nichts Neues, er schreibt sie schon länger nieder und veröffentlicht sie auf seiner Facebook- oder Internetseite.

Neu ist dagegen die Idee, die ihm spontan in der Badewanne kam, Mitte November.

Warum nicht ein Projekt draus machen und Kollegen mit einbinden? "Ich habe überlegt, wer von meinen Bekannten passen könnte. Da sind mir 15 Poetry Slammer eingefallen, die nun auch alle dabei sind." Sie schicken ihm ihre Dialoge zu, manchmal einen oder zwei, manchmal 20 auf einmal. So hat sich mittlerweile ein Pool von rund 300 Dialogen angesammelt, etliche noch unveröffentlicht. Täglich werden es mehr.

Sie kommen von Autoren aus ganz Deutschland, die unter ihren Beiträgen stets namentlich genannt und verlinkt werden. Doch welche Einsendungen schaffen es auf die Seite? In nächtlichen Chats berät sich Ritter mit Kollegen aus Stuttgart und Regensburg. Denn: "Im Vergleich zu sonstigen Lustige-Sprüche-Seiten auf Facebook bin ich auf Qualität bedacht", erwähnt der Bamberger Literat.

Keine niveaulosen Witze

Keine billigen Witze, aber auch keine Komma- und Schreibfehler sind in den "Dialogen" zu finden.
Sie handeln von nicht alltäglichen Gesprächen im Alltag. Da ist zum Beispiel der Postbote, der an der Wohnungstür klingelt: "Sie sind nicht so beliebt bei Ihren Nachbarn, was?" - "Hm? Wieso?" - "Wenn Sie nicht da sind, will keiner Pakete für Sie annehmen." - "Ach?! ... Vielleicht sind die noch etwas nachtragend. Im Sommer haben wir öfter draußen gegrillt und das war mal etwas laut. Dann kam der von gegenüber ... Wieso erzähl ich Ihnen das eigentlich?" - "Ich hab auch gar nicht so viel Zeit, mir die spannende Geschichte weiter anzuhören. Soll ich Sie vielleicht noch kurz drücken?" (Christian Ritter).

Aus dem Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen stammt ein "merkwürdiger Dialog" von Ninia LaGrande: "Und welches Tier wäre ich?" - "Ein Dinosaurier." - "Wieso??" - "Weil die auch immer weg sind."
Beziehungen, Freunde und Familie, Bildung, Reisen. Insgesamt zehn Themenpakete hat Christian Ritter zusammengeschnürt. Es werden die Kapitel sein, nach denen sich sein neues Buch gliedern wird, das im März 2015 erscheinen soll. "Etwa 300 Dialoge werden drin sein, maximal ein Drittel wird vorher veröffentlicht. Damit auch für die Facebook-Freunde etwas Neues dabei ist", erläutert Ritter.

Ins Buch kommen nur die Besten

Einige dieser "Facebook-Freunde" posten mittlerweile selbst Beiträge auf der Seite. Ins Buch schaffen es allerdings nur die besten "Dialoge". Wen sprechen diese eigentlich an? "Jeder hat ein anderes Humorverständnis", sagt Ritter. "Bei manchen schmeiße ich mich weg und die Leute finden's gar nicht lustig. Es kann aber auch genau umgekehrt sein."

Wer sich selbst eine Meinung bilden möchte, schaut auf die Facebookseite "Merkwürdige Dialoge". Oder wartet auf das Buch. "Es wird die klassische Klo-Lektüre", kündigt Ritter an.