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Kommentar zu Unfalldramen auf A6: Menschliches Versagen


Autor: Stefan Fößel

Nürnberg, Mittwoch, 18. Mai 2016

Dass so viele Lkw auf unseren Autobahnen unterwegs sind, hat auch viel mit unserem Konsumverhalten zu tun. Denn alles muss möglichst schnell verfügbar sein.
Die vielen Staus auf deutschen Autobahnen haben auch etwas mit unserem Konsumverhalten zu tun. Foto: Julian Strateschulte, dpa


Die tragischen Unfälle der vergangenen Tage werfen wieder Fragen nach der Schuld auf. Wenn ein Fahrer am Steuer einschläft oder das Stauende an der Baustelle übersieht, ist von menschlichem Versagen die Rede, wenn ein anderer seinen Lkw einfach auf dem Standstreifen abstellt, von grober Fahrlässigkeit (und weniger von der Parkplatznot an Autobahnen).

Doch kann die tragische Häufung individueller Fehler zugleich in einen größeren Zusammenhang gebracht werden. Der Konsument von heute will immer alles verfügbar haben, immer möglichst schnell und möglichst preiswert. Das geht nicht ohne Zigtausende Lkw, die die Waren von A nach B befördern. Daraus bedingen sich immer wieder neue Baustellen, die nach Abschluss der Arbeiten unsere Autobahnen schneller und die ausgewalzten Pfade wieder befahrbarer machen sollen.

Insofern kann man nicht die Zahl der Baustellen für die Unfallhäufungen verantwortlich machen, denn auf maroden Straßen passiert sicher nicht weniger. Konzentriert man sich auf die Lkw-Fahrer, spricht man schnell über Zeit- und Kostendruck, der wiederum auch vom Konsumenten ausgeht. Weil wir unser Konsumverhalten so schnell nicht ändern werden und selbst trotz aller Staus noch gerne Auto fahren, müssen wir uns eben noch etwas mehr mit den Folgen arrangieren.

Das heißt zum Beispiel, sich über die Verkehrslage zu informieren und auch mit plötzlichen Staus zu rechnen, lieber mal zu spät zu kommen als nachher regelwidrig Zeit reinzuholen, vielleicht auch manche unnötige Fahrt zu vermeiden und dafür wieder bewusster am Steuer zu sitzen - nicht mit den Gedanken stets woanders. Was bleibt, ist das Versagen der anderen, mit dem man immer rechnen sollte. Und auf das man mit viel Glück noch reagieren kann.