Memmelsdorf hat zwei Bürgermeister-Optionen

3 Min
 
 

Gerd Schneider will Memmelsdorfer Bürgermeister bleiben. Doch Jürgen Reinwald ist sein Herausforderer, der von drei Gruppierungen unterstützt wird.

Auf dem Ticket der SPD möchte der parteilose Gerd Schneider ein weiteres Mal Memmelsdorfer Bürgermeister werden. Das gleiche Amt strebt Jürgen Reinwald an, den gleich drei Gruppierungen bzw. Parteien unterstützen.

Während Schneider "den größten Kindergarten aller Zeiten", das neue Ärztehaus, das Geburtshaus und die Anschaffung einer neuen Feuerwehr-Drehleiter als bedeutendste Erfolge seiner Amtszeit sieht, würde Reinwald künftig einiges gern anders machen. Konkret würde er "weniger die eigene Person in den Vordergrund stellen" und die Themen anpacken. Außerdem einen respektvollen, wertschätzenden Umgang mit den Bürgerinnen und Bürgern auf Augenhöhe praktizieren.

Reinwald nennt dann umgehend die Themenfelder mit dringendstem Handlungsbedarf. Etwa die Schaffung bezahlbarer Bauplätze und Wohnraums für junge Menschen aus der Gemeinde. Er fordert innen und außen zu bauen, statt zu versprechen. Dann müsste der akute Mangel an Senioren- und Pflegeeinrichtungen behoben werden, mit Neubau und Erweiterung von Senioren- und Pflegeeinrichtungen. Schließlich müsste ein qualitativ verbessertes Betreuungskonzept in KiTa und Schule ausgebaut werden, mit flexibleren, längeren Buchungszeiten und qualifizierterem Betreuungspersonal.

Bei einigen Forderungen ist er gar nicht so weit entfernt von Schneiders Ansätzen. Der will zwei neue große Pflegeheime, die bereits in Vorplanung sind, aktiv im Gemeinderat unterstützen , wie bereits die bisherigen Pflegeeinrichtungen. Die volle Unterstützung des gesamten Gemeinderats fordert er ein für den neuen Wohnpark "Fröschgraben" mit über 100 Wohnungen - sozialer Wohnungsbau, Mehrgerationen-Wohnen, nachhaltige klimafreundliche Baukultur.

Oben auf der Agenda

Ebenfalls ganz oben auf Schneiders Agenda: der weitere Ausbau der Schulen und Kindergärten. Hier betrachtet er den vollen Einsatz von Gemeinderat und Verwaltung für neue Lösungen als erforderlich.

Sollten sie nicht Memmelsdorfer Bürgermeister werden, wie würden sie dann der Gemeinde in den nächsten sechs Jahren helfen? Schneider holt hier weit aus und kommt auf den spanischen Eroberer Hernando Cortez zu sprechen. Der ließ 1519 seine ganze Flotte in Brand stecken - woraufhin der Landungstrupp keine Rückzugsmöglichkeit mehr hatte und mit dem Mut der Verzweiflung das Riesenreich von Montezuma in Mexiko eroberte. Eine Niederlage bei der Wahl sei für Schneider somit "keine denkbare Alternative".

Herausforderer Reinwald zieht so eine Alternative immerhin ins Kalkül, dass er die Wahl also nicht gewinnt. Da würde Reinwald sich weiterhin politisch und auch gesellschaftlich sowohl in der Feuerwehr und in weiteren Vereinen als auch im Gemeinderat (falls gewählt) zum Wohl der Gemeinde mit ihren Ortsteilen einsetzen. Mit seiner beruflichen Erfahrung würde er auch weiterhin die Rathausverwaltung "gerne tatkräftig unterstützen".

Im Interview:

Gerd Schneider

Der parteilose, 59-jährige amtierende Bürgermeister Gerd Schneider ist der Kandidat der SPD. Er ist in Paderborn geboren, ledig und Vater eines erwachsenen Sohnes. Politische Vorbilder sind Martin Luther King im Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und Annemarie Renger als weltweit erste Frau an der Spitze eines frei gewählten Parlamentes. Als Hobby gibt er "mein Memmelsdorf" an. Was motiviert Sie, sich in der Politik zu engagieren? Gerd Schneider: Die meisten Bürger wünschen sich ein parteiunabhängiges, pragmatisches Engagement von ihrem Bürgermeister, Kindergärten, Schulen, Seniorenheime und die Feuerwehr brauchen keine Parteifarbe. Geschweige denn "Machtpolitik", geschweige denn machtpolitische Konstellationen. Zu Lasten von neun Ortsteilen und 60 Vereinen.

Was hat Sie im vergangenen Jahr im Bezug auf Ihre Gemeinde am meisten geärgert und wieso? Einmal der Brand in Lichteneiche: 78 hilflose Bewohner stehen plötzlich auf der Straße, für Monate. Mich ärgert rücksichtsloses, aggressives, zerstörerisches Verhalten gegenüber Mitmenschen. Genauso wie Ellbogenmentalität, Egoismus und rücksichtsloses Verhalten auf Kosten von Kindern und Senioren im Straßenverkehr.

Warum sind Sie der richtige Bürgermeister für Ihre Gemeinde?Ich bin der richtige Bürgermeister für Memmelsdorf wegen sechs Jahren als Erster Bürgermeister, plus sechs Jahren Referenzprojekte in allen Ortsteilen plus sechs Jahren bunte Vielfalt statt Parteipolitik.

Im Interview:

Jürgen Reinwald

Für drei Parteien bzw. Gruppierungen ist der 35-jährige, ledige Diplom-Verwaltungswirt und Regierungsamtmann Jürgen Reinwald Bürgermeisterkandidat. Seine Hobbys sind Fußball, Theater, Bergwandern und Feuerwehr. Als politische Vorbilder nennt er Barbara Stamm und Christa Stewens. Was motiviert Sie, sich in der Politik zu engagieren? Jürgen Reinwald: Ich bin seit 16 Jahren im öffentlichen Dienst und hab' dort sehr viel mit Landräten, Bürgermeistern, Kreisräten, Gemeinderäten und sämtlichen Behörden zu tun. Hierbei ist man in der Regel nur ausführendes Organ. Als Kommunalpolitiker ist man aber am Entscheidungsprozess aktiv einbezogen und kann so entscheidend Einfluss nehmen.

Was hat Sie im vergangenen Jahr im Bezug auf Ihre Gemeinde am meisten geärgert und wieso? Wir haben es in sechs Jahren tatsächlich nicht geschafft, neue Bauplätze auszuweisen. Ein Projekt aus der vorherigen Legislatur in Meedensdorf wurde fertiggestellt und weitere drei Bauplätze kamen in Laubend hinzu. Bei 9300 Einwohnern definitiv zu wenig. So können wir jungen Leuten, die in der Gemeinde eine Familie gründen wollen, keine Perspektive geben, zumal bestehender Wohnraum sehr knapp bemessen ist.

Warum sind Sie der richtige Bürgermeister für Ihre Gemeinde? Wir hatten einige Themen, die einen Spalt in die Gemeinde trieben. Ich will als Vertreter aller Bürger Verantwortung übernehmen und Kompromisse finden. Verbinden statt spalten, das ist mir beruflich bei schwierigen Themen immer sehr gut gelungen