Bambergerin verdient Geld als Prostituierte: "Meine Gefühle sind gestorben"
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Samstag, 15. Juni 2019
Ela bietet schon seit vielen Jahren sexuelle Dienstleistungen für Geld an. Die Bamberger Prostituierte erzählt, wie ihre Arbeit sie verändert hat. Männer könne sie nicht mehr lieben, sagt die hübsche 48-Jährige. Ihre Tochter und ihre Enkelin umso mehr.
Ihre dunklen Augen blitzen verschmitzt, wenn Ela mit scheinbarer Selbstverständlichkeit erzählt, dass sich jeder Dritte ihrer Kunden in sie verliebt. Und während der Zuhörer diesen Satz noch mit diesem zierlichen Gesicht und den ungewöhnlich vollen Lippen verbindet, sagt die Schwarzhaarige unvermittelt kühl: "Bei der Liebe geht es um Gefühle und Erotik. Bei meiner Arbeit funktioniere ich nur."
Bei der Liebe gehe es nicht ums Geld - in ihrem Gewerbe aber gehe es zu allererst und fast ausschließlich ums Geld.
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Ungewöhnlich alt, um mit der Prostitution anzufangen
Des Geldes wegen ist Ela auch in dieses Gewerbe gerutscht. Als der Salon der Kosmetikmeisterin pleite ging, der Schuldenberg und die Verzweiflung immer größer wurden, habe sie an diese Tür geklopft, von der sie wusste, dass dahinter Rotlicht leuchtete. "Ich war damals schon 32/33, also ungewöhnlich alt, um damit anzufangen. Der Betreiber führte mich herum, auch in den Keller mit dem SM-Raum. Da bin ich total erschrocken", erzählt Ela ernst.
Der Mann habe daraufhin gesagt, das Gewerbe sei nichts für sie, habe sie weggeschickt. Doch ihre Situation sei so ausweglos gewesen, dass sie am nächsten Tag wieder angeklopft habe. Ihr erster Gast sei ein haariger, ungewaschener Alptraum gewesen. "Es war furchtbar." Doch die Geldnot war größer als ihr Ekelgefühl. Das war 2004.
"Meine Gefühle sind gestorben."
Seither hatte sie viele Freier. "Bei dieser Arbeit verliert man die Gefühle", sagt Ela, die sich schon viele Künstlernamen wie diesen gegeben hat. "Meine Gefühle sind gestorben."
Sich in einen Mann verlieben: Das schließt die sportliche 48-Jährige für ihr künftiges Leben aus. Ihr Job und eine Beziehung: ein Widerspruch. "Männer, die ihre Frauen anschaffen gehen lassen, sind keine Partner, sondern Zuhälter."