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Bamberger Erzbischof Gössl kritisiert Abkehr von Kirche - "Hölle auf Erden"


Autor: Strahinja Bućan, Agentur dpa

Bamberg, Donnerstag, 07. März 2024

Der neue Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat in einem sogenannten "Hirtenbrief" die Abwendung vieler Menschen von der Religion kritisiert. Stattdessen sei "mein Gott (...) mein Smartphone" - dies beobachte er immer öfter.
"Mein Gott ist mein Smartphone": Der neue Bamberger Erzbischof Gössl kritisierte in seinem ersten Hirtenbrief den Verlust Gottes in der modernen Gesellschaft.


Schon bei seinem Amtsantritt am Samstag machte der neue Bamberger Erzbischof Herwig Gössl klar: trotz aller Herausforderungen sei die zukunftsfest. "Manche sagen heute, Kirche sei am Kipppunkt, und meinen damit, bald gehe das Schiff unter. Ich aber bin fest überzeugt: Der Herr ist an Bord, und wenn wir uns auf ihn hin orientieren, dann bekommen wir neuen Mut, selbst wenn es um uns herum stürmisch zugeht", sagte er in seiner Predigt im Bamberger Dom.

Diesen Standpunkt bekräftigte der 57-jährige Geistliche auch in seinem ersten Hirtenbrief, den die Erzdiözese am Montag (4. März 2024) veröffentlichte - und das mit einem kritischen Blick auf die moderne Gesellschaft. Gott sei weitgehend aus dem Leben vieler Menschen verschwunden und werde nicht vermisst, so Gössl. Für viele gelte heute das Bekenntnis: "Mein Gott ist mein Smartphone."

Fehlt den Menschen die Zeit für Gott? Bamberger Erzbischof kritisiert Abhängigkeit von digitalen Kommunikationsmitteln

Viel Zeit, Geld und Energie werde für digitale Kommunikationsmittel aufgewendet, kritisierte der Erzbischof in seiner Botschaft an die Gläubigen, die am Sonntag verlesen wurde. Dies werfe die Frage auf: "Wie kann Gott wieder dorthin rücken, wo er hingehört, nämlich in die Mitte unseres Lebens?" Eine Menschheit ohne Gott sei allerdings die "Hölle auf Erden".

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Der neue Bamberger Oberhirte betonte dabei die Bedeutung des Gebets. "Nichts ist so faszinierend, wie die Gemeinschaft betender Menschen zu erleben, darin einzutauchen und zu spüren, wie man mitgetragen wird". Darum sei es umso wichtiger, zum gemeinsamen Gebet zusammenzukommen. Er freue sich über Initiativen wie "Night fever" und über alle Formen regelmäßiger Anbetung und Gebetskreise, die dem Wort Jesu folgen: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen."

Gössl bedankte sich für die vielen positiven Gratulationen, die er als Zeichen des Wohlwollens und der Gemeinschaft erfahre. "Gehen wir gemeinsam den Weg in die Zukunft, geführt und geleitet durch unseren Herrn Jesus Christus und in der Kraft des Heiligen Geistes." Gössl war am Samstag in einem festlichen Gottesdienst im Bamberger Dom ins Amt als Erzbischof eingeführt worden.