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MeillerGHP lässt Bamberg fallen


Autor: Matthias Litzlfelder

Bamberg, Mittwoch, 30. April 2014

Am Donnerstag soll das Schutzschirmverfahren über die in Schieflage geratene Firma eröffnet werden. Doch schon vorher scheint festzustehen: Der Standort mit 190 Beschäftigten hat keine Zukunft. Rund 40 Mitarbeiter protestierten in Bern.
Vor der Zentrale der Schweizerischen Post protestierte am Dienstag eine Gruppe von Bamberger MeillerGHP-Beschäftigten. Foto: privat


Knapp drei Monate haben die 190 Beschäftigten der Firma MeillerGHP an der Kronacher Straße um ihren Arbeitsplatz gebangt, nachdem Anfang Februar die Zentrale in Schwandorf beim Amtsgericht Amberg ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beantragt hatte. Es ist der Versuch, die Firma unter der Regie der alten Geschäftsführer zu retten.

Doch inzwischen ist klar: Um den Spezialisten für personalisierte Werbesendungen aus den roten Zahlen zu bringen, werden nicht nur Arbeitsplätze in Schwandorf und Bamberg abgebaut. MeillerGHP will den Standort Bamberg wohl ganz schließen. So ließ es der Betriebsrat schon vor einigen Tagen bei einer Betriebsversammlung in Schwandorf verlauten.

"Wir müssen davon ausgehen, dass die Standortschließung in Bamberg beschlossene Sache ist", sagte am Mittwoch Jörg Radtke, Betriebsrat in Bamberg und stellvertretender Gesamtbetriebsratsvorsitzender.

Bei den Beschäftigten sei die Enttäuschung groß. "Die Motivation ist komplett im Keller. Die meisten haben sich wohl damit abgefunden", berichtet Radtke.

Er und sein Betriebsratskollege Martin Stemplinger waren am Dienstag in Bern. Zusammen mit mehr als 30 weiteren Bamberger Mitarbeitern protestierten sie vor der Zentrale der Schweizerischen Post. MeillerGHP gehört zu 35 Prozent der Schweizerischen und zu 65 Prozent der Österreichischen Post. Auch bei der Aktionärsversammlung der Österreichischen Post AG vergangene Woche in Wien, standen Bamberger vor der Stadthalle und verteilten Flugblätter. "Wenn der Stellenabbau in Verbindung mit der Standortschließung Bamberg schon unumgänglich ist, dann wenigstens zu sozial fairen Konditionen", so die Botschaft, die auch in Bern wiederholt wurde.

Radtke und Stemplinger wollen vor allem eines erreichen: Ein Sozialplan sollte für entlassene Mitarbeiter gleich viel Geld zur Verfügung stellen wie bei einer ähnlichen Restrukturierung in Bamberg im Jahr 2011. Nicht zufrieden sind sie mit den zweieinhalb Monatsgehältern, die im Rahmen des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung vorgesehen seien. Einige der MeillerGHP-Beschäftigten sind mehr als drei Jahrzehnte dabei, haben mehrere Umstrukturierungen miterlebt. Und jetzt soll in Bamberg alles vorbei sein.

Von Unternehmensseite hielt man sich bis Mittwoch immer noch bedeckt, was die Sanierungspläne angeht. Man gehe davon aus, dass heute vom Amtsgericht Amberg die eigenverantwortliche Verwaltung bestätigt werde, sagte Pressesprecherin Nadine Winkelhaus. Am Montag werde MeillerGHP die Details zum Sanierungskonzept offenlegen. Dann wird die Belegschaft wohl endlich traurige Gewissheit haben: Das Kapitel MeillerGHP in Bamberg geht zu Ende.