Mehrkosten in Millionenhöhe verhinderten das Kunstprojekt
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Mittwoch, 27. März 2019
Der Stadtrat hat einer Dependance der Sammlung Goetz in Schloss Geyerswörth eine Absage erteilt. Doch warum will der OB weiter "nach Locations" suchen?
Es war die Vision eines Hauses moderner Kunst mitten in der alten Stadt Bamberg. Über ein Jahr wurde hinter verschlossenen Türen und seltener in der Öffentlichkeit darüber diskutiert, Teile der 5000 Exponate zählenden Sammlung Goetz in Bambergs Renaissance-Schloss Geyerswörth in einem Museum zu präsentieren. Es sollte ein weiterer kultureller Leuchtturm in der ohnedies so kunstreichen Stadt Bamberg werden - doch es bleibt vorerst bei einem Luftschloss.
Zumindest für das derzeit noch das Sozialreferat beherbergende Schloss Geyerswörth haben Finanzsenat und Stadtrat der Stadt Bamberg diese Woche eine solche Zukunft ausgeschlossen. Das um 1580 als Bischofspalast errichtete Gebäude soll auch nach seiner Sanierung als Verwaltungssitz genutzt werden.
Als der Stadtrat erstmals am Dienstag einstimmig grünes Licht für die 17 Millionen Euro teuere Sanierung gab, jetzt definitiv mit dem Ziel eines Ämtergebäudes, war das Aufatmen im Großen Sitzungssaal spürbar. Kämmerer Bertram Felix hatte es den Stadträten leicht gemacht, der verlockenden Offerte aus München gewissermaßen in letzter Sekunde ein entschlossenes Nein entgegenzustellen.
Denn nach dem (noch) nutzungsneutralen Durchführungsbeschluss im Dezember hätte die Entscheidung über Sanierung und Umbau zum neuen Baureferat jetzt keinen Aufschub mehr geduldet. "Man muss wissen: Ein bisschen Museum und ein bisschen Restverwaltung das geht nicht", machte der Kämmerer klar. Noch mehr haben die Stadträte freilich seine Kostenargumente beeindruckt. Würde die Stadt den Umbau zu einem Ausstellungshaus "in der angestrebten Qualität" ernst meinen, käme wegen der deutlich höheren Anforderungen an eine Versammlungsstätte, wegen des Mehraufwands für Brandschutz, Einbruchsicherheit und Klimatisierung "mindestens ein zweistelliger Millionenbetrag" auf die Stadt zu. "Wir müssten zudem mit jährlichen Kosten für acht bis neun zum Teil hochkarätig besetzten Planstellen rechnen." Selbst einen Entzug von Fördergeldern und das Fehlen einer denkmalschutzrechtlichen Genehmigung mochte Felix nicht ausschließen, hätte sich der Senat doch noch zu einem Museumskonzept durchgerungen.
Das war nach diesem Plädoyer freilich kaum zu befürchten. Helmut Müller (CSU) erneuerte seine bereits früher formulierte Einschätzung, dass sich Bamberg keine solchen "Luxusdinge" leisten könne, wenn gleichzeitig das Geld für den öffentlichen Personennahverkehr fehle. Die Nutzung des Gebäudes für das Baureferat bezeichnete er als angemessen. Man müsse sich vor Augen halten, dass dadurch die jetzt noch von der Bauverwaltung belegten Gebäude am Leinritt frei würden - eine Chance für die Stadt.
Seine "Erleichterung" formulierte auch SPD-Sprecher Heinz Kuntke. Das Projekt sei eine Nummer zu groß für Bamberg, sagte Kuntke und forderte seine Kollegen zu "etwas mehr Bescheidenheit" auf: "Ich weiß nicht, was los wäre, wenn wir einen zweistelligen Millionenbetrag dafür genehmigt hätten."
Auch von der Bamberger Allianz kam eine klare Absage an zusätzliche Millionenkosten. "Wir dürfen nicht vergessen, wir haben in Bamberg die ein oder andere Aufgabe vor uns", sagte Dieter Weinsheimer mit deutlich ironischem Unterton. Nun rücke das Kesselhaus als Platz für die moderne Kunst wieder in den Vordergrund. Dafür plädiert auch der Bamberger Kulturreferent Christian Lange (CSU), der sich zuletzt noch dafür stark gemacht hatte, Bamberg mit einem neuen Kunsthaus zu bereichern.