Mehr Waffenscheine: Bambergs Bürger rüsten auf
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Dienstag, 19. Januar 2016
Die Zahl der Personen, die eine Schreckschusswaffe mit sich führen wollen, hat seit dem 1. Januar in Stadt und Landkreis Bamberg zugenommen. Allein beim Landratsamt wurden in den ersten 19 Tagen des Jahres 100 Kleine Waffenscheine beantragt. In der Stadt sieht es ähnlich aus.
Die Zahl der Besitzer sogenannter Kleiner Waffenscheine nimmt auch im Landkreis und in der Stadt Bamberg weiter zu. So ist die Anzahl der Scheine, die den Inhaber zum Führen von Signal- , Reizstoff- und Schreckschusswaffen berechtigen, im vergangenen Jahr explosionsartig angestiegen: Das Landratsamt stellte im vergangenen Jahr 107 Kleine Waffenscheine aus, das Bamberger Rathaus 60. Damit liegen die Zahlen von 2015 weit über denen des Vorjahres: 2014 wurden vom Landratsamt 45, von der Stadtverwaltung 14 solcher Genehmigungen ausgesprochen. Bei den scharfen Waffen ist diese Entwicklung nicht erkennbar.
834 Kleine Waffenscheine
Spätestens nach den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln scheint die Verunsicherung groß, das Sicherheitsgefühl klein. Denn der Trend setzt sich auch 2016 weiter fort: Im Landkreis wurden seit dem 1. Januar bereits 46 Kleine Waffenscheine genehmigt. In den ersten 19 Tagen des neuen Jahres zählte die Landkreisbehörde bereits über 100 gestellte Anträge, so die Auskunft des Landratsamtes.In der Stadt wurden bisher sechs neue Scheine ausgestellt, 14 Anträge liegen vor. Insgesamt sind im Kreis aktuell 834 Kleine Waffenscheine registriert, im Stadtgebiet sind es rund 340.
Polizei: Umgang mit Schreckschusswaffen birgt Gefahren
Zwar dürfen mit dem Berechtigungsschein keine scharfen Waffen geführt werden, doch auch der Umgang mit Schreckschusswaffen und Reizstoffsprühgeräten will geübt sein. Deshalb warnt Anne Höfer, Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken, vor negativen Folgen: "Gerade in Stresssituationen kann es passieren, dass man sich bei der Benutzung selbst oder auch unbeteiligte Personen in Gefahr bringt."Stattdessen rät die oberfränkische Polizei zu folgenden Verhaltensweisen in Gefahrensituationen: "Treten Sie grundsätzlich selbstsicher gegenüber Fremden auf. Lassen Sie sich auf kein Gespräch ein, sondern geben Sie sofort deutlich zu verstehen, dass Sie keinerlei Kontakt wünschen. Sprechen Sie andere Personen an oder wählen Sie gegebenenfalls den Notruf 110. Rufen Sie laut um Hilfe und wehren Sie sich so nachdrücklich es geht."
Kommentar: Waffen sind keine Lösung
Die große Angst, sie hat inzwischen auch die Stadt und den Landkreis Bamberg erreicht. Auch wenn die reale Gefahr gering ist, gibt es hier immer mehr Menschen, die mit (Schreckschuss-)Waffen umherlaufen. Sie fühlen sich dadurch sicherer. Doch sollten sie sich klar machen, dass sie dadurch nur zusätzlich für Verunsicherung sorgen. Oder was löst es aus, wenn man weiß, dass immer mehr Menschen eine echt aussehende Waffe mit sich führen?
Im Zweifelsfall hilft eine Waffe in einer bedrohlichen Situation ohnehin nicht weiter. Dagegen sollte der gesunde Menschenverstand helfen - das Vertrauen in die Polizei. Fehler, wie sie in Köln passiert sind, sind passiert. Die Polizei zieht derzeit ihre Konsequenzen daraus.
Die Verunsicherung bei den Menschen - sie ist aktuell nicht wegzureden. Aber Waffen sind nicht die Lösung: Je mehr davon im Umlauf sind, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie eingesetzt werden. Das kann eine verhängnisvolle Spirale in Gang setzen: Noch mehr Menschen rüsten auf. Und unsere Sicherheit bleibt trotzdem (oder gerade deshalb) auf der Strecke.