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Mehr Schweine, mehr Schäden im Kreis Bamberg


Autor: Hans Kurz

LKR Bamberg, Donnerstag, 08. Januar 2015

In der vergangenen Jagdsaison wurden im Landkreis Bamberg 1766 Wildschweine erlegt. Das sind fast doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren. Ein deutlicher Hinweis auf eine ständig wachsende Population.
Sauwohl fühlen sich die Schwarzkittel inzwischen in weiten Teilen Oberfrankens. Foto: Archiv/dpa


Es werden mehr und sie richten immer größere Schäden an. Die Rede ist von den Wildschweinen im Landkreis Bamberg. Genaue Zahlen gibt es dafür zwar nicht, weil zum einen keiner all die Schwarzkittel zählen kann und zum anderen die meisten Schäden einvernehmlich zwischen Jagdpächtern und Landwirten geregelt werden. So verfügen weder die Gemeinden, die nur dann einen Schaden gemeldet bekommen, wenn keine gütliche Einigung zustande kommt, noch die untere Jagdbehörde oder auch der Bauernverband über aussagekräftige Statistiken.

"Die Wildschweine werden mehr und sie richten immer höhere Schäden an", ist sich Dieter Heberlein, der bei Bayerischen Bauernverband (BBV) in Oberfranken die Jagdgenossenschaften betreut, dennoch sicher. Das sind zum einen Erfahrungswerte, zum anderen hat Heberlein aber auch Zahlen, die ganz eindeutig darauf hinweisen. Da ist vor allem die jährliche Jagdstrecke.

So stieg etwa die Zahl der im Landkreis Bamberg erlegten Wildschweine von 915 im Jagdjahr (jeweils 1. April bis 30. März) 2011/12 über 1222 im Jahr 2012/13 auf 1766 in der letzten Saison. In den Jahren davor schwankten die Zahlen zwischen 751 und 1002.


In Unterfranken ist die Wildschweinpopulation drei Mal so groß

Damit ist der Anstieg deutlich höher als anderswo in Oberfranken. So waren etwa die Zahlen in Ostoberfranken zuletzt sogar wieder leicht rückläufig, so Heberlein. Westoberfranken habe bisher relativ wenige Probleme mit Wildschweinen gehabt. Ganz im Gegensatz etwa zu Unterfranken, wo die Wildschweinpopulation schätzungsweise drei Mal so groß wie in Oberfranken sei.

Über das Ausmaß der geradezu explosionsartigen Vermehrung wird viel spekuliert. Oft wird da der Mais angeführt, der vor allem für Biogasanlagen in den vergangenen Jahren vermehrt angebaut wird. Den Vorwurf weist Heberlein zurück. "Den Zusammenhang müssen wir klar ablehnen."Der Maisanbau sei in Oberfranken geringfügiger gestiegen, als die Wildschweine an Zahl zugenommen hätten. Allerdings hätten sich die Lebensbedingungen für die Tiere vor allem dank eines guten Nahrungsangebots deutlich verbessert.


Auch der Raps schmeckt

Wildschweine würden sich auch nicht nur auf Feldern verköstigen - wo ihnen zum Beispiel der Raps ebenso gut schmecken würde wie der Mais, führt Heberlein an. Auch in Laubwäldern fänden sie ein gutes Nahrungsangebot in Form von Eicheln und Bucheckern. Schwerwiegender noch als auf Ackerland seien Schäden zudem auf Grünland. Das durchwühlen die Schweine auf der Suche nach eiweißhaltiger Nahrung nach Würmern, Insekten und anderen im Boden lebenden Tieren - sozusagen als Ausgleich zur kohlenhydratreichen Körnerkost. Zudem würden die Wildschweine auch von klimatischen Veränderungen profitieren. Reichhaltige Nahrung und milde Winter lassen die Fruchtbarkeit der Sauen ansteigen und erhöhen gleichzeitig die Überlebensquote der Jungtiere.

Was BBV-Sprecher Heberlein ebenfalls zurückweist, ist Kritik an den Jägern. "Die sind schon fleißig", sagt er Und sie seien auf die Unterstützung durch die Bauern angewiesen. "Die Landwirte müssen die Jagdpächter einfach rechtzeitig informieren, wenn Wildschweinrotten und Schäden auftauchen.

Franz Brütting, Sachverständiger beim BBV, weist zudem darauf hin, dass ein Mitverschulden wie etwa das Verhindern von Schutzmaßnahmen dazu führen kann, dass der Schadensanspruch verloren geht beziehungsweise der Geschädigte einen Teil des Schadens selbst zu tragen hat. Eine Grundvoraussetzung für den Ersatzanspruch sei die Einhaltung der Siebentagefrist für die Meldung der Wildschäden bei der Gemeinde.