Warnstreiks in Bamberg - Verdi: "Wir sind es wert!"
Autor: Harald Rieger
Bamberg, Donnerstag, 21. April 2016
Verdi weitet seine Warnstreiks weiter aus. Auch in Bamberg legten am Donnerstag über 300 Arbeitnehmer vorübergehend die Arbeit nieder.
Die Beschäftigen des öffentlichen Dienstes waren sich am Donnerstagvormittag einig: Die vom Arbeitgeber vorgeschlagene Lohnerhöhung von drei Prozent wollen sie keinesfalls akzeptieren. Um den Druck zu erhöhen, wurden daher bayernweit die Warnstreiks ausgeweitet. In Bamberg gingen über 300 Streikende auf die Straße.
Die Kundgebung startete vor dem Gebäude der Stadtwerke am Margaretendamm. Von dort aus zogen die Streikenden mit Trillerpfeifen, Fahnen und Transparenten durch die Königstraße zur Abschlusskundgebung am ZOB.
"Die Arbeitgeber haben ihre Beschäftigten und die Öffentlichkeit mit einem angeblichen Drei-Prozent-Angebot getäuscht. In Wirklichkeit bleibt in zwei Jahren nichts übrig; es droht sogar ein Reallohnverlust", wetterte Verdi-Gewerkschaftssekretär Christian Ascherl. Denn nach Abzug der prognostizierten Inflationsrate plus der Kosten für eine Zusatzversorgung, in der die Beschäftigten künftig einzahlen sollen, bliebe den Beschäftigten ein Realverlust im Jahre 2017 von fast 0,5 Prozent. Dies werde man nicht hinnehmen. Zumal, so betonte Ascherl, die Einkommensentwicklung von Beschäftigten von Bund und Kommunen noch hinter denjenigen in der Gesamtwirtschaft zurückgeblieben ist.
"Gleichzeitig sprudeln die Steuereinnahmen aufgrund der guten Konjunkturentwicklung. Nach der jüngsten Steuerschätzung wird bis zum Jahre 2019 ein Steuerplus von 15,1 Prozent beim Bund und den Kommunen erwartet", schilderte der Gewerkschaftssekretär. Ferner rechne der Finanzminister mit einem Haushaltsüberschuss von knapp 21,5 Milliarden Euro. Und auch die Kommunen hätten letztes Jahr einen Haushaltsüberschuss von 3,2 Millionen Euro gehabt. Hiervon würden die Beschäftigten ihren Anteil fordern.
Manfred Böhm von der katholischen Betriebsseelsorge unterstrich, dass die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes auch Leistungsträger des Landes seien, die nicht verantwortlich gemacht werden dürften für eine desolate Finanz- und Steuerpolitik des Staates. "Wenn Gelder ins Ausland verschoben und gewaschen oder gar hinterzogen werden, geht die Regierung sehr oberflächlich mit den Steuersünden um. Uns aber erklären sie vehement: Ihr bekommt nix!", klagte Böhm. Man werde daher auf keinen Fall weiter hinnehmen, dass mit den Kleinen kleinlich und mit den Großen großzügig verfahren werde. Denn auch die Beschäftigen des öffentlichen Dienstes seien es wert,, besser und gerechter entlohnt zu werden.
Den Streikenden gehe nicht nur um eine Lohnerhöhung, sondern auch um eine Wertefrage, ergänzte Mathias Eckard vom DGB. "Wir sind es wert! Und wir wollen nichts weiter als eine gute Zukunft für unsere Familien und eine gerechte Verteilung der Gelder."
Insgesamt fordert die Gewerkschaft sechs Prozent mehr Entgelt. Sachgrundlose Befristungen sollen ausgeschlossen und die Regelungen der Altersteilzeit über den 31. Dezember hinaus verlängert werden. Ferner dürfe es keine Eingriffe in das Leistungsrecht der Zusatzversicherungskasse geben.