Todestag von Bamberger Musiker: Tochter beschreibt seine besondere Ausstrahlung
Autor: Isabel Schaffner
Bamberg, Dienstag, 26. August 2025
Ein Jahr nach dem Tod von Max Kienastl, der Bambergs Musikszene prägte, berichtet seine Tochter über seine besondere Wirkung auf Menschen.
Das 93 Jahre lange Leben von Max Kienastl war für die Musik bestimmt. Und Bamberg war einer seiner Lebensmittelpunkte. Zum ersten Todestag am 25. August 2025 erinnert seine Familie an den Multiinstrumentalisten und gebürtigen Regensburger, der zwischen Klassik und Jazz pendelte. "Ein Kennzeichen war mit Sicherheit seine Rastlosigkeit", beschreibt ihn seine Tochter Eva Rubinstein-Höfer gegenüber inFranken.de.
Vor wenigen Wochen ist indessen völlig unerwartet ein langjähriger Mitarbeiter von Radio Bamberg verstorben. Im Netz trauerten Hörer, Politiker, Einrichtungen und Radiosender um den 61-Jährigen.
"Eigenwillige, zweigleisige Karriere": Bamberger Jazzclub würdigt Max Kienastl
Max Kienastls musikalische Laufbahn begann bereits in der Kindheit, als klassische Musik die ersten Jahre bestimmte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er durch die US-amerikanischen Clubs in Regensburg und Ulm früh mit Jazz konfrontiert. "Damals fand ich Gefallen daran und es ist dabei geblieben", sagte er einst in einer Fernsehsendung des Bayerischen Rundfunks. Der Bamberger Jazzclub war ihm ein besonders wichtiger Ort.
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Der Jazzclub in der Oberen Sandstraße 18 hat Kienastl einen eigenen Beitrag samt Interview gewidmet. Demnach sang er zunächst bei den Regensburger Domspatzen, studierte später Violine und baute sich nach 1945 "eine eigenwillige, zweigleisige Karriere als Jazzer und Klassiker auf". 1951 gründete er ein Jazzquartett und spielte in die 1960er-Jahre hinein abwechselnd Geige, Vibraphon und Posaune. Nach mehreren Tourneen als freischaffender Künstler war er von 1966 bis 1994 als erster Geiger fest bei den Bamberger Symphonikern engagiert und spielte jahrzehntelang im Jazzclub.
Wie er dort angab, schätzte er die sehr verschiedenen Musikarten gleichermaßen. Kein Freund sei er vom Free Jazz gewesen; er brauchte ein harmonisches Konzept. Der Donaukurier beschrieb die Musik seines Quartetts einst als "Light-Jazz, problemlos konsumierbar, handwerklich perfekt dargereicht, ohne jedwede Ecken oder Kanten". Kienastl im Jazzclub-Interview: "Der Keller hat mir anfangs schon sehr viel bedeutet. Als Ausweichmöglichkeit konnte ich zwar nach Nürnberg fahren. Dann gab es in den 70er-Jahren in Erlangen noch den Jazzclub 'Pupille', wo ich auch oft gespielt habe. Der Club wurde nach rund 10 Jahren geschlossen. Aber in Bamberg gab es nur - Gott sei Dank - den Jazzkeller."
"Er war bis zum Schluss ein sehr positiver Mensch": Tochter erzählt von ihrem Vater
Tochter Eva Rubinstein-Höfer erinnert sich gegenüber inFranken.de an eine seiner "bewundernswerten" Seiten, als sie ihn auf förmlichen Veranstaltungen begleitete: "Egal, wie reserviert und distanziert die Gesellschaft war: Sobald der klassische Teil vorbei war und mein Vater dann meist mit der Geige gejazzt hat, konnten Sie sicher sein, dass selbst die förmlichste Runde innerhalb von ein paar Minuten komplett aufgetaut war. Er war bis zum Schluss ein sehr positiver Mensch, immer mit einem Lächeln im Gesicht und strahlenden Augen - und so hat er auch musikalisch begeistert und sein Publikum verzaubert."
Ein aktueller Todesfall bewegt indessen das Bamberger Rathaus. Oberbürgermeister Andreas Starke trauert um einen langjährigen Freund. "Die Stadt verliert eine prägende Persönlichkeit, und ich einen guten Ratgeber", hielt das Stadtoberhaupt fest.