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Manndorfer pfeifen auf den Zug


Autor: Ralf Kestel

Reckendorf, Freitag, 13. Februar 2015

Fünf Tuut-Signale für ein kleines Dorf. Im Reckendorfer Gemeindeteil freuen sich die Anwohner nicht über die Bahn, die alle halbe Stunde durch den Ort fährt.
Erwin Limpert hat am Faschingswagen der Dorfgemeinschaft mitgebaut. Spaßig wird darauf eine ernste Botschaft vermittelt. Foto: Ralf Kestel


Die Botschaft auf dem Faschingswagen soll zwar für Heiterkeit sorgen, hat aber einen ernsten Hintergrund: Die Bewohner in den Reckendorfer GemeindeteilenManndorf und Laimbach mögen die Ohren gar nicht mehr spitzen, weil ihnen der Lärm auf die Nerven geht.

Der kommt nicht von der nahen B 279, sondern im Halbstunden-Takt von der Bahnlinie Breitengüßbach-Ebern, die unmittelbar am kleinen Manndorf vorbeiführt. "Alle halbe Stunde tutet so ein Zug", schimpft Erwin Limpert. "Im Sommer, wenn du bei offenem Fenster schläfst, haut es dich um 4.30 Uhr schon aus dem Bett."


Kaum Verkehr im Dorf

Was den Ruheständler, der als Sprecher der gesamten Dorfgemeinschaft auftritt, ärgert: "Für unser kleines Dorf gibt es fünf Übergänge, und jedesmal muss der Lokführer hupen, obwohl wir doch kaum Verkehr im Ort haben. Und die Feldwegüberfahrt in Richtung Zeitzenhof benutzt sowieso keiner."

Außerdem dürfen die Bahnübergänge sowie nur mit zehn Stundenkilometern angefahren werden. An die Vorgaben des Eisenbahn-Bundesamtes zur Nutzung des akustischen Signals sind die Lokführer aber gebunden, heißt es von der Betreibergesellschaft Agilis. "Aber die haben eine laute und eine leisere Hupe, manche Lokführer kennen aber nur die laute", meint Limpert. Er hielte einen Scheinwerfer bei den Nachtfahrten für viel effektiver.

Dazu der Agilis-Pressesprecher Michael Rieger: "An der grundlegenden Situation hat sich seit 2011, als Agilis den Betrieb auf dem Streckenabschnitt Breitengüßbach-Ebern übernommen hat, nichts geändert.

Gerade um den Halt in Manndorf herum gebe es mehrere unbeschrankte Bahnübergänge. Aus Sicherheitsgründen ist ein zirka drei Sekunden langer Signalton an einem Bahnübergang mit P-Tafel vorgeschrieben. "An diese Vorschrift halten sich unsere Lokführer." Der Warnhinweis an die übrigen Verkehrsteilnehmer verhindere Unfälle an unbeschrankten Übergängen.

Von "heftigen Beschwerden" der Anwohner weiß das Unternehmen indes nichts ."Diese Beschwerden werden nicht direkt an uns gerichtet: Weder in unserem Kundencenter noch beim örtlichen Betriebsleiter oder über die diversen Kontaktmöglichkeiten auf agilis.de oder den sozialen Netzwerken sind in den letzten Monaten Beschwerden von Anwohnern der Strecke zum Thema Pfeifsignale eingegangen."

Eine Möglichkeit, die Anzahl der vorgeschriebenen Pfeifsignale zu vermindern, wäre es, den ein oder anderen unbeschrankten Bahnübergang aufzulassen. Dazu wäre es interessant, wie die Manndorfer zu solchen Überlegungen stehen, meint Rieger.

Ein ganz anderer Ansatz stand auch schon in den Überlegungen: "Die wollen die Bahntrasse komplett verlegen, damit nicht mehr so viele Übergänge vorhanden sind", hat Rentweinsdorfs Bürgermeister Willi Sendelbeck bei Verhandlungen mit Bahnvertretern mal herausgehört.

Ärgern sich die Manndorfer und Laimbacher über den Schienenverkehr, kommt Ungemach auch aus der Luft daher. "Die Mini-Hubschrauber jodeln bald wieder Tag", klagt Limpert über den nahen Landeplatz bei Sendelbach, wo sich eine Fliegerschule angesiedelt hat.

"Die normalen Flugzeuge stören gar nicht mehr, aber diese fliegenden Rasenmäher machen gerade am Wochenende so viel Lärm, dass man sich gar nicht mehr raussetzen will. Der Verein heißt zwar Flugsportclub Ebern, aber rumfliegen tun sie nur bei uns."


Aktionen im Nachbarort

Ein Problem, das auch im benachbarten Sendelbach (Marktgemeinde Rentweinsdorf) für Unmut sorgt. "Dort läuft schon etwas dagegen", hat Limpert von einem Gemeindevertreter der unterfränkischen Nachbarn erfahren.

Zurück zum Faschingswagen. Beklagen die Laimbacher auf der einen Seite den Lärm, der von diversen Verkehrsmitteln ausgeht, führen sie auf der anderen Seite die leichte Erreichbarleit als Stärke auf: Kann Manndorf über die Straße, die Schiene oder aus der Luft angesteuert werden, hapert es noch bei den Internetverbindungen. Während in Reckendorf schnelle Internetzugänge längst zur Verfügung stehen, hängen die nördlichen Gemeindeteile noch in der Luft bzw. am einfachen Telefonkabel.

Gemalt hat den närrischen Protest übrigens ein Königsberger, der aus Laimbach stammt und in Bad Staffelstein als Porzellanmaler gelernt hat.