"Männerschuppen" eröffnet in Bamberg: Reparieren statt wegwerfen
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Donnerstag, 17. März 2016
Am Freitag startet mit dem "Männerschuppen" auf dem ehemaligen Schaeffler-Gelände ein Projekt des Diakonievereins Bamberg - speziell für reifere Herren.
Mit diesem Pfund lässt sich schon einmal prima wuchern: Otto Schmitt, seines Zeichens erfahrener Elektromeister, steht für Bambergs grüne Zukunft in den Startlöchern. "Ich repariere lieber statt wegzuwerfen", erklärt der Handwerker nachdrücklich und murmelt etwas von verbreiteter "Wegwerfmentalität in unserer Gesellschaft" und "falschem Konsumverhalten".
Umso mehr freut es den vitalen 80-Jährigen, dass er sein Fachwissen nun im "Männerschuppen" einsetzen kann und zugleich eine erfüllende Freizeitbeschäftigung bekommt.
"Seniorenarbeit speziell für Männer" bringt Bernd Bauer-Banzhaf seine Idee "Männerschuppen" auf den Punkt. Mit Herzblut hat der Vorsitzende des Diakonievereins Bamberg den Plan umgesetzt, für ältere Männer eine soziale Werkstatt zu schaffen, in der sie sich treffen und handwerken können.
Der Christ betont, dass der "Männerschuppen" ein "typisch diakonisches Angebot" sei, das mit Religionszugehörigkeit nichts zu tun habe. Katholiken, Muslime, Juden, Konfessionslose seien genauso willkommen wie Frauen, "die bei uns Schweißen, Hämmern, Schrauben lernen wollen".
Ersatzteile kosten was
Denn im "Männerschuppen" sollen Dinge, die sonst auf dem Müll landen würden, wieder funktionstüchtig gemacht werden. "Oft lohnt sich wegen der Arbeitskosten der Aufwand nicht, kaputte Sachen zu reparieren, weil es billiger ist, etwas Neues zu kaufen", weiß Bauer-Banzhaf.
Die Profis und Hobbytüftler im "Männerschuppen" würden dagegen ehrenamtlich reparieren und nur "kleines Geld" für Ersatzteile nehmen.Möglichen Kritikern aus etablierten Handwerkerkreisen hält der Projektmacher Bauer-Banzhaf entgegen, dass der "Männerschuppen nichts Kommerzielles macht und keine Konkurrenz ist".
Dessen Arbeit sei Nachbarschaftshilfe: "Dafür gibt es keine Gewährleistung oder Garantie", betont Bauer-Banzhaf. Für seinen "Chef", den evangelisch-lutherischen Dekan Hans-Martin Lechner, erfüllt der "Männerschuppen" auch ohne Netz und doppelten Boden eine wertvolle Aufgabe: "Dies ist ein Ort der Nachhaltigkeit und schafft Bewusstsein", erklärt er bei einem Besuch des Schuppens kurz vor der offiziellen Eröffnung. Auf dem vormaligen Betriebsgelände der Firma Schaeffler, auf dem ein neues Wohnquartier entstanden ist, hatte der Bauträger "Denkmal Neu" dem Diakonieverein Räumlichkeiten für den "Männerschuppen" überlassen.
Reparaturkurse denkbar
Freiwillige Helfer des Vereins sanierten die etwa 180 Quadratmeter, installierten Strom, Wasser, Lüftung, Sanitär, sorgten für die Einrichtung und das Werkzeug samt Werkbänke. Nur der Heizungsbau wurde Fachhandwerkern überlassen. Spender und Sponsoren brachten die notwendigen Euros auf: "Wir hoffen auch weiterhin auf Spenden", bekennt Bernd Bauer-Banzhaf freimütig, zumal die monatlichen Hauskosten von fast 600 Euro zu Buche schlagen.So verschließt sich der Diakonieverein auch nicht Kooperationspartnern wie dem Evangelischen Bildungswerk oder anderen Vereinen, die im "Männerschuppen" Reparaturkurse für Frauen, Jugendliche oder Flüchtlinge anbieten wollen.
"Wir sind für weitere Spezialisten offen, etwa für solche, die gebrauchte Computer und Smartphones herrichten können", wirbt Bauer-Banzhaf um Fachpersonal. Bislang steht ein gutes Dutzend Handwerker zwischen 60 bis 90 Jahren bereit.
Die älteren Herrschaften werden sich Freitag um 17 Uhr im "Männerschuppen" in der Alten Seilerei 20 in Bamberg - gegenüber des Schlachthofes - einfinden, wenn Dekan Lechner ihrem neuen Treffpunkt den Segen erteilt und Bürgermeister Wolfgang Metzner (SPD) die Glückwünsche der Stadt überbringt. "Jeder Interessierte ist willkommen", erweitert Bauer-Banzhaf die Einladung.