Männer-WG sichert die Bamberger Strom- und Wasserversorgung
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Donnerstag, 26. März 2020
Vier Mitarbeiter der Stadtwerke bleiben von der Außenwelt abgeschottet, um den reibungslosen Betrieb der Energie- und Wassernetze zu gewährleisten. Wer sie ablöst, muss negativ auf das Coronavirus getestet sein.
Dass Sven Weber einmal an seinem Arbeitsplatz in freiwillige Quarantäne gehen würde, hätte er sich vor ein paar Wochen noch nicht träumen lassen. Inzwischen steuert er seit Montag mit drei Kollegen alle Netze und technischen Anlagen der Stadtwerke aus einem nur ihnen zugänglichen Gebäudeteil heraus. Die Männer sind von der Außenwelt isoliert, um Ansteckungen zu verhindern und den Betrieb der kritischen Infrastrukturen während der Pandemie zu gewährleisten.
"Lagerkoller haben wir keinen, noch vertragen wir uns alle gut", sagt Weber am Telefon und lacht. Der 21-Jährige hatte am Donnerstag die Frühschicht von 6 bis 12 Uhr, behielt in dieser Zeit das Bamberger Strom-, Gas- und Wassernetz im Blick. Nach dem selbstgekochten Mittagessen hat er dann mit den drei Kollegen, die gerade nicht Dienst hatten, eine Runde Boccia gespielt.
Mit dem Koffer zur Arbeit
"Wir wurden ins kalte Wasser geworfen, allerdings mit einem Plan", sagt Weber. Wie die anderen Stadtwerke-Mitarbeiter hat er sich freiwillig für den isolierten Arbeitsplatz gemeldet. "Meine Mutter war zunächst ein bisschen geschockt. Aber sie weiß auch, dass es mir gut geht und ich getestet werde." Wenn er nächste Woche zum ersten Mal abgelöst wird, freut Weber sich auf seine Familie - und Mischlingshund Nico ("Der sieht ein bisschen aus wie ein Fuchs").
Neben Weber kam auch Steffen Urban am Montag mit einem Reisekoffer zur Arbeit. Statt in den Urlaub ging es auch für ihn und die weiteren Stadtwerkler Norbert Eichfelder und Ralph Schneiderbanger in die Quarantäne. Die vier Mitarbeiter in der Verbundleitwarte am Bamberger Margaretendamm stellen dort gemeinsam mit ihren Kollegen den reibungslosen Betrieb der Energie- und Wassernetze in Bamberg, Hallstadt und Stegaurach sicher. Sie kontrollieren zum Beispiel die Füllstände der Trinkwasserhochbehälter, den Gasverbrauch und auch den reibungslosen Betrieb des Glasfasernetzes der Stadtwerke.
Maximal acht Tage am Stück
Wenn das Stromnetz ausfällt, weiß der Diensthabende es sofort. Um bei Störfällen unverzüglich reagieren zu können, ist die Leitwarte immer rund um die Uhr besetzt, auch an Feiertagen und in Krisenzeiten.
"Strom, Gas, Wasser, Wärme, Internet - das sind allesamt kritische Infrastrukturen, die jetzt mindestens so zuverlässig funktionieren müssen wie an jedem anderen Tag auch", sind sich Urban und seine Kollegen ihrer Verantwortung bewusst. Eine Situation wie diese gab es zwar noch nicht, doch die Stadtwerke hätten die Lage gut unter Kontrolle.
Der Notbetrieb läuft bis auf Weiteres, die Mitarbeiter arbeiten im Vier-Schicht-Betrieb: sechs Stunden hochkonzentriert in der Leitwarte, 18 Stunden Pause für Freizeit und Schlaf. Das Ganze maximal acht Tage am Stück, danach gibt es vier Tage Heimaturlaub. Die Teams werden dann durchgewechselt - aber erst, nachdem sie erneut negativ auf das Corona-Virus getestet worden sind.