Mädchenkantorei am Dom feiert Jubiläum mit dem Erzbischof
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Donnerstag, 09. Oktober 2014
Was zunächst eine Revolution war, ist heute anerkannte Selbstverständlichkeit: Vor 25 Jahren wurde die Mädchenkantorei am Dom gegründet. Am Sonntag wird das Jubiläum mit dem Erzbischof gefeiert.
Immer wieder lässt Domkapellmeister Werner Pees die Worte wiederholen: "Patrem omnibus potentem!" "Jesu Christe!" singen die Mädchen. "Bravo! Klasse!", lobt Pees. Glockenhell klingen die Soprane, warm die Altstimmen. Konzentriert schauen die Sängerinnen bei der Chorprobe mal auf das Notenblatt, mal auf den mit einer Hand dirigierenden Pees am Flügel. Ein gewisser Ehrgeiz hat die Mädchenkantorei gepackt: Ihr Konzert am Samstagabend soll sitzen. Und natürlich die Missa A-Dur von Josef Rheinberger (1839-1901), die sie im Jubiläumsgottesdienst mit Erzbischof Ludwig Schick am Sonntag zu Gehör bringen wollen.
Im Oktober 1989, also vor 25 Jahren, hat Werner Pees die Mädchenkantorei am Dom gegründet. Das war damals eine Revolution: Mädchen, weibliche Wesen, die im Chor in der Bischofskirche singen? Die Herrenwelt auf dem Domberg erstarrte vor Schreck: "Es herrschte Angst, dass der Knabenchor leidet, und es wurde viel blockiert im ersten Jahr", blickt der Domkapellmeister zurück. Nur die Domkapitulare Hans Wich und Josef Richter, der Dompfarrer, hätten sich vehement für die Mädchenkantorei eingesetzt.
Bereicherung der Dommusik
Jedenfalls "war sie anfangs kein geliebtes Kind", kann Werner Pees heute darüber lächeln. Denn inzwischen sind die jungen Damen mehr als wohlgelitten und eine selbstverständliche Bereicherung der Dommusik: "Weder Erzbischof noch Domkapitel reden uns rein", freut sich Pees darüber, dass er in der musikalischen Gestaltung der liturgischen Feiern im Dom völlig freie Hand hat, also auch die Mädchenkantorei je nach Anlass auch einsetzen kann.
In den vergangenen 25 Jahren haben rund 1500 Mädchen zwischen 7 und 19 Jahren den Domchor und die Domkantorei im Repertoire ergänzt. Selbst an Hochfesten wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten kommen Gottesdienstbesucher in den Genuss professionell ausgebildeter Mädchenstimmen. "Es ist für mich das Schönste, im Dom zu singen!" strahlt die 12-jährige Yoko, die mit ihrer Schwester Romi (15) unverdrossen zwei Mal in der Woche die notwendigen Proben absolviert. Theresa (16) und Julia (17) rühmen vor allem die starke Chorgemeinschaft, in der sie Freundinnen gefunden haben. Ein "definitiv weiterer Anreiz", so Julia, seien auch die Chorreisen: "Ich war mit der Mädchenkantorei schon in Rom, Nizza, London und Paris", listet sie auf. Und das nicht bloß für Sightseeing, sondern auch für konzertante Auftritte in großen Kirchen.
Hohe Sangesqualität
Von der hohen Qualität ihrer Sangeskunst sprechen erste Plätze bei Bayerischen Chorwettbewerben. Auch bei der Teilnahme an Deutschen Chorwettbewerben errangen die Bamberger Mädchen sehr gute Bewertungen. Wer die Mädchenkantorei daheim hören will, kann dies per CDs tun. Oder Radio und Fernsehen einschalten. Denn bei etlichen Sendungen des Bayerischen Rundfunks wirkt die Mädchenkantorei mit.
Chorleiter Pees geht es bei seiner Ausbildung der Mädchen auch "um ein Stück praktische Jugendarbeit, nicht nur um Leistung".
In der Gemeinschaft würden die Mädchen lernen, zusammen zu halten und sich füreinander einzusetzen. Für viele sei die Mädchenkantorei "noch der einzige Bezug zur Kirche". Den nachhaltig zu festigen, sehe er als eine wichtige Aufgabe. Schließlich würden die Mädchen auch eine religiöse Erziehung erhalten, "denn die Psalmen, die wir singen, sind geistliche Texte". So erklärt Pees zudem bei der Probe fremd klingende Ausdrücke oder gibt historische Einblicke in die Entstehungszeit der gesungenen Literatur.
Singen trotz Schulstress
Der Domkapellmeister erkennt sehr wohl die schulischen Belastungen der Mädchen, die gerade das G 8 mit sich bringt. So sei er fasziniert, dass die "jungen Leute trotzdem durchhalten", zumal die Probenzeiten verpflichtend sind. Pees befürchtet jedoch, dass die Probentermine künftig nicht mehr so gehalten werden können. Aber er ist zuversichtlich, dass dieses Problem gelöst werden kann. Und dass neue Sängerinnen - "auch evangelische sind herzlich willkommen!" - den Klangkörper Mädchenkantorei verstärken wollen.
Zur Feier des Silbernen Jubiläums gibt die Mädchenkantorei gemeinsam mit der Jugendkantorei des Eichstätter Doms am Samstag, 11. Oktober, um 19.30 Uhr ein Konzert "von Klassik bis Moderne" im Bamberger Dom. Der Eintritt ist frei. Am Sonntag, 12. Oktober, sind beide Chöre gemeinsam mit Musikern der Bamberger Symphoniker im Pontifikalgottesdienst mit Erzbischof Ludwig Schick um 9.30 Uhr zu hören.