"Lust am Leben" auf dem Friedhof
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Ludwag, Donnerstag, 02. November 2017
Erhard Schütze hat für die sanierte Aussegnungshalle in Ludwag einen außergewöhnlichen Auferstandenen geschaffen. Das Werk wurde an Allerheiligen geweiht.
Dieses Kunstwerk ist in seiner Gestaltung und Wirkung ein "typischer Erhard Schütze": ausdrucksstark in heutiger Formensprache, inhaltsreich und im positiven Sinne provozierend. Denn der auferstandene Christus, den Schütze für die sanierte Aussegnungshalle in Ludwag geschaffen hat, weckt Assoziationen, letztendlich Glauben.
Und eine "Lust am Leben", wie Künstler Schütze sagt. Wer am Grab stehe, solle "einen Funken Hoffnung verspüren" und ahnen, dass das Leben auch nach dem Tod weiter gehe. "Freude an der Auferstehung" wolle er vermitteln. Auf die "unauslöschliche Botschaft" hinweisen, dass mit dem Tod nicht endgültig Schluss sei.
Für diese Aussagen, die in seinem Auferstandenen gebündelt sind, hat sich Schütze von Alterzbischof Karl Braun theologischen Rat geholt. Der Künstler wollte sicher gehen, dass ein Auferstandener an einer Aussegnungshalle "liturgisch richtig ist". Braun war von den künstlerischen Plänen angetan: Der Gedanke, dass Jesus Christus durch seinen Tod und seine Auferstehung die Welt erlöst habe, müsse verbreiteter sein, gab der emeritierte Erzbischof dem Kunstschaffenden Schütze grünes Licht.
An Messingstäben sind die Einzelteile der Figur aus unverwüstlichem Metall befestigt. So scheint der auferstandene Christus an der Außenwand der Aussegnungshalle zu schweben: sozusagen über dem leeren Grab, das Schütze ebenfalls stilisiert hat. Lebenspendenden, frischen Wind scheinen eine Art Flügel zu spenden, die auch als offene Arme für ein Willkommen in der Ewigkeit interpretiert werden können.
Schütze hat auf diese "Flügel" neutestamentliche Verse eines jeden der vier Evangelisten geritzt. Verse, die auf ein Leben nach dem Tod hinweisen. In der Farbgebung des Gesamtkunstwerks - rot, weiß, schwarz, gold - hat sich Erhard Schütze an alten Meistern orientiert. Jede Farbe steht symbolisch: Rot etwa war die Farbe des Königs. Auch Schützes überwiegend in Rot gehaltener Auferstandener ist der Christkönig, ausgewiesen zudem durch seine Krone.
Schützes zeitgenössisches Werk korrespondiert auf faszinierende Weise mit dem 200 Jahre alten Corpus des Gekreuzigten, der im Eingangsbereich der Aussegnungshalle hängt. Der Corpus stammt von dem alten Friedhofskreuz und wurde restauriert.
Für Kirchenpfleger Baptist Bäuerlein und den Vorsitzenden des Ortskulturvereins, Alfred Reinlein, ist diese unmittelbare Nachbarschaft von alter und neuer Kunst gelungen. Beide Männer haben wesentlichen Anteil daran, dass auf diesem kirchlichen Friedhof von Ludwag der Auferstandene die Besucher und Trauernden empfängt. Ja, sie förmlich hält, wie es das vermeintliche Grabtuch vor seinem verklärten Leib nahe legt: "Das Tuch sieht so aus, als ob Christus jemanden trägt", lächelt Erhard Schütze.
Nach dem Gottesdienst und dem Friedhofsgang am Feiertag Allerheiligen hat Pfarrer Michael Herrmann dem Schütze-Werk den Segen Gottes erteilt.