Richard Wittke und Daniela Appel besuchen mit ihren Therapiehunden regelmäßig Senioren und schwerstkranke Kinder.
Luna und Kalle machen glücklich. Den elfjährigen Lino ebenso wie Ludwig, der heute 68 Jahre wird. Frau Herrmann sowieso, denn auf den Befehl der alten Dame legen oder setzen sich die großen Hunde. Glückliche Momente für die Betagten und die kleinen Schwerstkranken, aber auch für Richard Wittke und Daniela Appel, Besitzer und zweibeinige Kollegen der beiden Therapiehunde.
Jeden Dienstag kommt ein solches Therapie-Paar in die Regnitzau. Wöchentlich für eine Stunde, im Wechsel bei den Senioren und den Kindern. In den SeniVita-Einrichtungen leben Senioren und schwerstkranke Kinder Tür an Tür. Über den Verein Therapiehunde Franken werden Luna und Kalle hier eingesetzt. Den Verein gibt's seit 2010, ihm gehören 250 ausgebildete Hundeführer an, die 2014 insgesamt 3000 Einsätze hatten.
Die Tiere sind über den Verein auf ihre Tauglichkeit hin gecheckt und die Zweibeiner geschult, geprüft und regelmäßig fortgebildet. Der vielfach beschäftigte Rentner Richard Wittke kommt aus dem Burgwindheimer Gemeindeteil Unterweiler. Daniela Appel arbeitet im Landkreis Forchheim als Tierarzthelferin und hat ihre Pferde in Altendorf. Warum verbringen die Beiden Stunden ihrer kostbaren Freizeit ehrenamtlich in der Regnitzau?
Die 28-Jährige wollte mit ihrem Rottweiler-Rüden schon immer was mit Menschen machen und zeigen, "dass Rottweiler keine Kampfhunde sind". Wittke wiederum sucht aus persönlichen Gründen Möglichkeiten sozialen Engagements. Nach ehrenamtlicher Hospiz- und Altenheimarbeit kam er über Lebensgefährtin Heidi auf den Hund und schließlich auf die eigene Labradorhündin. Luna kann viel. "Unter anderem ist sie auch Schul- und Lesehund", schildert Wittke die breite Ausbildung.
"Weil ich anfangs noch nicht wusste, wo's hingehen soll."
Nachdem Kalle Operationen hatte, sprang Luna in Hirschaid ein und steht seitdem als Ersatz bereit. Koordiniert werden derartige Einsätze über den Verein, über den man auch versichert ist. Für den Pressetermin kommen ausnahmsweise beide.
"Hundetherapie" verrät das Schild im Eingangsbereich. Luna und Kalle werden sehnsüchtig erwartet. Personal und Bewohner haben sich mit Leckerli ausgestattet. "Wir haben jahrelang dafür gekämpft", stellt Erika Lunz (Pflegedienstleitung Kinderarche) fest. Pia Hoche (Pflegedienstleitung Seniorenheim) hat sich gleichfalls für Tiertherapie stark gemacht. Seit einem Jahr nun kommt Kalle beziehungsweise Luna, was eindeutig eine Bereicherung darstelle, wie Cornelia Schott (soziale Betreuung Senioren) bestätigt.
Zurückkehrender Lebensmut, bisweilen Fortschritte, zumindest Abwechslung - das ist es, was die Hundetherapie bewirkt.
Warten auf den Hunde-Tag
Wittke und Appel werden genauso freundlich begrüßt wie die Vierbeiner. Die Senioren warten oft regelrecht auf den Hunde-Dienstag. Bei den schwerstkranken Kindern entscheidet oft die Tagesform, ob der Hund zum Einsatz kommt. Das erfordert Einfühlungsvermögen bei den Hundeführern. "Die Tiere bringen's von sich aus mit", so Wittke. Im Stuhlkreis erklärt er, wie Hunde kommunizieren, leise und behutsam. Sanft bringt er Hundepfoten und Menschenhände zusammen, über Leckerli klappt die Annäherung am besten.
So selbstverständlich Luna und Kalle in den Stuhlkreis integriert wirken, so ist das hier für die Tiere doch echt Arbeit. Deswegen dauert ihr Einsatz maximal eine Stunde.
Während die Hunde durchaus auch robust an Rollstühlen agieren, verhalten sie sich nebenan bei den Kindern ganz anders. Fast schon rücksichtsvoll, hat man den Eindruck.
Das Blitzlicht des Fotografen hat Luna, die Wittke zum kranken Lino aufs Bett schickte, verunsichert. Sie will runter. Sie darf runter. Dafür hat Kalle weniger Probleme und übernimmt den Platz. Lino, der nur über Augen und Zungenbewegung kommuniziert, ist happy, übersetzt Erzieherin Maren Hoh. Pflegedienstleiterin Lunz bestätigt es. Kalle mit seinem warmen Fell und der großen Zunge, das sei besser für Lino, als nur die Hunde auf seinem Bildschirm. Wittke und Appel nicken, auch in ihren Mienen spiegelt sich Zufriedenheit.
"Die Arbeit hier gibt uns was, ich möchte dazu ermuntern, dass sich mehr Menschen für andere einsetzen, egal wo und wie", strahlt Wittke, nachdem alle Ludwig zum Geburtstag gratuliert haben. "Er ist so alt wie ich", stellt Wittke betroffen fest.