Lockerungen: Die Bamberger Geschäftswelt ist gespalten
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Donnerstag, 16. April 2020
Die geplanten Lockerungen lassen kleinere Einzelhändler und Dienstleister auch in Bamberg aufatmen. Andere müssen sich jedoch gedulden und sehen deutliche Nachteile. Die Begrenzung der Ladengröße stößt auf Kritik.
Die Bamberger Gastronomen sind in der Corona-Krise weiter im Hintertreffen. Aus Sicht von Florian Müller, Geschäftsführer Ahörnla und Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands, gibt es zu einer Öffnung kaum eine Alternative: Ein Lieferdienst lohne sich oftmals nicht. Und Beschäftigten fehle der variable Teil des Lohns in Form von Trinkgeld, was auch nicht vom Staat unterstützt werden könne.
Und auch die jetzt getroffenen Lockerungen gehen an den Gastronomen vorbei: Ab dem 27. April werden wieder kleinere Geschäfte mit bis zu 800 Quadratmetern Größe unter Auflagen öffnen, bereits ab 20. April Garten- und Baumärkte. Friseure starten ab Mai. Sie können wieder auf Kunden und Einnahmen hoffen. Doch gibt es auch einige, die leer ausgehen.
Müller stellt sich darauf ein, dass die Phase jetzt noch länger andauert. "Es wurden jegliche Hoffnungen zerschlagen, dass die Nutzung von Freischankflächen gelockert wird." Wenn die Beschränkungen noch bis Ende August dauern sollten und auch die Tourismussaison ausbleibe, könnten manche Gastronomiebetriebe es nicht überleben. "Es ist eine traurige Situation. Die Gastronomie braucht mehr finanzielle Unterstützung durch den Staat", fordert er.
Ein weiterer Verlierer findet sich in Hallstadt: Das familiengeführte Einkaufszentrum Ertl kann weiter nicht voll öffnen. "Dass eine Begrenzung nach Ladengröße erfolgt, diese Logik können wir nicht ganz nachvollziehen", sagte Mitinhaber Karl-Heinrich Ertl in einer Telefonkonferenz des Wirtschaftsclubs Bamberg am Donnerstag. Gerade auf größerer Fläche könne man die Abstandsregeln und Hygienevorschriften besser Handhaben als auf kleineren Flächen. "Ich fürchte, dass wir noch länger unter der Schließung zu leiden haben."
Wilfried Kämper, Vorsitzender des Wirtschaftsclubs betonte, dass es auch bei den Soforthilfen Verbesserungen geben müsse: Es komme derzeit zu langsam und zu wenig Geld an, so die Rückmeldung aus den Reihen der Mitglieder.
Soforthilfe hat auch Sarah Lehnert für den gleichnamigen Friseursalon am Heumarkt gestellt, dass es nun aber ab Anfang Mai wieder losgehen kann, freut sie. Allerdings muss sie sich wie andere Geschäftsinhaber auch um den Schutz der Kunden und Mitarbeiterinnen kümmern: So soll der Wartebereich abgeschafft und auf zwei Schichten mit je zwei Mitarbeiterinnen und einem Kunden pro Mitarbeiterin umgestellt werden. Termine gibt es nur noch nach Voranmeldung. Sollte ein Kunde zu früh dran sein, muss dieser vor dem Eingang warten. Lehnert überlegt, in der Anfangsphase die Öffnungszeiten zu verlängern, um allen Kunden gerecht zu werden. Außerdem werden weiterhin Hygienespender und Einweghandtücher zur Verfügung stehen und die Sitzplätze nach jedem Kunden desinfiziert. So soll man wieder unbesorgt zum Friseur gehen können.
Dass er erst ab 27. April öffnen kann, sieht Thomas Zölch-Buba von der Buchhandlung Colibri nicht als Problem: Es verschaffe Zeit, um die Abläufe neu zu strukturieren. Einerseits müssen Auslagen umgeräumt werden, um mehr Platz zu schaffen. Plexiglasscheiben an der Theke sollen kommen. Mitarbeiter erhalten Mundschutz. Der Lieferservice funktioniere außerdem sehr gut: "Über mangelnde Arbeit können wir nicht klagen." Er hat zwar Kurzarbeit beantragt, wird sie aber nicht in Anspruch nehmen müssen.