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Lockdown: Stieringer befürchtet "irreparable Auswirkungen"


Autor: Michael Memmel

Bamberg, Sonntag, 13. Dezember 2020

Mitten im Weihnachtsgeschäft trifft der erneute Lockdown die Bamberger Händler schwer. Geschäftsführer von Stadtmarketing Bamberg, Klaus Stieringer, macht sich im Interview große Sorgen.
Klaus Stieringer. Foto: privat


Mitten im Weihnachtsgeschäft trifft der erneute Lockdown die Bamberger Händler schwer. Der Geschäftsführer von Stadtmarketing Bamberg, Klaus Stieringer, macht sich im Interview große Sorgen um die Zukunft der Innenstadt, hat aber auch Tipps, wie die Bamberger die regionale Wirtschaft unterstützen können, ohne sich in den zwei Tagen vor dem Lockdown noch ins Getümmel stürzen zu müssen.

Wie bewerten Sie bislang das Weihnachtsgeschäft für den Bamberger Einzelhandel?

Klaus Stieringer: Die Corona-Krise hat - je nach Branche - ganz unterschiedliche Auswirkungen auf das Weihnachtsgeschäft. Während die Lebensmittelbranche, Drogerien und der Onlinehandel zu den Gewinnern der Krise zählen, sind neben den Selbständigen, Freien Berufen, Veranstaltern, Gastronomen, Reisebüros und Hotels, insbesondere die innerstädtischen Händler, durch die dramatisch sinkende Kundenfrequenz mit Umsatzeinbußen bis zu 60 Prozent von der Pandemie betroffen. Deshalb lagen große Hoffnungen auf dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft. Der Dezember ist der mit Abstand wichtigste Monat für den Handel, weil er bis zu einem Viertel des Jahresumsatzes ausmacht. Wir müssen leider davon ausgehen, dass der neuerliche Lockdown zu dramatischen irreparablen Auswirkungen für die Innenstadt führen wird. Vielen Einzelhändlern droht angesichts des neuen Lockdowns ohne staatliche Hilfen das Aus.

Rechnen Sie mit einem großen Ansturm auf die Geschäfte am Montag und Dienstag?

Sicher werden einige Verbraucher die letzten Einkäufe vorziehen. Aber ich gehe nicht von einem Ansturm auf die Innenstadt aus. Die Hygiene-Konzepte der Händler haben sich bewährt, so dass auch eine stärkere Frequenz in der Innenstadt coronakonform bewältigt werden kann. Das Einkaufsverhaltens hat sich in den vergangenen Wochen in die Vormittags- und Mittagsstunden verlagert. Demzufolge empfehle ich den Weihnachtseinkauf in die Nachmittags- und Abendstunden zu verlegen. Das Stadtmarketing bietet mit seinen Partnern verschiedene Onlinelösungen an, um die regionale Wirtschaft auch im Lockdown zu unterstützen.

Hier empfehle ich die Seiten www.bamberg-bestellt.de, www.gutschein-bamberg.de, www.baloca.de oder www.lokalengel.de.

War ein harter Lockdown, wie er jetzt bevorsteht, im Winter überhaupt zu verhindern?

Diese Frage ist schwer zu beantworten. Aber ich verstehe natürlich die Enttäuschung zahlreicher Unternehmer weil sie jetzt gestraft werden, obwohl sie mit ihren Hygienekonzepten alles richtig gemacht haben. Diese Gefühlsmischung aus Ohnmacht und Wut ist auch in anderen Branchen der Innenstadt zu spüren. Viele stören sich gar nicht so sehr an den Maßnahmen selbst. Jeder Blick in die Krankenhäuser verrät, dass dieser Virus heimtückisch, gefährlich und oftmals tödlich ist. Viele Unternehmer stören sich vielmehr an deren Umsetzung, an der (gefühlt) fehlenden Strategie und der daraus resultierenden fehlenden Planungssicherheit. Nahezu täglich werden Maßnahmen gefordert, Maßnahmen umgesetzt und bestehende Maßnahmen - wegen fehlender Wirksamkeit - wieder in Frage gestellt. Ein harter Lockdown, zum Beispiel in den Herbstferien über zwei Wochen, wäre für die Zivilgesellschaft, für die Wirtschaft, planbar und verständlich gewesen. Letztlich müssen wir uns eingestehen, dass wir keinen Weg gefunden haben, um das Virus in Schach zu halten, ohne das halbe Land lahmlegen zu müssen - mit fatalen Folgen für alle gesellschaftlichen Bereiche. Wir müssen daher wirksamere Konzepte finden, um 2021 einen dritten, vierten oder fünften Lockdown zu verhindern.

Die Fragen stellte Michael Memmel