Litzendorf will barrierefrei werden
Autor: Andrea Spörlein
Litzendorf, Dienstag, 15. August 2017
Litzendorf hat schon etliches an Vorleistung erbracht. Für weitere Maßnahmen hätte man gerne Mittel aus einem speziellen Förderprogramm.
2014 wurde vom Bayerischen Staatsministerium des Innern das Modell-Vorhaben "Die barrierefreie Kommune" gestartet. Dieses ist Teil des Sonderinvestitionsprogramms "Bayern barrierefrei 2023" - Modul Bau und Verkehr". Es soll den kommunalen Handlungs- und Finanzbedarf abschätzen helfen. Unter den 16 teilnehmenden Städten und Gemeinden ist auch die Gemeinde Litzendorf.
Es musste dafür innerhalb kürzester Zeit eine ausführliche Planung erarbeitet werden, die aus einer Mängelanalyse 65 Einzelmaßnahmen ermittelt hat. Das Investitionsvolumen für den Untersuchungsraum Litzendorf/Naisa/Pödeldorf beläuft sich auf rund 960 000 Euro und für Schammelsdorf, das beispielhaft für jeden weiteren Ortsteil steht, rund 20 000 Euro.
Vier Schwerpunkte
Dabei haben sich vier Handlungsschwerpunkte herausgestellt, die von barrierefreien Straßenquerungen, über den barrierefreien Ausbau der Bushaltestellen, taktiler und visueller Orientierung im öffentlichen Raum bis hin zur barrierefreien Überwindung von Höhenunterschieden reichen. Alle Planungen erfolgten immer in enger Abstimmung mit dem Bürgermeister und der Verwaltung, mit Menschen mit Einschränkungen und ihren Interessenvertreter sowie dem Behindertenbeauftragten der Gemeinde.Ganz oben auf der Prioritätenliste steht der weitere barrierefreie Ausbau des Rathauses und der Bau eine Rampe von der Straße "Am Schimmelsgraben" hin zur Pfarrkirche. Beide Maßnahmen liegen in stark frequentierten Bereichen von Litzendorf und tragen wesentlich zur Barrierefreiheit in der Gemeinde bei. Zurzeit sind umfangreiche Baumaßnahmen rund um St. Wenzeslaus und ums Pfarrheim im Gange. Hier werden die Wege so ausgebaut, dass sie auch von Menschen mit Einschränkungen benutzt werden können. Ganz wichtig ist dabei der Zugang zum alten Teil des Friedhofs. Der neue Teil des Friedhofs hat bereits zwei barrierefreie Zugänge. Hier arbeitet die Gemeinde eng mit dem Kirchenpfleger und dem Kirchenrat zusammen. Für Kirchenpfleger Raimund Köhler ist es ganz wichtig, "dass ältere Menschen und Menschen mit Einschränkungen weiterhin selbstständig die Kirche, den Friedhof und das Pfarrheim besuchen können". Bei der schwierigen Topographie nicht immer ein leichtes Unterfangen.
Was barrierefrei bedeutet, kann Bürgermeister Wolfgang Möhrlein (CSU) im Moment sehr gut nachvollziehen. Nach Sportverletzung und Operation ist er noch auf Krücken angewiesen. Ihm war aber auch schon vorher bewusst, wie wichtig das Thema Barrierefreiheit ist. Bereits heute sind circa zehn Prozent der Bevölkerung auf Barrierefreiheit angewiesen.
Dieser Anteil wird in den nächsten Jahren noch deutlich steigen. Dennoch gibt es keine Pauschalrezepte. Die örtlichen Gegebenheiten müssen berücksichtigt werden, so Möhrlein. "Und manchmal sind einfach praxisnahe und pragmatische Lösungen notwendig." Das heißt, nicht mit jeder Gestaltungsmaßnahme kann eine absolute Barrierefreiheit für alle Zielgruppen erreicht werden. So sind zum Beispiel Bordsteinkanten für Blinde zur Orientierung notwendig, für Rollstuhlfahrer dagegen oft ein Hindernis.
Im halböffentlichen Raum
Möhrlein wünscht sich, dass man mit der Barrierefreiheit im "halb-öffentlichen Raum", also bei Geschäften, Apotheken, Ärzten oder Gasthäusern, weiter vorankommt. Bei Baumaßnahmen in Litzendorf rund um Pflegeheim, Bücherei, Bürgerhaus und Ortsdurchfahrt wurde Barrierefreiheit berücksichtigt. Ebenso bei vielen kleinere Maßnahmen: Behindertengerechte Parkplätze im öffentlichen Raum, Gemeindehomepage, der "Barrierefreie Wanderweg in der Fränkischen Toskana" sind weitere Mosaiksteine hin zur barrierefreien Gemeinde.Ende 2017 bzw. Anfang 2018 will Litzendorf eine Halbzeitbilanz aufstellen und weiter beraten, was noch zu tun ist beziehungsweise welche angedachten Maßnahmen realisiert werden sollen.
Ein entsprechendes kommunales Förderprogramm aus München für diese Maßnahmen würde man vor Ort sehr begrüßen. Doch auf dieses wartet Litzendorf bereits seit 2014, bisher vergebens.