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Lisberger Burgherr braucht eine Wachablösung


Autor: Anette Schreiber

LKR Bamberg, Freitag, 08. August 2014

"Ich stehe am Ende meines Lebens und möchte die Burg in gute Hände geben!" Das gibt der Lisberger Burgherr Hans Fischer seinen prominenten Besuchern auf den Weg. Bei Generalkonservator Mathias Pfeil sollen diese Worte in München nachklingen, wenn er an seine Tour durchs Bamberger Land denkt.
Im Lisberger Burghof: Burg-Berater Matthias Löffelmann, Burgenforscher Elmar Sturm, MdL Heinrich Rudrof, Burgherr Hans Fischer, Kreisheimatpfleger Wolfgang Rößler, Generalkonservator Mathias Pfeil und sein Stellvertreter Bernd Vollmar (von links). Alle Fotos: Barbara Herbst


Nicht die Giechburg, nicht Schloss Seehof, nicht die Ebracher Klosterkirche. Es waren andere Schätze, die "der Neue" entdecken sollte. Seit fünf Monaten ist Mathias Pfeil oberster Denkmalschützer im Freistaat, also Generalkonservator. Zeit, ihm zumindest ein paar der vielen Pretiosen zu zeigen, die der Landkreis Bamberg aufzuweisen hat, befand MdL Heinrich Rudrof und tourte mit Pfeil und Denkmalschutz-Experten einen Arbeitstag lang durch die Region. In einer kleinen Serie nehmen wir Sie auf diese Tour mit. Stationen sind das einstige Amtsschloss in Burgwindheim, die frühmittelalterliche Burg Lisberg, das neu sanierte Schloss Sassanfahrt, die marode Stadtmauer in Scheßlitz, das älteste Fachwerkhaus im Landkreis in Baunach und die in Stand gesetzte historische Kelleranlage in Unterhaid.

46 Jahre Herr auf der Burg

46 Jahre lang war Hans Fischer in Lisberg Burgherr. Vieles hat der 86-Jährige getan, damit die einzige erhaltene Burg im Steigerwald - einst waren es 32 - auch für die Nachwelt Bestand hat. "Ich stehe am Ende meines Lebens und muss einen Nachfolger finden für die Burg", legte er den Besuchern ans Herz. Er wolle beruhigt abtreten.

"Ich erwarte von Ihnen Vorschläge, oder dass sie helfen können" , erklärte der Burgherr in Richtung potenzielle Nachfolger. Die Dächer seien durchrepariert, in den nächsten fünf bis zehn Jahren bestehe hier kein Handlungsbedarf, ließ Fischer wissen. "Die Burg ist statisch, von den Dächern und von den Fenstern her kein Sorgenkind" , warb er für die Burg. Gemeinsam mit seinem Burg-Betreuer-Freund und Berater Matthias Löffelmann führte Fischer die Gäste unter anderem in den Bereich, in dem Studierende der Uni Bamberg der Mätressenwohnung - "mit dem schönsten Blick auf Lisberg", so der Burgherr - auf den Grund gehen.

"Ihre Ergebnisse interessieren mich", ließ der Generalkonservator die beiden Studentinnen Sabrina Bils und Veronika Gresk wissen, die hier für ihre Masterarbeit forschen. "Wir sind in Kontakt", erklärte dazu die Denkmal-Referatsleiterin Annette Faber. Im Landkreis Bamberg gibt es praktisch kein Denkmal, über das sie nicht Bescheid wüsste.

"Wahrer Höllenschlund"

Beeindruckt ist auch sie von dem Blick in das, was ihr "Chef" als "wahren Höllenschlund" bezeichnet - den Abzug über dem Herd der Schlossküche. Nicht weniger Begeisterung weckt der Eindruck, den der wunderbare Saal macht, um den viele Kollegen Lisbergs Bürgermeister Michael Bergrab beneiden, weil er hier Trauungen halten kann. Was aus der im 16. Jahrhundert gestalteten Galerie zu werden vermag, erahnen die Experten bereits, wie ihre Kommentare zeigen. Als Fischer die Burg von den Castells übernahm, waren hier jedenfalls noch Bulldogreifen gelagert.

Am Ende der Burgtour jedenfalls zollte der Generalkonservator dem Burgherren höchsten Respekt für dessen "Riesen-Leistung". Landrat Johann Kalb sprach bewegt von einem Lebenswerk und unterstrich, "wir müssen Burgen und Schlösser für die Zukunft erhalten." Heinrich Rudrof sagte seine Unterstützung zu, nun in der Hoffnung, im Generalkonservator einen Mitstreiter zu finden. Wie bei anderen Denkmälern.

"Das wunderbare Bamberger Land hat eine Menge Kulturgüter zu bieten", hatte Rudrof den Gast aus der Landeshauptstadt zu Beginn der Tour eingestimmt. Zumindest einen Bruchteil davon sollte der neue Generalkonservator kennen lernen, um dadurch einen persönlichen Eindruck vom Bamberger Land für seine Denkmalschutz-Arbeit am Münchener Schreibtisch zu bekommen. So das Ziel des Landtagsabgeordneten, der von sich sagt: "Denkmalschutz ist für mich ein wichtiges Anliegen, für das ich mich im Haushaltsausschuss des Landtags einsetze." Das ist dem Besucher aus München bestens bekannt.

Schließlich hatte Pfeil seit 2006 die Bauabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung geleitet. Bekannt, das ist ihm zumindest ein Teil der Begleiter: Annette Faber, Referatsleiterin Praktische Denkmalpflege Bau- und Kunstdenkmäler (Oberfranken/Unterfranken), Bernd Vollmar, Pfeils Stellvertreter und Abteilungsleiter Bau- und Kunstdenkmalpflege. Nun kennt er auch die beiden Kreisheimatpfleger Annette Schäfer und Wolfgang Rößler.