Letzte Station Hauptsmoorwald
Autor: Michael Wehner
LKR Bamberg, Mittwoch, 12. Juni 2019
Die Auswirkungen des Dürresommers 2018 zeigen sich in den Wäldern rund um Bamberg in nicht da gewesener Dimension. Forstleute und Sägebetriebe arbeiten an der Grenze. Und Umweltschützer warnen wieder vor sterbenden Wäldern.
BambergDie Bamberger lieben die Wälder, die ihre Stadt auf den Höhenzügen wie eine grüne Arena umgeben. Das zeigte sich zuletzt im November 2018, als Frauen und Männer in Scharen an die Urnen liefen, um gegen ein Gewerbegebiet auf dem Muna-Gelände zu stimmen.
Die Tragödie, die sich zu dieser Zeit im dunklen Tann jenseits der kommunalpolitischen Bühne abspielte, war damals erst in groben Zügen bekannt.
Noch ist der Wald grün, der Bamberg umgibt, doch die braunen Flecken sind an den Waldrändern, an sonnenexponierten Stellen und auch mitten im Forst kaum mehr zu übersehen. Schon ist unter Naturschützern die Rede vom Waldsterben 2.0.
Das ist angesichts der Massen an gefälltem Nadelholz nicht einmal übertrieben: Wer die Folgen des Dürresommers in den heimischen Wäldern besichtigen will, besucht am besten den Wertholzlagerplatz der Bayerischen Staatsforsten nordöstlich von Strullendorf. Dort türmt sich die nicht verkäufliche Ernte der letzten Wochen zu Holzlagern in bisher nicht gekannter Länge und Höhe. Es sind Berge von entrindeten Stämmen, die darauf warten, dass die Preise für Nadelholz wieder auf ein lohnendes Niveau klettern.
Vor einem halben Jahr blätterten Sägewerke noch 100 Euro pro Festmeter hin. Jetzt sind viele gar nicht mehr in der Lage, die Klimaopfer zu verarbeiten, die nicht nur aus Franken, sondern auch aus Ober- und Niederbayern, der Oberpfalz und Tschechien in riesigen Mengen auf dem Markt landen. "Für uns ist das alles andere als ein typischer fränkischer Frühling. 50 000 Festmeter Schadholz allein im Staatswald sind dramatisch", sagt Stephan Keilholz.
Der Betriebsleiter des Forstbetriebs Forchheim, Herr über 17 000 Hektar Waldfläche zwischen Scheßlitz und Erlangen, neigt nicht zu Übertreibungen. Doch solche bedrückenden Schadensbilder hat er in seinem Försterleben noch nicht gesehen. Nicht nur, dass die Fichte zu Tausenden dem Borkenkäfer zum Opfer fällt, der aktuell wieder in Myriaden ausfliegt. Erstmals ist in großer Menge auch ein weiterer Brotbaum der fränkischen Landschaft in ernster Gefahr - die Kiefer.
Dieser Vertreter nordischer Floren schien gegen Trockenheit gefeit. Doch auch die fränkische Föhre scheint bei Temperaturen jenseits von 35 Grad an Grenzen zu stoßen. Pilze und Käfer machen mit den geschwächten Bäumen kurzen Prozess, die Feinwurzeln zerreißen.